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Ölmarkt auf der Suche nach Orientierung

21.09.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Im gestrigen Nachmittagshandel kam es "endlich" zu der fast schon zu erwartenden Gegenbewegung am Ölmarkt: Brentöl zog um 3 USD je Barrel an und notiert heute Morgen bei gut 110 USD. Fundamental begründet wird die Preiserholung mit den Risiken von Produktionsausfällen. Zum einen besteht die Gefahr, dass sich die weitere Erholung von Libyens Ölsektor verzögert, weil es nach dem Anschlag in der letzten Woche zunehmend schwierig werde, ausländische Arbeiter für die Ölindustrie im Land zu gewinnen. Zum anderen verzögern sich im Oktober einige Lieferungen von Forties-Öl aus der Nordsee, weil sich die Produktion nicht ganz so schnell normalisiert wie geplant.

Doch während der Blick auf Angebotsrisiken grundsätzlich Anlass für eine Preiserholung gibt, kann die aktuell schwächelnde Weltkonjunktur einer solchen Bewegung den Wind aus den Segeln nehmen. Entscheidend sind dabei nicht zuletzt die Tendenzen in China. Hier ist die Abkühlung der Wirtschaft nicht spurlos an der Ölnachfrage des mittlerweile zweitwichtigsten Verbrauchslands der Welt vorbeigegangen. Im August verringerte sich der Verbrauch um gut 200 Tsd. auf knapp 9 Mio. Barrel pro Tag. Heute Abend wird die CFTC die Daten zur Positionierung der spekulativen Anleger per Dienstag dieser Woche vorlegen. Es dürfte schwer zu filtern sein, inwieweit diese zum Preisrutsch Anfang der Woche beigetragen haben. Denn dem möglichen Abbau von Netto-Long-Positionen dürfte ein Aufbau der Positionen in der ersten Hälfte der Berichtswoche im Zuge von "QE3" gegenüberstehen.


Edelmetalle

Nach einer kurzen Verschnaufpause nimmt Gold in Euro gerechnet wieder Anlauf auf das Allzeithoch von vor rund einem Jahr. Mit 1.367 EUR je Feinunze handelt das gelbe Edelmetall heute Morgen wieder auf dem Niveau vor einer Woche und ist nur noch knapp 8 EUR vom Rekordhoch entfernt. In US-Dollar ausgedrückt notiert Gold mit rund 1.775 USD je Feinunze ebenfalls wieder in der Nähe des 6½-Monatshochs. Spekulationen über einen erneuten Schuldenschnitt in Griechenland dürften mit zum neuerlichen Preisanstieg beigetragen haben. Es zeichnet sich ab, dass das derzeitige Schuldenniveau Griechenlands nicht tragfähig ist. Ein weiterer Schuldenschnitt wird deshalb auch vom IWF befürwortet. Begleitet wird der Preisanstieg abermals von Zuflüssen in ETFs.

Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs haben gestern ihre Bestände den 13. Tag in Folge auf nunmehr gut 2.523 Tonnen ausgebaut. Damit kam es allein in diesem Monat bislang zu Zuflüssen von fast 64 Tonnen. Die Statistik zur Marktpositionierung, die heute Abend von der CFTC veröffentlicht wird, dürfte zeigen, dass die spekulativen Finanzanleger ebenfalls weiter stark auf steigende Goldpreise gesetzt haben. Denn erst in dieser Statistik ist die Ankündigung von "QE3" durch die US-Notenbank Fed erfasst, im Zuge derer es zu merklichen Preissteigerungen kam. Trotz des bereits erfolgten Preisanstiegs sehen wir für Gold weiteres Aufwärtspotenzial.

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Industriemetalle

Indonesien, das zu den weltweit größten Minenproduzenten von Nickel, Kupfer und Bauxiten zählt, lockert die Ausfuhrbestimmungen für Erze wieder. So sollen die Minenunternehmen, die im Land tätig sind, auch nach 2013 noch unverarbeitetes Material exportieren dürfen. Laut Angaben des stellvertretenden Energie- und Bergbauministers bekommen die Unternehmen dadurch mehr Zeit, die benötigten Schmelzen zur Verarbeitung des Materials zu bauen. Der Minister rechnet mit dem Bau von bis zu 30 Schmelzen. Diese sollen in vier Regionen des Landes zentralisiert und z.B. mit Energie aus nahegelegenen Gasfeldern versorgt werden. Das wiederum bedeutet aber auch, dass neue Kraftwerke gebaut werden müssen.

Standard & Poor’s bezifferte den Bedarf an Energie für die neuen Schmelzen unlängst auf mehr als 1 Gigawatt. Ein 2009 eingeführtes Gesetz sah ursprünglich vor, dass ab 2014 kein Erz mehr, sondern nur noch verarbeitetes Material aus dem südostasiatischen Land ausgeführt werden darf. Dieses ist höherwertig und trägt daher stärker zum Wohlstand des Landes bei. An der seit Mai geltenden Ausfuhrsteuer von 20% auf Erze hält Indonesien aber fest. Dies hatte bereits in den vergangenen Monaten zu deutlich rückläufigen Exporten von z.B. Nickel und Bauxiten geführt. Daran dürfte sich mit der jetzigen Ankündigung auch kaum was ändern, denn diese hat eher längerfristige Auswirkungen. Die indonesischen Exporte sollten daher auf niedrigem Niveau bleiben.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Arabica-Kaffee setzt seine Talfahrt fort und notiert derzeit bei 168,6 US-Cents je Pfund, ein Rückgang von rund 8% seit Wochenbeginn. Dies liegt vor allem an der Erwartung hoher Regenfälle für die kommenden Tage in Brasilien, die den Beginn der Regensaison einläuten könnten. Laut dem US-Wetterdienst MDA wären dies günstige Bedingungen für die Blütephase der Kaffeebäume im September und Oktober. Mitverantwortlich für den Preisdruck sind ebenfalls die hohen Vorräte in den Lagerhäusern der ICE, die mit 2,06 Mio. Sack auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren liegen.

In Argentinien ist die Aussaatphase von Mais gut gestartet. Wie die Getreidebörse in Buenos Aires berichtet, sorgen feuchte Böden für gute Saatbedingungen. Auch die angekündigte niederschlagsarme Phase in den nächsten Tagen sollte positive Effekte haben, da die Böden bereits feucht genug sind. Dies dürfte die Feldarbeit erleichtern und so die Aussaat von Mais unterstützen, die bis einschließlich November dauern kann. Viele Blicke richten sich auf die Maisernte in Argentinien, wo laut USDA mit 28 Mio. Tonnen eine Rekordernte erwartet wird, die die weltweiten Angebotsengpässe entspannen könnte. Dies sollte einer merklichen Preiserholung von Mais entgegenstehen. Der meistgehandelte Maiskontrakt notiert mit gut 750 US-Cents je Scheffel nahe eines 10-Wochentiefs.




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