Interview mit Ted Butler (Teil 1)
01.12.2010 | Theodore Butler
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Jim Cook: Wer sind diese Leerverkäufer neben den ein, zwei großen Shorts?Ted Butler: An der COMEX verkaufen ca. 8 kommerzielle Körperschaften über 300 Millionen Unzen leer, dazu zählen auch die größten.
Jim Cook: Bei 29 $ haben die den Squeeze doch ziemlich deutlich zu spüren bekommen, oder nicht?
Ted Butler: Davon können Sie ausgehen.
Jim Cook: Wie hoch waren die Verluste für die Shorts?
Ted Butler: Beim Silber lagen die großen Acht zu Spitzenzeiten mit über 3 Milliarden $ draußen; rechnet man alle Shorts mit ein, dann waren es 5 Milliarden $.
Jim Cook: Sie haben darauf hingewiesen, dass es eine Menge Nachschussforderungen gegeben hat - wenn man Gold mit hinzuzieht. Auf wie viel belief sich das insgesamt?
Ted Butler: Alles in allem - fast 15 Milliarden $.
Jim Cook: Sie mussten also insgesamt 15 Milliarden $ locker machen?
Ted Butler: Genau. Das ist eine Schlüsselkomponente des Clearing-Systems.
Jim Cook: Konnte irgendjemand seinen Nachschussforderungen nicht nachkommen?
Ted Butler: Das lässt sich schwer sagen.
Jim Cook: Ich dachte, zum Preisanstieg auf 29 $ wäre es gekommen, weil vielleicht einige der Teilnehmer ihren Nachschussforderungen nicht nachkommen konnten und die Brokerfirmen deren Positionen zurückkauften. Nein?
Ted Butler: Sicherlich ist das häufig passiert; sie liquidieren die Kontrakte, um die Nachschussforderungen begleichen zu können.
Jim Cook: Da wird aber nicht rumgefuscht, oder?
Ted Butler: Das sind ganz grundlegende Rohstoffmarktsachen. Wenn Sie als Kunde Ihren Nachschussforderungen nicht nachkommen können, dann wird Ihr Broker Ihre Position liquidieren. Ansonsten müsste die Brokerfirma für die Verluste des Kunden einstehen. Brokerfirmen gewähren den Kunden keine Freischüsse. Wenn eine Brokerfirma ihren Margin-Verpflichtungen gegenüber dem Clearinghaus unter Strich nicht nachkommen kann, dann wäre das ein Ausfall - und wirklich tabu.
Jim Cook: Ich kann mir kaum vorstellen, dass JP Morgan völlig unvorbereitet abwartet, bis das Beil fällt. Denken Sie, dass JP Morgan eine Menge Silber aufgebracht hat, um diese Short-Position irgendwie zu reduzieren?
Ted Butler: Ich bin sicher, sie haben sich so viel Silber wie möglich besorgt, aber hier gibt es auch physische Sachzwänge. Ihr Problem ist kein Geldproblem, sie haben ein Problem mit dem physischen Material.
Jim Cook: Wie wir gesehen haben, wurden die Margin-Auflagen beim Silber angehoben. Warum beim Silber?
Ted Butler: Silber hat die stärksten Marktbewegungen hinter sich, und die Margins sollten deswegen auch angehoben werden. Der Skandal war nur der Zeitpunkt der Margin-Erhöhung. Es ist eine Frage des Timings: Sie hatten gewartet, bis die Preise nach unten abdrehten und erhöhten dann die Margins beim Silber.
Jim Cook: An der Sache ist etwas faul?
Ted Butler: Es ist ein Beispiel dafür, warum ich sage, die CME Group (COMEX) würde ein kriminelles Unternehmen betreiben, denn in der Vergangenheit habe ich schon mehrfach beobachten können, dass sie diesen schmutzigen Trick bringen. Die Börse wählt den Zeitpunkt der Margin-Erhöhung so, dass sie den großen Haltern von Short-Kontrakten am wenigsten schadet oder ihnen vielleicht sogar hilft. Die beste Zeit ist immer dann, wenn der Preis nach einem steilen Anstieg plötzlich nach unten abdreht. Auf diese Weise schadet die Margin-Erhöhung eigentlich den Longs und nützt den Shorts. Denn wenn die Preise nach untern abdrehen, schwappt die Finanzwelle vorübergehend den Longs entgegen.