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Saudi-Arabien hat sein Ziel nur teilweise erreicht

10.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann auf ein 3-Wochenhoch von 114,7 USD je Barrel steigen. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI ist zeitweise auf 23 USD je Barrel gestiegen, den höchsten Stand seit fast einem Jahr. Dahinter stehen Befürchtungen, dass der Syrien-Konflikt auf die Türkei übergreift. Zudem wird es in Israel vorgezogene Neuwahlen geben, welche Anfang 2013 stattfinden sollen. Der Atomstreit mit dem Iran dürfte das herausragende Thema im bevorstehenden Wahlkampf sein. Der derzeitige israelische Ministerpräsident Netanjahu hat sich in den vergangenen Monaten desöfteren für ein militärisches Vorgehen gegen die iranischen Atomanlagen ausgesprochen.

Der Ölminister des größten OPEC-Produzenten Saudi-Arabien hat sich zufrieden mit dem derzeitigen Ölpreisniveau gezeigt, weil dieses das Wachstum nicht mehr belasten würde. Trotz einer Ausweitung der Ölproduktion auf mehr als 10 Mio. Barrel pro Tag ist es Saudi-Arabien allerdings nicht gelungen, das gewünschte Preisniveau von 100 USD je Barrel zu erreichen. Es gibt derzeit kein knappes Angebot, welches durch zusätzliches Öl ausgeglichen werden müsste.

Die heute zur Veröffentlichung anstehenden Monatsberichte der OPEC und der US-Energiebehörde EIA dürften bestätigen, dass der weiterhin Ölmarkt reichlich versorgt ist. Vielmehr sind es Angebotsrisiken und die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken, welche den Preis treiben. Der Einfluss Saudi-Arabiens auf den Ölpreis ist daher begrenzt. Wir sind der Meinung, dass die liquiditätszuführenden Maßnahmen der Zentralbanken die Ölpreise in den kommenden Monaten weiter steigen lassen werden (siehe auch Rohstoffe kompakt "Zentralbanken sorgen für steigenden Ölpreis" vom 9. Oktober).


Edelmetalle

Der Goldpreis hat gestern den zweiten Tag in Folge nachgegeben und handelt am Morgen bei 1.760 USD je Feinunze. Wir führen dies auf den stärkeren US-Dollar zurück, rechnen aber nicht mit einer länger anhaltenden Abwärtsbewegung. Dem stehen insbesondere die anhaltenden Zuflüsse in die Gold-ETFs entgegen. In den letzten beiden Tagen stiegen die ETF-Bestände um weitere 13 Tonnen. Seit Ende Juli sind 191 Tonnen Gold in die ETFs geflossen. Nennenswerte Abflüsse gab es in diesem Zeitraum nur an einem Tag, marginale Abflüsse lediglich an vier Tagen.

Das in den letzten Wochen deutlich gestiegene Interesse der Anleger an den Gold-ETFs ist vor allem auf die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken zurückzuführen, welche Sorgen vor Kaufkraftverlust durch Inflation und Währungsabwertung schürt. Zudem bleibt die Schuldenkrise in der Eurozone ein beherrschendes Thema. Zwar ist der ESM mittlerweile einsatzbereit und die EZB steht Gewehr bei Fuß, um im Bedarfsfall Staatsanleihen der Krisenländer zu kaufen. Allerdings zieren sich die Krisenländer bislang, um Hilfe zu ersuchen, da sie sich vor den damit verbundenen Sparauflagen und weiteren Protesten der Bevölkerung fürchten. Zuletzt äußerte sich der IWF auch noch besorgt über die anhaltende Kapitalflucht aus den Peripherieländern der Eurozone. Der Goldpreis bleibt vor diesem Hintergrund gut unterstützt.

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Industriemetalle

Der drittgrößte Aluminiumproduzent der Welt, Alcoa, hat die Schätzungen für das Wachstum der Weltaluminiumnachfrage in diesem Jahr von zuvor 7% auf nun 6% reduziert und macht die gegenwärtig schwache Nachfrage aus China dafür verantwortlich. Wir sehen allerdings die Situation am Aluminiummarkt etwas differenzierter. Zum einen sind u.E. vor allem die starke Produktionsausweitung in China und eine nur schleppende Reduktion der Kapazitäten andernorts für die Preisschwäche verantwortlich. Zum anderen sehen wir die Abschwächung der Konjunktur Chinas als einen mehr oder weniger gewollten Akt der Regierung, unter anderem um eine gute Basis für den bevorstehenden Führungswechsel vorzubereiten.

Zur Diskussion, ob der Überschuss nachfrage- oder produktionstechnisch bedingt ist, soll man den Blick auf die Primäraluminiumproduktion werfen. Während die chinesische Produktion in den ersten acht Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr laut IAI um rund 10% gestiegen ist, ist die außerhalb Chinas um lediglich 2% gefallen. Das reichte nicht aus, das massive Überangebot abzubauen. Denn China macht mittlerweile mehr als 45% der weltweiten Primärproduktion von Aluminium aus. Deshalb liegen die LME-Lagerbestände weiter bei über 5 Mio. Tonnen.

Die Lagerbestände in Shanghai sind erstmals seit April 2011 auf über 400 Tsd. Tonnen gestiegen und haben sich damit in den letzten 12 Monaten mehr als verfünffacht. Kurzum glauben wir, dass die Gründe für die Überversorgung des Marktes nicht nur in der schwachen chinesischen Nachfrage zu suchen sind. Da wir hier eine Belebung und aufgrund der hohen Energiekosten gleichzeitig eine Bereinigung auf der Angebotsseite erwarten, rechnen wir sowohl für dieses Jahr aber vor allem fürs nächste Jahr mit einem Anstieg der Aluminiumpeise.


Agrarrohstoffe

Die günstigen Witterungsbedingungen der vergangenen Woche ließen die US-Ernte von Mais und Sojabohnen weiter rasch vorankommen. Inzwischen sind über die Hälfte der Sojabohnenfläche und 69% der Maisfläche abgeerntet. Die Sojabohnenernte und in noch stärkerem Maße die Maisernte gehen damit weiterhin sehr viel früher und schneller vonstatten als im Durchschnitt der Vorjahre. Auch konnte der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Sojabohnenpflanzen wenn auch auf weiterhin unbefriedigenden Niveau, um 2 Prozentpunkte angehoben werden. Die Aussaat von Winterweizen ist bereits zu 57% abgeschlossen.

Das Analysehaus F.O. Licht rechnet damit, dass die weltweite Zuckerproduktion in der Saison 2012/13 unverändert bleibt. In den Vorjahren war jeweils ein Zuwachs erzielt worden. Dies galt auch, als die Ernte 2011 in Brasilien erstmals seit zehn Jahren schrumpfte, da andere Anbieter dies mehr als wettmachen konnten. In dieser Saison werden laut F.O. Licht jedoch Zuwächse in Brasilien, Australien und China vor allem durch eine rückläufige EU-Produktion ausgeglichen. Bei dem hohen Produktionsniveau rechnet auch F.O. Licht trotz steigender Nachfrage mit einem weiterhin hohen Überschuss in 2012/13, der einem Preisanstieg im Wege stehen dürfte.




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