Quantitative Lockerung, Gold und Silber
11.10.2012 | Adam Hamilton
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Kurz nachdem der SPX innerhalb von einigen Monaten um 16,0% korrigiert hatte, gab das FOMC am 10. August 2010 offiziell den Startschuss für QE2. Dies versetzte die Märkte in Angst und Schrecken, weil die Fed ihr Versprechen brach, dass sie diese Forderungskäufe automatisch auflöst, wenn sie auslaufen. Die Fed kündigte an, dass sie mehr als 300 Mrd. USD von auslaufenden MBS in Treasuries umlagern und somit ihre Monetarisierung erweitern würde. Anschließend hielt sich die Fed zurück, damit dies nicht als politische Maßnahme in den wichtigen Zwischenwahlen 2010 aufgefasst werden würde. Die Reform des Gesundheitswesens "Obamacare“ fand bei den meisten US-Amerikanern keine Zustimmung, sodass die Demokraten 63 Sitze im Abgeordnetenhaus und 6 Sitze im Senat verloren. Dies war die schlimmste Niederlage einer Partei in den Zwischenwahlen seit 1938.
Die Wahlen auf bundesstaatlicher Ebene waren sogar noch eindeutiger. Die Republikaner bekamen 680 Sitze in den Parlamenten der Bundesstaaten und übertrafen somit den Rekord der Demokraten von 628 Sitzen bei den Wahlen 1974 nach der Watergate-Affäre. Eindeutiger geht es wohl kaum. Dennoch entschieden sich Obama und seine Partei dafür, dies zu ignorieren. Am Tag darauf wurden diese unglaublichen News jedoch von der Entscheidung der FOMC überschattet.
Am 3. November 2010 verdreifachte das FOMC seine zweite Runde quantitativer Lockerung auf einen Gesamtwert von 900 Mrd. USD. Außerdem war der Kauf von Treasuries im Wert von 600 Mrd. USD bis Ende Juni 2011 vorgesehen. Dies würde monatlich einem Wert von 75 Mrd. USD entsprechen, eine Zahl, die wir uns später genauer ansehen. Im obigen Chart können Sie den massiven Zuwachs der sich im Besitz der Fed befindlichen US-Staatsanleihen in QE2 deutlich erkennen. Später erreichten sie einen Höchstwert von beeindruckenden 1684 Mrd. USD.
QE2 hat sich für die US-Notenbank als politischer Albtraum erwiesen. Zentralbanken und Regierungen weltweit, die normalerweise nie in der Öffentlichkeit Kritik üben, zeigten öffentlich ihre Verärgerung über die Monetarisierung. Sie wurde als unvernünftige Abwertung bezeichnet. Die neu gewählten Republikaner kritisierten die Fed und forderten den Kongress dazu auf, die US-Notenbank zu entmachten. Bernanke war sprachlos.
Die zweite quantitative Lockerung war äußerst kontrovers, weil sie die massiven Mehrausgaben der Obama-Regierung direkt ermöglichte. Der größte und beste Anleihespezialist und Fondsmanager der Welt, Milliardär Bill Gross, räumte ein, dass 70% der während QE2 emittierten US-Staatsanleihen von der Fed gekauft wurden. Hätte die Fed nicht so viel Geld aus dem Nichts geschaffen, um Obamas Schulden zu kaufen, hätte Obama gar nicht erst die Möglichkeit gehabt, derart kolossale Defizite zu verursachen.
Da das nie zuvor da gewesene Defizit in Billionenhöhe und das angsteinflößende Schuldenwachstum zu einem zentralen politischen Problem wurden, musste sich die Fed bedeckt halten. Jegliche direkte Monetarisierungen der US-Staatsanleihen würden von republikanischen Abgeordneten als Beweis dafür gesehen werden, dass Bernanke mit Obama kooperiert. Daher hielt sich die Fed verständlicherweise sogar nach Ende von QE2 im Juni 2011 so weit wie möglich aus politischen Diskussionen raus.
Die Börsen, der Schlüssel zur Stimmung der US-amerikanischen Bevölkerung, erlebten einen Abwärtstrend. Nachdem Obama sein Wort brach und die Vereinbarung mit dem Kongress nicht einhielt, kam es Anfang August 2011 zu einer Herabstufung von Washingtons Staatsanleihen durch Standard & Poor’s. Dies war das erste Mal in der Geschichte, dass das AAA-Rating der USA herabgestuft wurde. Am folgenden Handelstag fiel der SPX um 6,7% und die Angst erreichte ungeahnte Ausmaße.
Als dieser Verkaufsdruck in einer ausgewachsenen Korrektur endete, fühlte sich die Fed erneut dazu gezwungen, zu handeln. Die Notenbank war sich des wachsenden politischen Risikos seiner Inflation jedoch bewusst, sodass sie ihre Monetarisierung nicht ausweitete. Stattdessen gab die Fed am 21. September 2011 den Startschuss für die Operation Twist. Die Fed verkaufte kurzfristige Staatsanleihen in Höhe von 400 Mrd. USD (mit einer Laufzeit von weniger als 3 Jahren), um im Gegenzug langfristige Staatsanleihen (mit einer Laufzeit von 6 bis 30 Jahren) im Wert von 400 Mrd. USD zu kaufen.
Da es sich hierbei also nicht um eine neue Monetarisierung handelte, sondern lediglich um eine Kapitalumlagerung, rettete sich die Fed noch einmal vor einem Kritikhagel. Aktienhändler waren enttäuscht, dass es zu keiner dritten quantitativen Lockerung kam und ihre Verkäufe drückten den SPX innerhalb von zwei Wochen infolge dieser Entscheidung um 8,6% nach unten. Befürworter des freien Marktes waren verärgert, da das FOMC öffentlich einräumte, dass der Zweck dieser neuen Kampagne zur Manipulation und Senkung der langfristigen Zinssätze diene.
Als die Operation Twist ihren Verlauf genommen hatte, entschied sich die Fed auf einer FOMC-Sitzung am 20. Juni 2012 für eine Verlängerung der Kampagne bis Ende 2012. Im Rahmen dieser Verlängerung werde die Fed den Anleihenkauf im Wert von monatlich 44 Mrd. USD aufrechterhalten. Da sich diese Verlängerung nur über sechs Monate erstreckt, während sich die ursprünglich geplante Dauer auf neun Monate belief, würde dies einem Wert von 267 Mrd. USD entsprechen. Trotz des enormen durch den Markt verursachten Drucks auf QE3 weigerte sich die Fed weiterhin, QE auszuweiten.