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EU einigt sich auf Krisenmechanismus - Phila Fed Index top!

17.12.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3315 (07.40 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3182 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.75, während EUR-CHF bei 1.2745 oszilliert.

Die Staats- und Regierungschefs der EU haben einen ständigen Krisenmechanismus für die Euro-Stabilisierung beschlossen. Sie einigten sich Diplomaten zufolge auf eine entsprechende Änderung des Vertrags von Lissabon (Artikel 136). Damit ist das Vakuum, das den Markt ab 2013 irritierte oder irritieren konnte, geschlossen. Die Diktion ist eindeutig. Der Euro steht nicht zur Disposition. Im Zweifelsfall gibt es innerhalb der EU/Eurozone Solidarität.

Damit wird auch verdeutlicht, dass die Eurozone bezüglich der Defizite in der Gesamtheit zu betrachten ist. EZB-Präsident Trichet hatte dieses Thema die Tage zuvor aufgegriffen. Herr Trichet liegt absolut richtig. Faktisch ist die Eurozone bezüglich der Defizite Musterknabe im Vergleich zu den anderen großen Nationen der industrialisierten Welt.

Per 2009 lag das Defizit der Eurozone bei 6,5%, das Defizit der USA bei 12%, das Defizit Großbritanniens bei 13% und das Defizit Japans bei 9%. Per 2010 ergibt sich ein Defizit bei 6% in der Eurozone, eine Defizit von mehr als 11% in den USA, von mehr als 10% in Großbritannien und von mehr als 8% in Japan. Die Eurozone reformiert sich und strukturiert sich um im Gegensatz zu den USA und Japan. Die Differenzen könnten nicht augenfälliger sein. Wir empfehlen den Finanzzentren in London und New York Sehhilfen. Vielleicht sind das Märkte, die noch von Apollo Optik oder Fielmann erobert werden müssen.

Fakt ist, wir sind die Guten! Das wird in London und NY und auch in einigen Analysezentren in Europa nach wie vor anders gesehen. Die normative Kraft des Faktischen wird sich jedoch durchsetzen …. Das Spiel Londons und New Yorks, kleine Länder der Eurozone herauszufiletieren und dann spekulativ zu zerlegen, wie bereits 1992 in der EWS-Krise, wird durch diese grundsätzliche Ausrichtung des Krisenmechanismus der EU entgegen gewirkt. Das ist erforderlich und es ist gut so!

Rettungsmaßnahmen für EU-Staaten sind "Ultima Ratio". Sie sind gebunden an stringente Reformen und werden nur ergriffen, sofern es unerlässlich für die Stabilität des Euros und die Integrität der Eurozone ist. Auch dieser Ansatz ist zu begrüßen. Er entspricht der deutsch-französischen Agenda. Defizitsünder sind nichts anderes als soziale Trittbrettfahrer innerhalb der Eurozone, das galt übrigens auch für Deutschland mit dem "Schröderdefizit". Ihnen sind die Konsequenzen ihres Handelns auch schlussendlich aufzubürden, ohne sie jedoch fallen zu lassen. In funktionierenden Familien steht Letzteres halt nicht auf der Agenda. Das ist auch gut so!

Weder der Eurobond noch eine Aufstockung des aktuellen Schutzschirmes wurden beschlossen. Hier ist Frau Merkels Handschrift erkennbar. Sie agiert klar konturiert. Manche mögen sie mit Frau Thatcher in Verbindung bringen ("I want my money back!"). das wäre aber nicht zulässig. Es ist nicht wie bei Frau Thatcher nationale Hybris, nein, es ist sehr wohl Verantwortung für die Nachhaltigkeit der Funktionalität der Eurozone ohne die deutschen Interessenlage zu vernachlässigen.

Wir schließen nicht aus, daß in den kommenden Jahren der Eurobond oder andere Konstrukte als die Stabilität fördernde Maßnahmen implementiert werden. Wir bewegen uns in dynamischen Zeiten, die dynamische und bisweilen auch kreative Antworten erfordern.

Das Eigenkapital der EZB wird von bisher 5,8 Mrd. Euro auf 10,8 Mrd. Euro aufgestockt, um nachhaltige Stabilität dieser Institution zu gewährleisten. Die EZB ist und bleibt eine der größten Erfolgsgeschichten Europas.

Der Geist Der Stabilitätspolitik bliebt dominierend trotz unorthodoxer Maßnahmen im Rahmen des Krisenbekämpfung. Hier vereinigen sich Disziplin mit Dynamik und Kreativität. Zum Jahresabschluss schicken wir ein großes "Danke" von Bremen nach Frankfurt!

Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu. Die Verbraucherpreise der Eurozone legten im Jahresvergleich erwartungsgemäß um 1,9% zu. Das Leistungsbilanzdefizit der USA stellte sich per 3. Quartal auf 127,2 Mrd. USD. Erwartet war ein Defizit in Höhe von 126,0 Mrd. USD.

Neubaubeginne stellten sich per November auf 555.000 in der annualisierten Darstellung. Die Arbeitslosenerstanträge per 11.12.2010 lagen bei 420.000 und bestätigen damit die leichten Erholungstendenzen am US-Arbeitsmarkt.

Der Philadelphia Fed Business Survey per Dezember lieferte gestern die positive Überraschung. Der Index sank nicht den Konsensusprognose entsprechend von zuvor 22,5 auf 15 Punkte, sondern legte auf 24,3 Zähler zu. Damit wurde der höchste Indexwert seit 2005 erreicht. Nach dem positiven Ergebnis des New Yorker Ergebnisses mehren sich die Zeichen einer höheren Gangart der US-Konjunktur in diesem Sektor.

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Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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