Sinkende "QE"-Hoffnungen belasten Rohstoffpreise
08.10.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Rohstoffpreise starten mit Verlusten in die neue Handelswoche, da durch die besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag die Notwendigkeit für umfangreiche Anleihekäufe durch die US-Notenbank ("QE3") sinkt. Der Brentölpreis ist im Zuge dessen am Morgen unter die Marke von 111 USD je Barrel gefallen, der WTI-Preis sogar auf weniger als 89 USD je Barrel. Die Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf mehr als 22 USD je Barrel erklärt sich u.a. mit der steigenden US-Ölproduktion, welche inzwischen den höchsten Stand seit Dezember 1996 erreicht hat. Dazu haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 2. Oktober um weitere 12,8 Tsd. Kontrakte auf ein 7-Wochentief von 141,3 Tsd. Kontrakte reduziert. Der Positionsabbau dürfte sich seither fortgesetzt haben.
Der Preisrückgang bei Brent wird hingegen durch Angebotsrisiken gebremst. So normalisiert sich die Nordseeproduktion langsamer als erwartet. Der anhaltende Granatbeschuss der Türkei durch Syrien schürt zudem Sorgen vor einer Ausweitung des Syrien-Konflikts auf das Nachbarland. In diesem Falle wäre die Ölproduktion im Norden des Irak gefährdet, welche via Pipelines durch die Türkei nach Westen transportiert wird. Im September betrug diese gut 300 Tsd. Barrel pro Tag. Der Anstieg des US-Erdgaspreises auf ein 11-Monatshoch war zu großen Teilen auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen. Diese weiteten ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 2. Oktober um knapp 50 Tsd. auf ein 8-Wochenhoch von 82,8 Tsd. Kontrakten aus. Wir rechnen hier mit einer baldigen Gegenbewegung.
Edelmetalle
Der Goldpreis gibt im Zuge eines festeren US-Dollar und sinkender Hoffnungen auf ein umfangreiches "QE3" zum Wochenauftakt im Einklang mit den übrigen Rohstoffpreisen auf 1.770 USD je Feinunze nach. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Gold erreichten Anfang Oktober mit 163 Tsd. Kontrakten ein 7-Monatshoch, was Gewinnmitnahmen zur Folge haben könnte, falls die Marke von 1.800 USD je Feinunze nicht überwunden wird. Am Freitag hatte Gold diese fast erreicht und mit 1.796 USD je Feinunze ein 11-Monatshoch verzeichnet.
Für ein Überschreiten dieser Marke sprechen die anhaltenden Zuflüsse in die Gold-ETFs. In der letzten Woche sind weitere 24 Tonnen in die Gold-ETFs geflossen, davon 15 Tonnen in den letzten beiden Handelstagen. In den letzten vier Wochen belaufen sich die Zuflüsse auf 95 Tonnen. Das entspricht der globalen Minenproduktion von zwei Wochen. Die Hälfte des in den letzten vier Wochen weltweit geförderten Goldes ist somit in die ETFs geflossen.
Deutlicher als Gold stehen seit Freitag Silber und Platin unter Druck. Angesichts der inzwischen extremen Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger bei diesen beiden Edelmetallen ist dies nicht verwunderlich. Die Netto-Long-Positionen bei Silber stiegen in der Woche zum 2. Oktober um weitere 11,5% auf knapp 35 Tsd. Kontrakte, was dem höchsten Stand seit fast zwei Jahren entspricht. Bei Platin kam es zu einem Aufbau um knapp 9% auf ein Rekordniveau von 33 Tsd. Kontrakten.
Industriemetalle
Die Metallpreise stehen zum Wochenauftakt unter Druck. Kupfer fällt auf ein Wochentief von 8.155 USD je Tonne. Aluminium verzeichnet mit 2.070 USD je Tonne den niedrigsten Stand seit Ende September. Gleiches gilt für Nickel, während Zink sogar auf den tiefsten Stand seit Mitte September fällt. Für den Preisrückgang an den Metallmärkten wird vor allem die gesenkte Konjunkturprognose der Weltbank für die Region Asien und Pazifik verantwortlich gemacht, welche in diesem Jahr nur noch um 7,2% wachsen soll und damit so langsam wie zuletzt vor elf Jahren. Allerdings liegt die von der Weltbank für China im Jahr 2012 erwartete Wachstumsrate von 7,7% noch immer weit vom Szenario eines Hard Landings entfernt. Zudem soll die chinesische Wirtschaft im Jahr 2013 mit 8,1% wieder stärker wachsen, so dass uns die negative Reaktion des Marktes überzogen erscheint.
Der Preisrückgang bei Kupfer dürfte auch mit dem zuvor übertriebenen Optimismus der spekulativen Finanzanleger zu erklären sein. Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 2. Oktober um 18% auf 24,3 Tsd. Kontrakte. Das ist das höchste Niveau seit 14 Monaten. Noch vor sechs Wochen bestand bei Kupfer unter den spekulativen Finanzanlegern noch ein Überhang an Short-Positionen. Von daher ergab sich von dieser Seite Korrekturpotenzial. Die gesenkten Prognosen der Weltbank waren hierfür wohl der Anlass.
Agrarrohstoffe
Die Kaffeepreise sind in den letzten Tagen von verschiedener Seite unter Druck geraten. Zum einen äußerte sich die kolumbianische Regierung zuversichtlich, in dieser Saison die Produktion um eine Mio. Sack gegenüber dem Durchschnitt der letzten vier Jahre steigern zu können, die allerdings sehr unbefriedigend ausfielen. Zudem sorgten Meldungen über bevorstehende Regenfälle in wichtigen Regionen des weltgrößten Anbaulandes Brasilien für eine - möglicherweise nur vorübergehende - Entspannung. Der Nationale Kaffeerat in Brasilien hatte bereits Befürchtungen geäußert, die insgesamt zu trockene Witterung könnte die Blüte für die Ernte im kommenden Jahr negativ beeinflussen, welche zudem die eines Niedrigertragsjahres ist.
Deshalb und aufgrund einer Erhöhung der staatlichen Unterstützung zur Lagerhaltung hatten die Notierungen für Arabica-Kaffee in den vier Wochen bis zum 2. Oktober um 17% zulegen können und die spekulativen Netto-Short-Positionen erstmals seit 7½ Monaten verschwinden lassen. Dies wird nun teilweise wieder korrigiert. Bei Robusta-Kaffee drückten unerwartet steigende Bestände in den Lagerhäusern der Liffe die Notierungen. Gleichzeitig muss im größten Robusta-Anbauland Vietnam Platz für die neue Ernte geschaffen werden. Daher wird alte Ware nun verbilligt abgegeben. Die kommende Ernte, die verspätet erst im November beginnen dürfte, könnte aufgrund zu hohen Regens um 15% niedriger ausfallen als die letztjährige Rekordernte von 22,5 Mio. Sack. Das dürfte mittelfristig die Notierungen stützen.
Die Rohstoffpreise starten mit Verlusten in die neue Handelswoche, da durch die besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag die Notwendigkeit für umfangreiche Anleihekäufe durch die US-Notenbank ("QE3") sinkt. Der Brentölpreis ist im Zuge dessen am Morgen unter die Marke von 111 USD je Barrel gefallen, der WTI-Preis sogar auf weniger als 89 USD je Barrel. Die Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf mehr als 22 USD je Barrel erklärt sich u.a. mit der steigenden US-Ölproduktion, welche inzwischen den höchsten Stand seit Dezember 1996 erreicht hat. Dazu haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 2. Oktober um weitere 12,8 Tsd. Kontrakte auf ein 7-Wochentief von 141,3 Tsd. Kontrakte reduziert. Der Positionsabbau dürfte sich seither fortgesetzt haben.
Der Preisrückgang bei Brent wird hingegen durch Angebotsrisiken gebremst. So normalisiert sich die Nordseeproduktion langsamer als erwartet. Der anhaltende Granatbeschuss der Türkei durch Syrien schürt zudem Sorgen vor einer Ausweitung des Syrien-Konflikts auf das Nachbarland. In diesem Falle wäre die Ölproduktion im Norden des Irak gefährdet, welche via Pipelines durch die Türkei nach Westen transportiert wird. Im September betrug diese gut 300 Tsd. Barrel pro Tag. Der Anstieg des US-Erdgaspreises auf ein 11-Monatshoch war zu großen Teilen auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen. Diese weiteten ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 2. Oktober um knapp 50 Tsd. auf ein 8-Wochenhoch von 82,8 Tsd. Kontrakten aus. Wir rechnen hier mit einer baldigen Gegenbewegung.
Edelmetalle
Der Goldpreis gibt im Zuge eines festeren US-Dollar und sinkender Hoffnungen auf ein umfangreiches "QE3" zum Wochenauftakt im Einklang mit den übrigen Rohstoffpreisen auf 1.770 USD je Feinunze nach. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Gold erreichten Anfang Oktober mit 163 Tsd. Kontrakten ein 7-Monatshoch, was Gewinnmitnahmen zur Folge haben könnte, falls die Marke von 1.800 USD je Feinunze nicht überwunden wird. Am Freitag hatte Gold diese fast erreicht und mit 1.796 USD je Feinunze ein 11-Monatshoch verzeichnet.
Für ein Überschreiten dieser Marke sprechen die anhaltenden Zuflüsse in die Gold-ETFs. In der letzten Woche sind weitere 24 Tonnen in die Gold-ETFs geflossen, davon 15 Tonnen in den letzten beiden Handelstagen. In den letzten vier Wochen belaufen sich die Zuflüsse auf 95 Tonnen. Das entspricht der globalen Minenproduktion von zwei Wochen. Die Hälfte des in den letzten vier Wochen weltweit geförderten Goldes ist somit in die ETFs geflossen.
Deutlicher als Gold stehen seit Freitag Silber und Platin unter Druck. Angesichts der inzwischen extremen Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger bei diesen beiden Edelmetallen ist dies nicht verwunderlich. Die Netto-Long-Positionen bei Silber stiegen in der Woche zum 2. Oktober um weitere 11,5% auf knapp 35 Tsd. Kontrakte, was dem höchsten Stand seit fast zwei Jahren entspricht. Bei Platin kam es zu einem Aufbau um knapp 9% auf ein Rekordniveau von 33 Tsd. Kontrakten.
Industriemetalle
Die Metallpreise stehen zum Wochenauftakt unter Druck. Kupfer fällt auf ein Wochentief von 8.155 USD je Tonne. Aluminium verzeichnet mit 2.070 USD je Tonne den niedrigsten Stand seit Ende September. Gleiches gilt für Nickel, während Zink sogar auf den tiefsten Stand seit Mitte September fällt. Für den Preisrückgang an den Metallmärkten wird vor allem die gesenkte Konjunkturprognose der Weltbank für die Region Asien und Pazifik verantwortlich gemacht, welche in diesem Jahr nur noch um 7,2% wachsen soll und damit so langsam wie zuletzt vor elf Jahren. Allerdings liegt die von der Weltbank für China im Jahr 2012 erwartete Wachstumsrate von 7,7% noch immer weit vom Szenario eines Hard Landings entfernt. Zudem soll die chinesische Wirtschaft im Jahr 2013 mit 8,1% wieder stärker wachsen, so dass uns die negative Reaktion des Marktes überzogen erscheint.
Der Preisrückgang bei Kupfer dürfte auch mit dem zuvor übertriebenen Optimismus der spekulativen Finanzanleger zu erklären sein. Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 2. Oktober um 18% auf 24,3 Tsd. Kontrakte. Das ist das höchste Niveau seit 14 Monaten. Noch vor sechs Wochen bestand bei Kupfer unter den spekulativen Finanzanlegern noch ein Überhang an Short-Positionen. Von daher ergab sich von dieser Seite Korrekturpotenzial. Die gesenkten Prognosen der Weltbank waren hierfür wohl der Anlass.
Agrarrohstoffe
Die Kaffeepreise sind in den letzten Tagen von verschiedener Seite unter Druck geraten. Zum einen äußerte sich die kolumbianische Regierung zuversichtlich, in dieser Saison die Produktion um eine Mio. Sack gegenüber dem Durchschnitt der letzten vier Jahre steigern zu können, die allerdings sehr unbefriedigend ausfielen. Zudem sorgten Meldungen über bevorstehende Regenfälle in wichtigen Regionen des weltgrößten Anbaulandes Brasilien für eine - möglicherweise nur vorübergehende - Entspannung. Der Nationale Kaffeerat in Brasilien hatte bereits Befürchtungen geäußert, die insgesamt zu trockene Witterung könnte die Blüte für die Ernte im kommenden Jahr negativ beeinflussen, welche zudem die eines Niedrigertragsjahres ist.
Deshalb und aufgrund einer Erhöhung der staatlichen Unterstützung zur Lagerhaltung hatten die Notierungen für Arabica-Kaffee in den vier Wochen bis zum 2. Oktober um 17% zulegen können und die spekulativen Netto-Short-Positionen erstmals seit 7½ Monaten verschwinden lassen. Dies wird nun teilweise wieder korrigiert. Bei Robusta-Kaffee drückten unerwartet steigende Bestände in den Lagerhäusern der Liffe die Notierungen. Gleichzeitig muss im größten Robusta-Anbauland Vietnam Platz für die neue Ernte geschaffen werden. Daher wird alte Ware nun verbilligt abgegeben. Die kommende Ernte, die verspätet erst im November beginnen dürfte, könnte aufgrund zu hohen Regens um 15% niedriger ausfallen als die letztjährige Rekordernte von 22,5 Mio. Sack. Das dürfte mittelfristig die Notierungen stützen.