Die ökonomische Katastrophe abwenden? - Interview mit John Mauldin
25.09.2012 | The Gold Report
Bestseller-Autor John Mauldin (Mauldin Economics) ist der Meinung, die verbleibenden Optionen der EU rangieren letztendlich nur noch zwischen sehr schlimm bis desaströs. In den USA müssten sich die Republikaner und Demokraten gemeinsam, Hand in Hand, vom finanziellen Abgrund wegbewegen, um die wirtschaftlichen Probleme in den USA in den Griff zu bekommen. Lesen Sie im Folgenden Interview mehr über die verbleibenden Optionen und die notwendigen Kompromisse sowie Mauldins Vorstellungen hinsichtlich einer Reformierung des US-Steuerrechts.
The Gold Report: Im Januar hatten Sie gesagt, die Europäische Union müsste im Jahr 2012 schwerwiegende politische Entscheidungen mit "weitreichenden wirtschaftlichen Konsequenzen“ treffen. Trifft die EU jetzt diese Entscheidungen und wie lautet Ihre Prognose?
John Mauldin: Sie tut ihr Bestes, um Entscheidungen zu vermeiden, aber sie wird diese Entscheidungen dann aus dem Stehgreif treffen müssen. Die EU hat der Europäischen Zentralbank erlaubt, Geld zur Schuldenmonetisierung zu drucken. Die EZB verschafft den EU-Regierungen mehr Zeit, damit diese strukturelle Reformen erreichen können.
Und die strukturellen Reformen sind der eigentliche Knackpunkt - nicht die Schulden. Schulden sind das Symptom schlechter Politik, eines Systems das auf dem Weg zum Bankrott ist. Die EU hat eine Theorie in die Wirklichkeit umgesetzt, und diese Theorie funktionierte nicht.
The Gold Report: Und mit dieser Theorie meinen Sie das Gebilde der EU an sich?
John Mauldin: Mit der Theorie meine ich die Währungsunion? Hätte die EU es einfach bei der Handelsunion belassen, ohne noch eine Währungsunion draufzusetzen, dann wäre alles in Ordnung gewesen. Die EU wollte aber eine Einheitswährung. Das war Teil des europhilen Traums. In der EU glaubt man, die Währungsunion wäre "sine qua non“, was aber nicht stimmt.
Heutzutage kümmern sich die Computer nicht um Lira, Peso, Drachme, Pfund, Mark oder Franc. Die Computer sagen nur, so und so viel ist diese Einheit wert - klick, klick und fertig. In einer Zeit, in der wir uns auf eine elektronische Währung zubewegen, werden Wechselkurse gegenstandslos.
The Gold Report: Was ist Ihrer Meinung nach nun das strukturelle Problem?
John Mauldin: Das strukturelle Problem sind die fundamentalen Unterschiede der Arbeitsmärkte im Norden und im Süden der Eurozone. In den letzten 10 Jahren hat sich zwischen Deutschland und den Wirtschaften im Süden Europas ein Produktivitätsgefälle von 30% herausgebildet. Die Länder im Süden haben also ein Handelsdefizit.
Um Haushaltsdefizite ausgleichen zu können, muss man Handelsüberschüsse erzielen. So lautet das ökonomische Gesetz. Griechenland kann sein Haushaltsdefizit nicht ausgleichen, wenn es zuvor nicht schon sein Handelsdefizit ausgeglichen hat. Das Handelsdefizit Griechenlands beträgt aktuell um die 10%, da das Land nicht genügend Güter an den Rest Europas zu vernünftigen Preisen verkauft. Vor der Währungsunion konnte Griechenland das Ungleichgewicht beheben, indem es die eigene Währung abwertete. Dieser Weg ist dem Land jetzt verbaut, also muss es nun die relativen Lohnkosten senken.
Aus den Daten geht hervor, dass die Griechen tatsächlich länger und härter arbeiten als die Deutschen, sie produzieren nur nicht so viel wie die Deutschen. Und das hat Gründe. Deutschland hatte Anfang des letzten Jahrzehnts unter anderem seinen Arbeitsmarkt umstrukturiert und die Möglichkeit von "Minijobs“ geschaffen. Unternehmen können Arbeiter anstellen, ohne sie als fest Beschäftigte führen zu müssen. Sie können für 400 €/ Monat angestellt werden, ohne dass Sozialabgaben abgeführt werden müssen. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, kann man sie entlassen. Mit den Minijobs wurden Arbeitskräfte freigesetzt; die deutsche Industrie fand einen weiteren Absatzmarkt, die Minijobs sind Teil des deutschen Produktivitätswunders.
Minijobs wären in Spanien, Italien oder Griechenland nicht machbar. Diese Staaten sind der Auffassung, ihre Bürger sollten für ihre Arbeit vollbezahlt werden. Gut, dann wird aber auch keiner deren Produkte kaufen. Die Solidarität mit den Arbeitern hat eben auch ihre Konsequenzen.
The Gold Report: Im Januar hatten Sie gesagt, die Europäische Union müsste im Jahr 2012 schwerwiegende politische Entscheidungen mit "weitreichenden wirtschaftlichen Konsequenzen“ treffen. Trifft die EU jetzt diese Entscheidungen und wie lautet Ihre Prognose?
John Mauldin: Sie tut ihr Bestes, um Entscheidungen zu vermeiden, aber sie wird diese Entscheidungen dann aus dem Stehgreif treffen müssen. Die EU hat der Europäischen Zentralbank erlaubt, Geld zur Schuldenmonetisierung zu drucken. Die EZB verschafft den EU-Regierungen mehr Zeit, damit diese strukturelle Reformen erreichen können.
Und die strukturellen Reformen sind der eigentliche Knackpunkt - nicht die Schulden. Schulden sind das Symptom schlechter Politik, eines Systems das auf dem Weg zum Bankrott ist. Die EU hat eine Theorie in die Wirklichkeit umgesetzt, und diese Theorie funktionierte nicht.
The Gold Report: Und mit dieser Theorie meinen Sie das Gebilde der EU an sich?
John Mauldin: Mit der Theorie meine ich die Währungsunion? Hätte die EU es einfach bei der Handelsunion belassen, ohne noch eine Währungsunion draufzusetzen, dann wäre alles in Ordnung gewesen. Die EU wollte aber eine Einheitswährung. Das war Teil des europhilen Traums. In der EU glaubt man, die Währungsunion wäre "sine qua non“, was aber nicht stimmt.
Heutzutage kümmern sich die Computer nicht um Lira, Peso, Drachme, Pfund, Mark oder Franc. Die Computer sagen nur, so und so viel ist diese Einheit wert - klick, klick und fertig. In einer Zeit, in der wir uns auf eine elektronische Währung zubewegen, werden Wechselkurse gegenstandslos.
The Gold Report: Was ist Ihrer Meinung nach nun das strukturelle Problem?
John Mauldin: Das strukturelle Problem sind die fundamentalen Unterschiede der Arbeitsmärkte im Norden und im Süden der Eurozone. In den letzten 10 Jahren hat sich zwischen Deutschland und den Wirtschaften im Süden Europas ein Produktivitätsgefälle von 30% herausgebildet. Die Länder im Süden haben also ein Handelsdefizit.
Um Haushaltsdefizite ausgleichen zu können, muss man Handelsüberschüsse erzielen. So lautet das ökonomische Gesetz. Griechenland kann sein Haushaltsdefizit nicht ausgleichen, wenn es zuvor nicht schon sein Handelsdefizit ausgeglichen hat. Das Handelsdefizit Griechenlands beträgt aktuell um die 10%, da das Land nicht genügend Güter an den Rest Europas zu vernünftigen Preisen verkauft. Vor der Währungsunion konnte Griechenland das Ungleichgewicht beheben, indem es die eigene Währung abwertete. Dieser Weg ist dem Land jetzt verbaut, also muss es nun die relativen Lohnkosten senken.
Aus den Daten geht hervor, dass die Griechen tatsächlich länger und härter arbeiten als die Deutschen, sie produzieren nur nicht so viel wie die Deutschen. Und das hat Gründe. Deutschland hatte Anfang des letzten Jahrzehnts unter anderem seinen Arbeitsmarkt umstrukturiert und die Möglichkeit von "Minijobs“ geschaffen. Unternehmen können Arbeiter anstellen, ohne sie als fest Beschäftigte führen zu müssen. Sie können für 400 €/ Monat angestellt werden, ohne dass Sozialabgaben abgeführt werden müssen. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, kann man sie entlassen. Mit den Minijobs wurden Arbeitskräfte freigesetzt; die deutsche Industrie fand einen weiteren Absatzmarkt, die Minijobs sind Teil des deutschen Produktivitätswunders.
Minijobs wären in Spanien, Italien oder Griechenland nicht machbar. Diese Staaten sind der Auffassung, ihre Bürger sollten für ihre Arbeit vollbezahlt werden. Gut, dann wird aber auch keiner deren Produkte kaufen. Die Solidarität mit den Arbeitern hat eben auch ihre Konsequenzen.