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Beruhigung an den Märkten - Eurozone/EZB stehen nicht isoliert …

02.12.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (06.30 Uhr) bei 1.3105, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3014 im europäischen Handel markiert wurden. USD-JPY stellt sich aktuell auf 84.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.15, währende EUR-CHF bei 1.3165 oszilliert.

Gestern ergab sich eine Beruhigung bei der Spekulation gegen die Eurozone. Hintergrund war einerseits eine Einlassung seitens der US-Regierung. Aus offiziellen Stellen der US-Regierung verlautete, daß die USA bereit wären, einen größeren europäischen "Stability Fund" mit höherer Beteiligung des IWF zu unterstützen. Die USA sehen bei einer Verschärfung ansonsten Ansteckungsrisiken für die eigene Wirtschaft.

Auch das Gesetz der großen Zahl impliziert Entscheidungen in diese Richtung. Wenn global 33.500 Mrd. USD in der Spitze per April 2009 durch G-30 Nationen an Interventionsmassen aufgefahren wurden, um die jetzige profunde Erholung zu gewährleisten, wieso sollten dann wegen der irischen und griechischen Probleme (beide Länder haben zusammen 14,5 Mio. Menschen der 320 Mio. großen Eurozone und nutzen einen vergleichsweise kleinen Schutzschirm aktuell von 250 Mrd. USD) diese Erfolge in Frage gestellt werden?

Das gilt um so mehr, als daß weder die Reformen noch die reale Lage durch aktuelle Bewertung diskontiert wird. Es handelt sich um eine spekulative Übertreibungen, die die Erfolge der homogenen globalen Antwort auf die globale Finanzkrise gefährden könnten. Dem gilt es, sachlich entgegen zu wirken. Schon einmal hat der Finanzsektor mit seiner Spekulation auf US-Immobilien und die nachgelagerte Strukturierung der Hypotheken die reale Wirtschaft nahezu erfolgreich in die Knie gezwungen.

Der jetzige Aufschwung, den wir in unserem Jahresausblick 2011 als qualitativ besten Aufschwung seit dem Korea Krieg mit sachlicher Begründung klassifizieren werden, wird fiskalisch die aktuell noch deutlichen Wunden deutlich nivellieren. Fiskallagen folgen halt Konjunkturlagen.

Darüber hinaus hat sich gestern und auch noch heute eine Erwartungshaltung ergeben, daß im Krisenfall die EZB verstärkt Staatsanleihen der angeschlagenen Länder aufkaufen würde.

Ergo ist der große spekulative Druck gegen den Euro und damit gegen den globalen Aufschwung kurzfristig gebändigt. Es ist zu früh volle Entwarnung zu geben. Es sieht aber gut aus!


Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den produzierenden Sektor nahm im Vergleich zu der ersten Schätzung von 55,5 leicht auf 55,3 Punkte ab. Im Monatsvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,7 Punkte. Das ist die wesentliche Kernaussage. Die Aufwärtsdynamik nimmt zu.

Der "Challenger Report", der Auskunft über angekündigte Massenentlassungen in den USA gibt, sendete per November ein negatives Signal.

Im Monatsvergleich nahm die Anzahl der betroffenen Jobs von zuvor 37.986 auf 48.711 um 28,2% auf den höchsten Wert seit acht Monaten zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -3,3% nach zuvor -31,8%.

Trotz des enttäuschenden Ergebnisses sind wir grundsätzlich nicht bereit, diese Zahl einer Extrapolation zu unterwerfen. Die übrigen Anzeichen aus dem US-Arbeitsmarkt weisen in eine andere Richtung.

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Das gilt auch für den "ADP Employment Report" per November. Hier werden Prognosen von ADP über die Entwicklung der privaten Beschäftigungsverhältnisse geliefert.

Laut ADP wurden per November 93.000 neue Jobs kreiert. Analysten hatten lediglich eine Zunahme von 69.000 Jobs erwartet. Damit stellte sich der höchste Anstieg in dieser Datenreihe seit November 2007 ein.

Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von 43.000 auf 82.000 markant nach oben revidiert. Hier kam es also zu einer profunden positiven Überraschung, die sich nahtlos zu den zuletzt positiven Daten bei den Arbeitslosenerstanträgen gesellt und der Aussagekraft des Challenger Report deutlich den Boden entzieht.

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Die US-Produktivität nahm per 3. Quartal nach der Anpassung des BIP den Erwartungen des Marktes entsprechend um 2,3% nach zunächst geschätzt 1,9% zu. Unsere kritische Haltung zu der Qualität der US-BIP und den daraus abgeleiteten Arbeitsproduktivitätsdaten setzen wir als bekannt voraus.

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Die US-Bauausgaben setzten mit einem nicht erwarteten Anstieg um 0,7% einen positiven Akzent (Prognose -0,4%). Damit kam es den zweiten Monat in Folge zu einem beachtlichen Anstieg, da der Vormonatswert von +0,5% auf +0,7% revidiert wurde. Anzeichen einer soliden Bodenbildung nehmen derzeit hier zu.

Der Chart beleg, daß sich dieser Index immer noch in Schlagdistanz zu den von drei Monaten markierten Tiefpunkten bewegt.

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Auch der ISM-Index konnte per November mit einem Indexstand von 56,6 nach zuvor 56,9 und einer Konsensusprognose bei 56,5 Punkten überzeugen. Der Index impliziert weiterhin solide nachhaltige Expansion in diesem Sektor der US-Wirtschaft.

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Ingesamt sind die konjunkturellen Meldungen, ob aus Japan (siehe "Letzte Nachrichten", China (PMI gestern), Deutschland oder den USA überwiegend positiv überraschend. Die Weltwirtschaft legt einen Zahn zu. Das ist gut für die fiskalische Entwicklung und es wirkt den aktuellen spekulativen Entwicklungen am europäischen Staatsanleihemarkt sachlich entgegen.

Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das den USD aus technischen und psychologischen Motiven gegenüber dem Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.3350-1.3370 dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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