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Inflation - Druck aufs Geldfass

30.09.2012  |  Klaus Singer
- Seite 3 -
Zurück zur finanziellen Repression: Das Beispiel Spanien mit 10-jährigen Renditen von 6% und einer Eurozonen-Inflationsrate von 2,4% zeigt, dass hier noch viel passieren muss. Entweder kauft die EZB spanische Staatsanleihen so massiv, dass die Zinsen unter die Inflationsrate gehen, oder die Inflation steigt massiv an. In der Realität treffen sich beide vielleicht bei 4%, so wohl zumindest die Absicht derer, die versuchen wollen, das Problem der Staatsverschuldung durch Geldwertverfall zu lösen.

Auch in den USA sah es bisher schon nicht danach aus, dass die Fed die Inflation bekämpfen wollte. Und mit der Bindung von QE3 an das Ziel, die Arbeitslosigkeit deutlich abzubauen, könnte sich die Fed selbst ein Bein stellen. Wenn sich die Situation auf den Gütermärkten bei weiter hoher Arbeitslosigkeit anspannt, werden Unternehmen verstärkt Kredite aufnehmen und die Banken ihr Kreditgeschäft ausweiten (hierfür gibt es Anzeichen - siehe Chart unten!). Dann müsste die Fed die Zinsen anheben, um steigende Inflation zu bremsen. Bei weiterhin hoher Arbeitslosigkeit könnte die Fed aber zu der Ansicht gelangen, dafür sei es noch zu früh.

Auch in den USA wird die Politik mit Blick auf den Arbeitsmarkt starken Druck ausüben, die Zinsen nicht zu erhöhen, sagt Martin Feldstein. Die Notenbank ist dem Kongress rechenschaftspflichtig. Die Debatte um das Dodd-Frank-Gesetz zur Finanzreform lässt darauf schließen, dass es breite Unterstützung für weitere Restriktionen geben dürfte, wenn der Kongress mit der Fed-Politik unzufrieden ist. Das Dilemma der Fed: Strafft sie die Geldpolitik, um die Inflation einzudämmen, riskiert sie Gegenmaßnahmen des Kongresses, die ihr die künftige Inflationsbekämpfung erschweren könnten.

Feldstein unterstellt dabei, dass die Fed "guten Willens" ist, gegen die Inflationsgefahren anzutreten. Was, wenn nicht? Was, wenn sie sich gezielt in dieses Dilemma hineinbegibt, um gute Argumente dafür zu haben, die Inflation eben nicht zu bekämpfen.

Ich gehe davon aus, dass die Notenbanken, insbesondere Fed und EZB, kein Interesse daran haben, die Inflation in Schach zu halten (zumindest so lange sie unterhalb von 5% p.a. bleibt). Das gilt auch für die Politik. Zweifellos wäre es besser, wenn die Staaten ihre Schulden konsequent zurückfahren. Politiker, die solche schmerzhaften Maßnahmen ergreifen, riskieren aber, abgewählt zu werden. Diesem Risiko möchten sie sich gewöhnlich nicht aussetzen…

Schon eine Geldentwertung von vier bis fünf Prozent enteignet Sparer, Rentner können sich nicht mehr auf die Werthaltigkeit ihrer Rente verlassen und die Mittelschicht zahlt über kalte Progression höhere Steuern. Inflationspolitik ist damit unsozial, sie ist Gesundung des Staates auf dem Rücken der breiten Bevölkerung. Gleichzeitig geht dabei die Schere zwischen arm und reich immer nur noch weiter auf.

Der Wunsch von Politik, EZB und Fed, Inflation zu schüren, ist das eine. Ob, bzw. wann sie damit Erfolg haben und in welchem Ausmaß, ist das andere. Sagen wir es so: Je länger es dauert, bis die Inflation in Gang kommt, je weiter werden die Geldschleusen aufgerissen und umso größer ist dann die Gefahr einer galoppierenden Geldentwertung.

Charts: Preisindices der USA, Verlauf der seit Q2/2011 zunehmenden US-Kredittätigkeit.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden: timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de




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