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Ölpreise im Alleingang

20.09.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Preisverfall am Rohölmarkt dauert an. Brentöl verbilligte sich gestern um weitere 4 USD je Barrel und notiert heute Morgen mit knapp 108 USD je Barrel auf einem Sechs-Wochentief. Bemerkenswert ist, dass die Ölpreise bereits vor Bekanntgabe der US-Lagerdaten stark unter Druck gerieten. Der deutliche Anstieg der Rohölvorräte um 8,5 Mio. Barrel gegenüber Vorwoche scheint für den kräftigen Preisrutsch im Nachhinein lediglich eine Alibifunktion zu haben. Tatsächlich ist ein Teil des massiven Vorratsaufbaus lediglich die Nachwirkung von Hurrikan Isaac, denn in der Berichtswoche haben sowohl die US-Importe als auch die Rohölproduktion im Golf von Mexiko wieder merklich angezogen. Vor allem in PADD 3, der Golfküste, sind die Lagerbestände folglich stark um 4,7 Mio. Barrel gestiegen. Hinzu kommt ein kräftiger Anstieg der Vorräte im Ostküsten-Distrikt (PADD1).

Alles in allem liegen damit die US-Rohölvorräte trotz einer hohen Raffinerieauslastung von 89% knapp 12% über dem für diese Jahreszeit üblichen Niveau. Aber auch wenn diese Zahlen damit einmal mehr ein Indiz dafür sind, dass die aktuelle Rohölversorgung am Markt komfortabel ist, erscheint uns das Ausmaß und vor allem das Tempo des Preisverfalls - seit Montag hat der Brentölpreis um gut 9 USD bzw. 8% nachgegeben - als übertrieben. Dies gilt umso mehr, als dass andere Konjunkturbarometer wie Aktienmärkte und der zyklische Rohstoff Kupfer im gleichen Zeitraum ihre Gewinne verteidigen konnten. Wir rechnen in den kommenden Tagen mit einer Gegenbewegung.

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Edelmetalle

Im Zuge eines festeren US-Dollars und schwacher asiatischer Aktienmärkte sowie fallender Rohstoffpreise geben auch die Edelmetalle heute Morgen nach. Stärker unter Druck stehen allerdings nur Platin und Palladium, wohingegen sich Gold und Silber relativ gut halten. Das Silver Institute machte gestern in einer Pressemitteilung vor allem die Investmentnachfrage für den mittlerweile gut 23%-igen Preisanstieg von Silber seit Jahresbeginn verantwortlich. Berechnungen des Silver Institutes zufolge haben Investoren in diesem Jahr bislang mehr als 32 Mio. Unzen Silber mittels physisch gedeckter ETFs gekauft. Die Bestände der Silber-ETFs beliefen sich gemäß Silver Institute per Mitte September auf über 608 Mio. Unzen, was einem Gegenwert von rund 20,5 Mrd. USD entspricht.

Das Silver Institute geht davon aus, dass die Anleger ihre Portfolios auch weiterhin mit Sachwerten wie z.B. Silber diversifizieren werden und nennt die Abwertung der wichtigsten Währungen sowie die anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der globalen Wirtschaftsentwicklung als Gründe. Obwohl Silber überwiegend in der Industrie verwendet wird und deren Nachfrage nach Silber teilweise preisunelastisch sei, hat die Industrienachfrage nur geringfügig zum Preisanstieg beigetragen. Wir teilen diese Meinung und sehen den Silberpreis aktuell zu einem Großteil spekulativ getrieben. Dadurch wächst aber auch die Gefahr von Gewinnmitnahmen und Preisrücksetzern.


Industriemetalle

Das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) hat gestern seine monatliche Angebots- und Nachfragestatistik zu den Metallmärkten veröffentlicht. Diese hat im Wesentlichen das Bild bzw. die Tendenz der vergangenen Monate bestätigt. So hat sich z.B. das Angebotsdefizit am globalen Kupfermarkt in den ersten sieben Monaten des Jahres auf nunmehr rund 280 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Im selben Zeitraum ein Jahr zuvor bestand gemäß WBMS-Daten noch ein Überschuss von knapp 200 Tsd. Tonnen. Das aktuelle Defizit ist darauf zurückzuführen, dass das Angebot nicht im selben Ausmaß ausgeweitet werden konnte (+2,4%), wie die Nachfrage zugelegt hat (+6,7%).

Genau spiegelbildlich zeigt sich die Lage am globalen Nickelmarkt. Hier übertraf zwischen Januar und Juli das Angebot die Nachfrage um 50 Tsd. Tonnen, während der Markt in derselben Periode des Vorjahres noch weitgehend ausgeglichen war. Verantwortlich für den Überschuss ist eine im Jahresvergleich massive Erhöhung der Produktion um 15,1%. An den globalen Aluminium- und Zinkmärkten wurden die zum Teil hohen Angebotsüberschüsse im Vergleich zum Vorjahr abgebaut, bei Blei zeigte sich der Angebotsüberschuss dagegen relativ unverändert. Mit wenigen Ausnahmen sollten die Metallpreise damit auch fundamental unterstützt sein. Der jüngste Preisanstieg im Zuge der Euphorie nach den Zentralbankmaßnahmen dürfte sich daher als nachhaltig erweisen und mittel- bis langfristig fortsetzen.


Agrarrohstoffe

Die Dürren in den USA und im Schwarzmeerraum haben die weltweite Ernteerwartung für Getreide und Ölsaaten stark gesenkt. Dies sorgte für kräftigen Preisauftrieb. Speziell die meistgehandelten Kontrakte für Sojabohnen und Mais setzten neue Rekorde. Im Zuge dieser steigenden Preise ist die Teller-Tank-Diskussion wieder hochgekocht, ob es sinnvoll ist, aus Nahrungsmittelpflanzen Biokraftstoff herzustellen. Vor allem die Programme der USA und der EU stehen im Fokus der Kritik. Aus Sorge zu hoher Futtermittelpreise setzen Gouverneure aus Viehzuchtstaaten in den USA die Regierung unter Druck, ihr ehrgeiziges Mais-Ethanol-Ziel zu senken. Jedoch ist eine Abkehr dieses Weges unwahrscheinlich, da immer auf die Flexibilität des Programms verwiesen wird.

Auch das US-Landwirtschaftsministerium bekräftigte, dass der Ethanolmarkt sich angesichts der hohen Preise genau richtig verhält, und weniger Mais nachfragt. In Europa wird hingegen über eine Änderung des Programms nachgedacht. Bis 2020 sieht das derzeitige Gesetz vor, den Anteil von Biokraftstoffen auf 10% am Kraftstoffverbrauch zu steigern. Nun fordert die EU-Kommission, den Anteil der Nahrungsmittelpflanzen, zu denen Sojabohnen und Raps zählen, auf den derzeitigen Gebrauch von 5% zu limitieren. Vielmehr will man den Ausbau der Biokrafstoffproduktion aus Bioabfall und landwirtschaftlichen Reststoffen fördern.




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