Die ökonomische Katastrophe abwenden? - Interview mit John Mauldin
25.09.2012 | The Gold Report
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The Gold Report: Welche harten Entscheidungen müsste der Staat dann treffen? John Mauldin: Die südeuropäischen Staaten müssen ihre Wirtschaften restrukturieren. Der Aufkauf der Schulden dieser Länder und das Zugeständnis, dass diese Regierungen noch mehr Kredit aufnehmen können, bedeutet schließlich nur, dass die Schulden gegenüber den europäischen Steuerzahlern immer höher werden - Schulden, die zudem ausfallen werden.
Die EU-Staaten reden derzeit über eine europäische Bankenaufsichtsbehörde, ähnlich der US Federal Deposit Insurance Corp. Die Deutschen verabscheuen die Vorstellung, dass die EZB ihnen sagen kann, wie sie ihre Landesbanken, ihre Regionalbanken zu führen haben, weil diese Regionalbanken schwerste Finanzprobleme haben.
The Gold Report: Eine Umstrukturierung des Arbeitsmarkts könnte aber Jahre dauern, oder?
John Mauldin: Sie könnte Jahre dauern, oder von einem Tag auf den anderen passieren.
Sie könnte von einem Tag auf den anderen geschehen, wenn man eine eigene Währung hat. Wenn Spanien oder Italien zum Peso bzw. zur Lira zukehren, könnten sie ihre Lohnkostensituation sofort verändern, indem sie ihre Währung um 10% -20% abwerten.
Die Länder bleiben produktiv, der Handel kommt nicht zum Erliegen. Die Italiener könnten dann weniger kaufen, weil ihre Währung weniger wert ist, und die Deutschen könnten mehr italienische Güter kaufen, weil ihre Währung mehr wert ist.
The Gold Report: Warum wird diese Möglichkeit nicht diskutiert?
John Mauldin: Der Aufbruch der Währungsunion ist fürchterlich teuer. Das wäre ein gewaltiges - an dieser Stelle kann man seine Lieblingsschimpfwörter einsetzen - und ich sage "Desaster“ für alle Beteiligten.
The Gold Report: Die Euro-Mitglieder werden aber auch verlieren, wenn sie auf dem eingeschlagenen Weg bleiben.
John Mauldin: Das ist dann das zweite Desaster. Man muss sich eben für das gewünschte Desaster entscheiden.
Man hat die Wahl zwischen sehr schlimm und desaströs. Die Länder im Norden wollen eine echte politische Union mit allem Drum und Dran, aber nur, wenn die Gesetzeslage eindeutig besagt, dass die europäischen Zentralbehörden in die Haushaltsgesetzgebung der aktuell noch souveränen Staaten eingreifen können, falls diese Staaten ihre Haushalte nicht unter Kontrolle bekommen.
Der Norden möchte Brüssel ermächtigen, damit Spanien beispielsweise vorgeschrieben bekommt, wie viele öffentliche Angestellte zu entlassen sind, wie stark die Steuern zu erhöhen sind und wie stark die staatlichen Ausgaben gesenkt werden müssen, um zu einem ausgeglichenen Haushalt zu gelangen. Und die Spanier müssten all das mit sich geschehen lassen, weil sie diesen Gesetzen zugestimmt haben.
The Gold Report: Kommen wir auf die Vereinigten Staaten zu sprechen. In Ihrer Rede vom 10. September hatten Sie gesagt, dass die USA definitiv auf Crashkurs sind, falls sie nicht die richtigen Entscheidungen treffen und sich nicht, auch als Vorbild, auf den Weg der richtigen Entscheidungen begeben. Sie hatten zudem gesagt, dass Sie nicht alle Entscheidungen mögen, die von den Politikern vorgeschlagen werden. Welche Lösungen würden Sie vorschlagen?
John Mauldin: Jeder hat seine eigenen ökonomischen Fantasien. Meine ist eher wissenschaftlich als philosophisch. Wenn man sich eingehend mit der Literatur zum Thema beschäftigt, erkennt man, dass die Besteuerung von Konsum der Wirtschaft weniger schadet als die Besteuerung von Einkommen. Ich hätte gerne die Einführung einer Mehrwertsteuer, zudem würde ich gerne die Einkommenssteuer senken. Damit ließe sich das gesamte Steueraufkommen erhöhen, bei gleichzeitiger Senkung der Spitzensätze.
Ich würde die meisten Optionen für steuerliche Absetzbarkeit abschaffen - für Hypothekenzinsen, Wohltätigkeit, Fördermittel, Subventionen. Wenn man 100.000 $ verdient und der Spitzensteuersatz bei 20% - 24% liegt, wird man diese Steuer auch zahlen. Ich würde den Mindestsatz auf 7% bis 8% senken, und die Untergrenze für diese Steuer ziemlich niedrig ansetzen.
Ich würde die Körperschaftssteuer gerne bei 15% oder 12% sehen und alle dämlichen Optionen für steuerliche Absetzbar abschaffen.