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Der letzte Forex Report per 2010!

21.12.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3170 (07.45 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3095 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.20, während EUR-CHF bei 1.2675 oszilliert.

Das Thema Staatsdefizitkrise belastet den Euro weiter, die massivsten Defizitsünder USA und Japan, die nicht ansatzweise das Thema Strukturreformen belegen, sind (noch) die Sieger auf dem Schlachtfeld des Devisenmarkts.

Jüngst kommt Frankreich ins Gerede. Unsere Freunde in London und New York haben es fertiggebracht, den CDS-Spread gegenüber 5 jährigen Bundesanleihen auf 107 Basispunkte hoch zu schrauben. Da sagt die Grande Nation "Chapeau"! Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich.

Die Bewertung des Euros gegenüber dem CHF ist insbesondere im Mittelpunkt. Aktuell wurde ein historischer Tiefstwert bei 1.2635 markiert. Offensichtlich hat der "Markt" ein Interesse, der Schweizer Nationalbank ein "kleines" Bewertungsproblem der erhöhten Devisenreserven per Bilanzierungsstichtag 31.12.2010 zu liefern.

Dieses prominente Thema der Staatsdefizitkrise wird von allen möglichen Seiten, ob Blick auf Demos in Griechenland oder das Refivolumen Portugals per 2011, aufgewärmt und gespielt. Da geht es nicht mehr um Fakten wie Schuldentragfähigkeit der einzelnen Länder, die mit spekulativen Attacken überzogen werden, sondern da geht es um Stimmungen über die verstärkter Verkaufsdruck ausgeübt wird. So etwas funktioniert vor Bilanzstichtagen immer besonders gut, da dann die Empfindlichkeiten der Marktteilnehmer besonders hoch sind. Wenn für Spanien 1,8% Wachstum per 2011 prognostiziert wird, ist das mittlerweile für ein Reformland offensichtlich zu gering.

Daß Reformen Folgen haben und zunächst kontraktiv wirken, um dann im weiteren Verlauf nachhaltiges Wachstumspotential zu heben, wird sportlich vernachlässigt.

Nichts, das derzeit In Europa passiert, ist derzeit offensichtlich gut genug für unsere Freunde in London und New York als auch die Ratingagenturen mit US- oder angelsächsischem Hintergrund. Erst fordert dieses Klientel Reformen ein, um dann bei den Folgen, die diese Reformen haben, die Länder herabzustufen. Ratingagenturen sollten eigentlich die Folgen von einschneidenden Reformen kennen? Nun denn, wie heißt es schon bei Wallenstein, man kennt ja seine Pappenheimer ….

Man könnte übrigens auch genau anders herum argumentieren, daß die profunde Erholung der Weltwirtschaft für die Reformländer einen perfekten Hintergrund bietet, so daß die Reformen schneller eine positive Traktion entwickeln, als das derzeit antizipiert wird. Wir verweisen diesbezüglich auf unseren Jahresausblick 2011. Fakt ist: Es gibt kein ökonomisches Vakuum!

Gestern war lediglich der Chicago Fed National Activity Index per November von Interesse. Der Index, der sich aus 85 Einzelindices der US-Wirtschaft zusammensetzt, sank von zuvor -0,25 auf -0,46 Punkte. Der aussagefähigere 3 Monatsdurchschnitt bewegt sich bei -0,41 nach zuvor –0,42 Punkten. Damit notiert der Index auf einer Höhe, die laut Definition unterproportionales Wachstum beschreibt. Erst bei Werten von weniger als -0,70 Zählern nimmt das Rezessionsrisiko deutlich zu.

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Die Währung eines Landes,
  • das keine Reformanstrengungen
  • trotz Neuverschuldung in Höhe von mehr als 10% des BIP pro Jahr
  • und einer Gesamtverschuldung von 95% des BIP unternimmt
  • und durch Strukturdefizite unterproportionales Wachstum erzielt, ist derzeit Gewinner gegenüber dem Euro,
  • obwohl sich die Eurozone durch Reformen neu strukturiert
  • und als ganze Einheit betrachtet gegenüber Japan und den USA die geringste Neuverschuldung aufweist.

Märkte sind nicht notwendig effizient. Dieses aktuelle Bild in der Diskontierung der Staatsdefizitkrise ist so "charmant" wie das Bild des "Neues Marktes" mit der "Cash Burn Rate" oder der antiautoritären Kreditvergabe am US-Hypothekenmarkt.

In der ersten Dekade kam alles, was toxisch war, aus London oder New York. Wo sind die Lernkurven der Marktteilnehmer oder gibt es so viel Freude an mentalen und finanziellen Selbstverstümmelungen?

Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.


Dieses ist der letzte Forex Report per 2010. Ich möchte mich an dieser Stelle zunächst bei meinen beiden Kollegen Stephan Beilke und Frank Schaar herzlich bedanken, die den Forex Report verfassen, wenn ich nicht vor Ort bin.

Ich danke Ihnen als Leser dieses Formats für Ihre Treue. Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Rutsch als auch Glück Gesundheit und Erfolg in dem neuen Jahr 2011 und wir wünschen den Menschen in Europa im Neuen Jahr ein stärkeres Bewußtsein für die Erfolge Europas…..


Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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