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Was für ein Start für die US-Neuverschuldung im neuen Fiskaljahr …

04.10.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.48 Uhr) bei 1.2928, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2878 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.62. In der Folge notiert EUR-JPY bei 101.65, während EUR-CHF bei 1.2120 oszilliert. Das war recht "sportlich", was sich im US-Haushalt an den ersten beiden Tagen des neuen Fiskaljahres ergeben hat.

Nachdem sich die Neuverschuldung in den USA im abgelaufenen Fiskaljahr per 30.09.2012 auf 1.276 Mrd. USD nach zuvor 1.228 Mrd. USD stellte, kam es an den ersten beiden Kalendertagen zu einer Neuverschuldung in Höhe von "sportlichen" 104,8 Mrd. USD.

Wir sind erstaunt, wie wichtig europäische marginale Defizitverfehlungen sind und welche Mark erschütternden Folgen damit von den Finanzmärkten den Reformländern aufoktroyiert werden (2011 GR 4 Mrd. Euro Verfehlung mit dramatischen Folgen für gesamte Eurozone), während die prekäre Situation in den USA von den Finanzmärkten im Rahmen asymmetrischer Wahrnehmung vollständig ausgeblendet wird.

Bei vielen Themen waren und sind wir vor der Kurve,wie nachstehender Absatz belegt. Auch in der Frage des US-Haushalts inklusive der bisherigen Reformverweigerung wird die normative Kraft des Faktischen dafür sorgen, dass man uns später attestieren wird, sachlich richtig und frühzeitig vor diesem Elefanten im Porzellanladen gewarnt zu haben. Das ist schließlich die Aufgabe der Analyse. Es ist definitiv nicht die Aufgabe der Analyse, dasgrößte Problem klein zu schreiben und dabei vermeintlich neuen Paradigmen oder dem Mediengetöseaus NY und London Folge zu leisten.

Diesbezüglich hat die internationale Analyse in einer Durchschnittsbetrachtung bei weinigen Ausnahmen bereits 2000 - 2002 und 2004 - 2007 massiv versagt. "Food for thought!“ Die Expertenkommission der EU schlägt eine Aufspaltung der Großbanken vor, um potentiellen systemischen Risiken entgegen zu wirken.

Wir freuen uns sehr, dass damit ein Gedanke aus "Endlich Klartext“ (2007/2008), spät, aber nicht zu spät auf eine ernsthafte Agenda gesetzt wird.

Wir erlauben uns an dieser Stelle aus der Rede des Bundestagspräsidenten Lammert zu zitieren, der gestern bezüglich der deutschen Einheit Klartext sprach. Er hat eindringlich zur Weiterentwicklung der Europäischen Union aufgerufen:

"Wenn der Integrationsprozess Europas nicht weiter vorankomme, weil die Staaten der Mut verlasse, dann hätte Europa seine Zukunft hinter sich. Die Erfolgsgeschichte des deutschen Zusammenwachsens und das zusammen Wachsen seien eine Botschaft für Europa. Man dürfe nicht zulassen, dass der Integrationsprozess in der Euro-Krise unter die Räder komme.. Denn die Folge wäre die mutlose und zugleich übermütige Wiederherstellung eines Zustandes, den dieser Kontinent mit dem Beginn des Baus der Gemeinschaft hinter sich lassen wollte: Die Rivalität von Nationalstaaten, deren Ehrgeiz größer war als ihre Möglichkeiten. Gebraucht werde ein Europa, dessen Ehrgeiz über denseiner Mitgliedsstaaten hinausreiche und das unerschütterlich für die eigenen Werte eintrete.“

"Europa sei mehr als Bürokratie, Richtlinien, Verträge und auch mehr als der Euro. Zum Teil sehe es so aus, als gehe es nur um Geld und die Lösung finanzieller Probleme. Dies werde der Idee der Europäischen Gemeinschaft jedoch nicht gerecht. Im Kampf um die Solidität der Finanzen darf die Solidarität nicht unter die Räder kommen.“ Genau so ist es!

Die gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten setzten bezüglich der Erwartungen durchgehend positive Akzente: Der "Markit" Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor stellte sich per Berichtsmonat September auf 46,1 Punkte. Die Prognose und der vorläufige Wert lagen bei 46,0 Zähler. Italien stach mit einem unerwarteten Anstieg von zuvor 44,0 Punkten auf 44,5 Zähler besonders hervor (Prognose 43,5).

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone verzeichnetenper August eine Zunahme um 0,1% (Prognose -0,1%) nach zuvor +0,1% (revidiert von -0,2%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -1,3% (Prognose -2,0%) nach zuvor -1,4%(revidiert von -1,7%).

Die letzten vier größtenteils marginalen Anstiege nun als Trendwende zu "feiern“, wäre vermessen. Sie als Indiz einer Verstetigung mit der Chance einer Trendwende zu interpretieren, ist sachlich geboten.

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Der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor überraschte per Berichtsmonat September mit einem Anstieg von zuvor 53,7 auf 55,1 Punkte. Hier lag die Prognose bei lediglich 53,2 Zählern.

Der Anstieg war getragen von dem Geschäftsaktivitätsindex, der von 55,6 auf 59,9 Zähler anzog als auch dem Auftragsindex, der sich von zuvor 53,7 auf 57,7 Punkte verbesserte. Der Beschäftigungsindex verlor dagegen von 53,8 auf 51,1 Zähler.

Insgesamt stellte sich ein Bild ein, dass bei allenIndices Stände oberhalb der zwischen Wachstum und Kontraktion unterscheidenden Marke von 50 Punkten lieferte.

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Der "ADP Employment Index überzeugte mit 162.000 neu geschaffenen Stellen per Berichtsmonat September in der US-Privatwirtschaft nach zuvor 189.000 Jobs. Die Prognose war bei 143.000 neu geschaffenen Stellen angesiedelt.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass die Tendenz stimmt. Das Niveau ist nicht zufrieden stellend.

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Die Anzeichen mehren sich, dass der globale „Konjunkturblues“ an Lautstärke verliert.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2600 - 1.2630 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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