Deutlicher Rückgang der Ölpreise gibt Rätsel auf
04.10.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind gestern deutlich unter Druck geraten. Sowohl Brent als auch WTI gaben jeweils drei US-Dollar nach. Brent fiel im Zuge dessen auf 108 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit zwei Wochen. WTI verzeichnete mit 88 USD je Barrel sogar ein 2-Monatstief. Der Preisrückgang wird u.a. mit Konjunktursorgen begründet. Davon hätten allerdings auch die konjunktursensiblen Metallpreise betroffen sein müssen. Diese blieben aber weitgehend stabil. Eine weitere Begründung für den Preisverfall ist das Überangebot auf dem Ölmarkt. Neue Nachrichten hierzu gab es gestern allerdings nicht. Im Gegenteil, die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche sogar überraschend um 482 Tsd. Barrel gefallen.
Die US-Ölproduktion stieg zwar auf den höchsten Stand seit Dezember 1996. Die USA dürften daher in diesem Jahr die niedrigsten Netto-Energieimporte seit 1991 aufweisen. Dies spricht für eine anhaltend hohe Preisdifferenz zwischen Brent und WTI, kann den gestrigen Preisverfall aber auch nicht erklären. Denn die höhere US-Ölproduktion wurde durch weiterhin niedrige Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung mehr als ausgeglichen. Die Destillatevorräte sind von ihrem ohnehin schon niedrigen Niveau nochmals um 3,7 Mio. Barrel gefallen.
Auch die Benzinvorräte verharren trotz eines leichten Lageraufbaus auf einem niedrigen Niveau. Die Kämpfe zwischen Syrien und der Türkei dürften die Angebotssorgen zusätzlich verstärken, da durch diese Region einige Pipelines gehen. Wir rechnen daher mit einer Preiserholung, sofern es nach der EZB-Sitzung nicht zu einer Eintrübung des allgemeinen Marktumfelds kommt.
Edelmetalle
Gold kann seine Gewinne der letzten Wochen behaupten und handelt am Morgen mit 1.789 USD je Feinunze nur knapp unter dem Anfang der Woche verzeichneten 11-Monatshoch gegenüber dem US-Dollar. Zum Rekordhoch gegenüber dem Euro fehlen ebenfalls nur wenige Euro. Unterstützung erhält Gold weiterhin durch Käufe von ETF-Anlegern, welche angesichts der globalen monetären Expansion Zuflucht in Gold als wertstabile Anlage und alternative Währung suchen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs stiegen gestern um vier Tonnen auf ein Rekordniveau von 2.554 Tonnen. Seit Ende Juli sind damit bereits 164 Tonnen Gold in die ETFs geflossen.
Im Schlepptau von Gold kann auch Platin zulegen, welches am Morgen auf 1.700 USD je Feinunze steigen konnte und sich damit dem Mitte September erreichten 7-Monatshoch nähert. Ein Ende des Streiks in der Rustenburg-Platinmine ist nicht in Sicht. Trotz der Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen für die Streikenden haben sich Bergarbeiter des weltgrößten Platinproduzenten Anglo American Platinum geweigert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Je länger der Streik andauert, umso wahrscheinlicher ist es, dass der globale Platinmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit aufweisen wird. Seit Beginn der Streiks in den südafrikanischen Platinminen Mitte August dürften bereits mehr als 100 Tsd. Unzen weniger Platin produziert worden sein.
Industriemetalle
Die Industriemetalle zeigen sich gegenüber den zunehmenden Konjunktursorgen nahezu immun: Der Index der Londoner Metallbörse notiert weiterhin lediglich gut 1% unter seinem Fünf-Monatshoch von Mitte September. Zinn, das sich unter den Industriemetallen seit Mitte Juli mit einem Anstieg um fast 30% am stärksten verteuert hat, klettert heute Morgen sogar auf 22.550 USD je Tonne, den höchsten Stand seit Anfang Mai. Die Angst vor einer Anspannung am Markt nach der Einführung der Exportsteuer in Indonesien wird durch die Meldung verstärkt, dass das staatliche Unternehmen PT Timah, der größte Zinnförderer Indonesiens, seine kleineren unter Lizenz stehenden Minen stärker kontrollieren will. Im Zuge dessen könnte die Förderung fallen, auch wenn PT Timah eine Versorgung aus anderen Minen verspricht. Kupfer kann heute Morgen ebenfalls zulegen, bleibt aber noch hinter seinem Hoch von Mitte September zurück.
In Chile, das ein Drittel der weltweiten Kupferminenproduktion stellt, ist im August die Kupferminenproduktion um 7,8% gegenüber Vorjahr auf 463 Tsd. Tonnen gestiegen. Das passt zwar zu der Meldung des Kupferverarbeiters Aurubis, derzufolge sich die Verarbeitungsgebühren (TC/RCs) aufgrund des guten Angebots an Kupferkonzentraten auf knapp 70 USD je Tonne bzw. 7 Cents je Pfund erhöht haben. Ein klarer Aufwärtstrend der chilenischen Kupferproduktion ist allerdings nicht auszumachen, da ein Teil des Anstiegs auf die Streiks im Vorjahr zurückzuführen ist.
Agrarrohstoffe
Die Kakaopreise stehen weiter unter Druck. Mit 2.416 USD je Tonne wurde gestern an der ICE in New York der niedrigste Schlusskurs seit Ende August erreicht. Der Preis an der LIFFE in London schloss sogar auf dem niedrigsten Niveau seit Ende Juli. Maßgeblich hierfür sind verbesserte Ernteaussichten. Im wichtigsten Produzentenland Elfenbeinküste hat gerade die Haupternte begonnen. Diese dürfte einer Reuters-Umfrage zufolge mit 1,04 Mio. Tonnen nur geringfügig schlechter ausfallen als im Vorjahr. Angesichts der Regenarmut war zunächst mit einem deutlich stärkeren Ernterückgang gerechnet worden.
Die Internationale Kakaoorganisation geht für das angelaufene Erntejahr 2012/13 von einem erneuten Angebotsdefizit aus und begründet dies mit dem niedrigeren Angebot aus Westafrika, wo 70% des weltweiten Kakaoangebots herkommen. Im gerade zu Ende gegangenen Erntejahr 2011/12 ist die Kakaoernte in Westafrika aufgrund ungünstigerer Witterungsbedingungen deutlich niedriger ausgefallen, was zu einem globalen Marktdefizit von 19 Tsd. Tonnen beitrug. Dem ivorischen Kaffee- und Kakaorat zufolge wurden in den vergangenen zwölf Monaten 1,476 Mio. Tonnen Kakaobohnen in die Häfen der Elfenbeinküste geliefert. Das waren 2,3% weniger als im Vorjahr. Das globale Angebotsdefizit dürfte trotz der verbesserten Ernteaussichten noch immer größer ausfallen als im letzten Erntejahr. Wir rechnen daher mit einer Erholung der Kakaopreise.
Die Ölpreise sind gestern deutlich unter Druck geraten. Sowohl Brent als auch WTI gaben jeweils drei US-Dollar nach. Brent fiel im Zuge dessen auf 108 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit zwei Wochen. WTI verzeichnete mit 88 USD je Barrel sogar ein 2-Monatstief. Der Preisrückgang wird u.a. mit Konjunktursorgen begründet. Davon hätten allerdings auch die konjunktursensiblen Metallpreise betroffen sein müssen. Diese blieben aber weitgehend stabil. Eine weitere Begründung für den Preisverfall ist das Überangebot auf dem Ölmarkt. Neue Nachrichten hierzu gab es gestern allerdings nicht. Im Gegenteil, die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche sogar überraschend um 482 Tsd. Barrel gefallen.
Die US-Ölproduktion stieg zwar auf den höchsten Stand seit Dezember 1996. Die USA dürften daher in diesem Jahr die niedrigsten Netto-Energieimporte seit 1991 aufweisen. Dies spricht für eine anhaltend hohe Preisdifferenz zwischen Brent und WTI, kann den gestrigen Preisverfall aber auch nicht erklären. Denn die höhere US-Ölproduktion wurde durch weiterhin niedrige Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung mehr als ausgeglichen. Die Destillatevorräte sind von ihrem ohnehin schon niedrigen Niveau nochmals um 3,7 Mio. Barrel gefallen.
Auch die Benzinvorräte verharren trotz eines leichten Lageraufbaus auf einem niedrigen Niveau. Die Kämpfe zwischen Syrien und der Türkei dürften die Angebotssorgen zusätzlich verstärken, da durch diese Region einige Pipelines gehen. Wir rechnen daher mit einer Preiserholung, sofern es nach der EZB-Sitzung nicht zu einer Eintrübung des allgemeinen Marktumfelds kommt.
Edelmetalle
Gold kann seine Gewinne der letzten Wochen behaupten und handelt am Morgen mit 1.789 USD je Feinunze nur knapp unter dem Anfang der Woche verzeichneten 11-Monatshoch gegenüber dem US-Dollar. Zum Rekordhoch gegenüber dem Euro fehlen ebenfalls nur wenige Euro. Unterstützung erhält Gold weiterhin durch Käufe von ETF-Anlegern, welche angesichts der globalen monetären Expansion Zuflucht in Gold als wertstabile Anlage und alternative Währung suchen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs stiegen gestern um vier Tonnen auf ein Rekordniveau von 2.554 Tonnen. Seit Ende Juli sind damit bereits 164 Tonnen Gold in die ETFs geflossen.
Im Schlepptau von Gold kann auch Platin zulegen, welches am Morgen auf 1.700 USD je Feinunze steigen konnte und sich damit dem Mitte September erreichten 7-Monatshoch nähert. Ein Ende des Streiks in der Rustenburg-Platinmine ist nicht in Sicht. Trotz der Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen für die Streikenden haben sich Bergarbeiter des weltgrößten Platinproduzenten Anglo American Platinum geweigert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Je länger der Streik andauert, umso wahrscheinlicher ist es, dass der globale Platinmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit aufweisen wird. Seit Beginn der Streiks in den südafrikanischen Platinminen Mitte August dürften bereits mehr als 100 Tsd. Unzen weniger Platin produziert worden sein.
Industriemetalle
Die Industriemetalle zeigen sich gegenüber den zunehmenden Konjunktursorgen nahezu immun: Der Index der Londoner Metallbörse notiert weiterhin lediglich gut 1% unter seinem Fünf-Monatshoch von Mitte September. Zinn, das sich unter den Industriemetallen seit Mitte Juli mit einem Anstieg um fast 30% am stärksten verteuert hat, klettert heute Morgen sogar auf 22.550 USD je Tonne, den höchsten Stand seit Anfang Mai. Die Angst vor einer Anspannung am Markt nach der Einführung der Exportsteuer in Indonesien wird durch die Meldung verstärkt, dass das staatliche Unternehmen PT Timah, der größte Zinnförderer Indonesiens, seine kleineren unter Lizenz stehenden Minen stärker kontrollieren will. Im Zuge dessen könnte die Förderung fallen, auch wenn PT Timah eine Versorgung aus anderen Minen verspricht. Kupfer kann heute Morgen ebenfalls zulegen, bleibt aber noch hinter seinem Hoch von Mitte September zurück.
In Chile, das ein Drittel der weltweiten Kupferminenproduktion stellt, ist im August die Kupferminenproduktion um 7,8% gegenüber Vorjahr auf 463 Tsd. Tonnen gestiegen. Das passt zwar zu der Meldung des Kupferverarbeiters Aurubis, derzufolge sich die Verarbeitungsgebühren (TC/RCs) aufgrund des guten Angebots an Kupferkonzentraten auf knapp 70 USD je Tonne bzw. 7 Cents je Pfund erhöht haben. Ein klarer Aufwärtstrend der chilenischen Kupferproduktion ist allerdings nicht auszumachen, da ein Teil des Anstiegs auf die Streiks im Vorjahr zurückzuführen ist.
Agrarrohstoffe
Die Kakaopreise stehen weiter unter Druck. Mit 2.416 USD je Tonne wurde gestern an der ICE in New York der niedrigste Schlusskurs seit Ende August erreicht. Der Preis an der LIFFE in London schloss sogar auf dem niedrigsten Niveau seit Ende Juli. Maßgeblich hierfür sind verbesserte Ernteaussichten. Im wichtigsten Produzentenland Elfenbeinküste hat gerade die Haupternte begonnen. Diese dürfte einer Reuters-Umfrage zufolge mit 1,04 Mio. Tonnen nur geringfügig schlechter ausfallen als im Vorjahr. Angesichts der Regenarmut war zunächst mit einem deutlich stärkeren Ernterückgang gerechnet worden.
Die Internationale Kakaoorganisation geht für das angelaufene Erntejahr 2012/13 von einem erneuten Angebotsdefizit aus und begründet dies mit dem niedrigeren Angebot aus Westafrika, wo 70% des weltweiten Kakaoangebots herkommen. Im gerade zu Ende gegangenen Erntejahr 2011/12 ist die Kakaoernte in Westafrika aufgrund ungünstigerer Witterungsbedingungen deutlich niedriger ausgefallen, was zu einem globalen Marktdefizit von 19 Tsd. Tonnen beitrug. Dem ivorischen Kaffee- und Kakaorat zufolge wurden in den vergangenen zwölf Monaten 1,476 Mio. Tonnen Kakaobohnen in die Häfen der Elfenbeinküste geliefert. Das waren 2,3% weniger als im Vorjahr. Das globale Angebotsdefizit dürfte trotz der verbesserten Ernteaussichten noch immer größer ausfallen als im letzten Erntejahr. Wir rechnen daher mit einer Erholung der Kakaopreise.