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Gold weiter im Höhenflug

02.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern kurzzeitig auf 113 USD je Barrel gestiegen, konnte die Gewinne allerdings nicht verteidigen und handelt am Morgen wieder bei 112 USD je Barrel. Der deutlich besser als erwartet ausgefallene ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA konnte den Preis nicht stützen, da der Fed-Vorsitzende Bernanke am Abend die Hoffnungen auf eine Konjunkturerholung dämpfte. Angesichts des weiterhin bestehenden Überangebots dürfte sich der Ölpreis mit nachhaltigen Zuwächsen zunächst schwer tun, so dass wir kurzfristig von einer Seitwärtstendenz ausgehen.

Entspannung auf der Angebotsseite kommt vom Irak. Dieser hat seine Ölexporte im September auf 2,6 Mio. Barrel pro Tag gesteigert, das höchste Niveau seit mehr als 30 Jahren. Mit einem Produktionsvolumen von mehr als 3 Mio. Barrel pro Tag hat der Irak mittlerweile den Iran als zweitgrößten Ölproduzenten der OPEC abgelöst, auch wenn dazu auch die Sanktionen gegen das Regime in Teheran beigetragen haben. Das steigende Ölangebot aus dem Irak trägt dazu bei, das sinkende Angebot aus dem Iran auszugleichen, so dass es zu keiner Marktverknappung kommt. Unterdessen ist aufgrund der langsamer als erwarteten Wiederaufnahme der Ölproduktion im Buzzard-Ölfeld eine weitere Ladung Forties-Öl in den November verschoben worden. Dies trägt zur anhaltend hohen Preisdifferenz von 20 USD zwischen Brent und WTI bei.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um weitere 4,8% gestiegen und hat am Morgen mit 3,51 USD je mmBtu ein 10-Monatshoch erreicht. Wetterprognosen sagen für den Nordosten und Mittleren Westen der USA kühlere Temperaturen voraus, was zu einer höheren Gasnachfrage zu Heizzwecken führen und den Lageraufbau bremsen könnte. Angesichts dessen dürften Finanzanleger aufgesprungen sein und den Preisanstieg verstärkt haben.


Edelmetalle

Der Goldpreis in Euro hat gestern mit 1.386 EUR je Feinunze ein neues Rekordhoch markiert. Mit 1.791 USD je Feinunze wurde in Dollar zugleich das höchste Niveau seit November letzten Jahres erreicht. Auslöser des Preisanstiegs waren Kommentare des Fed-Präsidenten Evans, dem die beschlossenen quantitativen Lockerungsmaßnahmen der Fed noch nicht weit genug gehen. Zudem hat der Fed-Vorsitzende Bernanke in einer Rede seine Sorgen über das zu schwache Wirtschaftswachstum zum Ausdruck gebracht, was eine Aufstockung der geplanten Anleihekäufe möglich macht.

In der Nacht hat die australische Zentralbank überraschend die Zinsen gesenkt und dies unter anderem mit der größeren Unsicherheit für den kurzfristigen Ausblick in China begründet. Dies lässt weitere Zinssenkungen auch in China erwarten. Die Nachfrage nach Gold als wertstabile Anlage und alternative Währung sollte angesichts der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken und der ungelösten Schuldenkrise in der Eurozone hoch bleiben, was sich in anhaltenden Zuflüssen in die Gold-ETFs widerspiegelt. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs stiegen gestern um drei Tonnen und nähern sich damit wieder dem in der letzten Woche erreichten Rekordwert. Weitere Impulse könnten von der in dieser Woche anstehenden Entscheidung von Moody's über das Kreditrating Spaniens ausgehen.


Industriemetalle

Der überraschend deutliche Anstieg des Einkaufsmanagerindex in den USA auf 51,5 gab den Industriemetallen gestern Auftrieb. Die heutige Zinssenkung der australischen Notenbank könnte die Erholung allerdings ausbremsen. Die überraschende geldpolitische Lockerung im stark rohstofflastigen Australien dürfte unter anderem der Gefahr geschuldet sein, dass der Aufschwung der Bergbauindustrie angesichts der niedrigeren Rohstoffpreise ins Stocken geraten könnte, auch wenn sich die Preise für Eisenerz und Industriemetalle zuletzt etwas erholt haben. Unterstützung für letztere gibt die LME-Lagerbestandsentwickung: die Kupfervorräte an der LME sind zwar in den letzten Tagen etwas gestiegen, mit 220 Tsd. Tonnen sind sie aber weiterhin nur halb so hoch wie im Herbst letzten Jahres.

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung am Bleimarkt: hier sind die Vorräte seit Mai um mehr als 100 Tsd. Tonnen abgebaut worden. Der Abbau hat sich in den letzten Wochen sogar noch verstärkt. Mit 266 Tsd. Tonnen sind diese mittlerweile so niedrig wie zuletzt im Januar 2011. Dagegen sind die Zinkvorräte seit Jahresbeginn um 20% gestiegen und verharren mit knapp 1 Mio. Tonnen auf hohem Niveau. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Blei gegenüber seinem Schwestermetall Zink relative Stärke zeigt: Seit Mitte August hat sich Blei um mehr als 25% verteuert, Zink dagegen nur um gut 15%.


Agrarrohstoffe

Nachdem die bei Weizen und Mais angespannter als erwartete Lagersituation zum Stichtag 1. September in den USA kurzzeitig für steigende Preise sorgte, übt nun wieder der weiterhin rasche Erntefortschritt in den USA Druck auf die Preise aus. Bei Mais waren mit Stand Sonntag bereits 54% der Flächen und bei Sojabohnen 41% der Flächen abgeerntet, was jeweils historischen Rekordwerten zum gegenwärtigen Zeitpunkt entspricht. Im Durchschnitt der fünf Vorjahre waren es zu diesem Zeitpunkt erst 20% bzw. 19% gewesen.

Auch lassen die bisherigen Ernteergebnisse erwarten, dass die Regenfälle im August den Sojabohnenpflanzen nach der langen Dürre noch helfen konnten. Der Ertrag je Morgen könnte bei Sojabohnen im Durchschnitt daher möglicherweise höher als die derzeit vom USDA eingestellten 35 Scheffel je Morgen liegen. Gleichzeitig sorgen Regenfälle in wichtigen Anbaugebieten Brasiliens für gute Voraussetzungen für die beginnende Aussaat von Sojabohnen.

Für das Frühjahr 2013 wird aus Südamerika ein rekordhohes Angebot erwartet. Dabei dürfte nach Angaben der brasilianischen Researcheinheit Celeres Brasilien seine Sojabohnenfläche für die nächste Ernte um 9% gegenüber dem Vorjahr erhöhen. Diese Meldungen sind allerdings nicht geeignet, das Bild einer kurzfristig angespannten Versorgungslage bei Mais und Sojabohnen über die nächsten Monate nennenswert zu ändern. Die Preise sollten sich daher auf hohem Niveau halten.

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