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Deutlich geringere chinesische Goldimporte

11.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die divergierende Preisentwicklung am Ölmarkt setzt sich fort. Während der Brentpreis bei 115 USD je Barrel nahe eines Monatshochs notiert, ist der WTI-Preis in der Nacht auf 91 USD je Barrel gefallen. Der Preisabstand zwischen den beiden wichtigsten Ölsorten liegt aktuell so hoch wie zuletzt vor einem Jahr. Brent profitiert weiterhin von den geopolitischen Spannungen im Nahen und Mittleren Osten und den Verzögerungen bei der Wiederaufnahme der Nordseeproduktion. WTI wird dagegen vom Überangebot im Mittleren Westen der USA belastet. So stieg die Ölproduktion in Nord-Dakota im August dank der Schieferölproduktion erstmals auf 700 Tsd. Barrel pro Tag. Dies kann die massive Ausweitung der Preisdifferenz in den vergangenen Tagen allerdings nicht erklären.

Ende September betrug diese noch weniger als 20 USD. Wir erachten das Ausmaß der Spreadausweitung als nicht gerechtfertigt und rechnen daher mit einer baldigen Korrektur. Als Blaupause kann die Entwicklung vor einem Jahr dienen. Mitte Oktober letzten Jahres erreichte die Preisdifferenz 28 USD und fiel dann bis Ende Oktober auf 16 USD zurück. Einen Anlass dafür gab es nicht. Die Umkehrung der Seaway-Pipeline wurde erst Mitte November 2011 verkündet. Der Kontraktwechsel bei Brent nächste Woche könnte diesmal der Auslöser sein. Die OPEC hat die Prognose für den Anstieg der weltweiten Ölnachfrage für dieses Jahr etwas nach unten revidiert, die US-Energiebehörde EIA den für nächstes Jahr. Die Ölproduktion außerhalb der OPEC soll dagegen weiter kräftig steigen. Die Angebotslage am Ölmarkt bleibt somit trotz aller Angebotsrisiken entspannt.

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Edelmetalle

Die Ratingagentur Standard & Poor's hat in der Nacht die Kreditwürdigkeit Spaniens um zwei Stufen gesenkt. Das Rating von Spanien liegt damit nur noch eine Stufe über Ramschniveau. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Spanien Finanzhilfen in Anspruch nehmen und die EZB ihre Ankündigung wahrmachen muss, spanische Staatsanleihen zu kaufen. Dies dürfte eine weitere Flucht ins Gold zur Folge haben.

China hat im August laut Zahlen der Zensus- und Statistikbehörde von Hongkong per Saldo 29,3 Tonnen Gold aus der früheren britischen Kronkolonie importiert. Dies war deutlich weniger als in den Monaten zuvor und zugleich der niedrigste Wert seit Januar 2012. Offensichtlich haben die gestiegenen Preise Spuren bei der Goldnachfrage hinterlassen. Ein weiterer Grund für die zuletzt niedrigeren Netto-Importe dürfte die höhere heimische Goldproduktion gewesen sein. Diese betrug im August gemäß Angaben der chinesischen Regierung 41,4 Tonnen.

In den ersten acht Monaten wurden in China 249,7 Tonnen Gold gefördert. Dies reicht aber bei weitem nicht aus, um die heimische Nachfrage zu befriedigen. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Netto-Importe Chinas aus Hongkong auf knapp 330 Tonnen. Das sind gut 200 Tonnen mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. China dürfte damit in diesem Jahr Indien als weltgrößter Goldnachfrager ablösen.


Industriemetalle

Die Metallpreise blieben auch gestern unter Druck. Neben den bereits erwähnten gedämpften Ausblick des Aluminiumproduzenten Alcoa belasteten gestern die enttäuschenden Autoverkaufszahlen in China. Der unerwartete Rückgang im September gegenüber dem Vorjahr ist allerdings weniger Folge einer konjunkturellen Absatzflaute in China als vielmehr dem chinesisch-japanischen Territorialstreit geschuldet. Chinesische Konsumenten halten sich deshalb beim Kauf japanischer Autos zurück. Nichtsdestotrotz bleiben die konjunkturellen Tendenzen im wichtigsten Absatzmarkt richtungsweisend für die Industriemetalle.

So hat die International Copper Study Group (ICSG) ihre Prognose für den Marktüberschuss am Kupfermarkt für das Jahr 2013 um 100 Tsd. Tonnen auf 460 Tsd. Tonnen angehoben, weil die den Prognosen zugrundeliegende sichtbare Nachfrage in China fallen und damit die globale Kupfernachfrage statt wie im April prognostiziert um knapp 4% lediglich um 1,5% zulegen soll. Angesichts der großen Infrastrukturprogramme im Reich der Mitte erscheint uns diese Nachfrageprognose aber als konservativ. Zudem bleiben am Kupfermarkt die Angebotsprobleme.

Auch wenn die ICSG weiterhin mit einer im Trend zunehmenden Minenförderung rechnet, sind die Wachstumsraten sowohl für dieses Jahr (2,9% statt 5,1%) als auch für nächstes Jahr (6,4% statt 7,6%) deutlich nach unten korrigiert worden. Wir sehen den Kupferpreis angesichts der angespannten Marktlage als gut unterstützt.


Agrarrohstoffe

Heute veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium neue Angebots- und Nachfrageschätzungen zu den Agrarmärkten. Bereits gestern hat der französische Agraranalysedienst FranceAgriMer seine Prognose für die französischen Weizenlagerbestände zum Ende des laufenden Erntejahres 2012/13 um 600 Tsd. auf 1,8 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Dies ist das niedrigste Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen vor 13 Jahren.

FranceAgriMer macht die höheren Weizenexporte in Länder außerhalb der EU dafür verantwortlich. Eine Rolle dürfte dabei das geringere Angebot aus der Schwarzmeerregion spielen, nachdem Frost im Frühjahr und Dürre im Sommer die dortigen Ernteerträge minderten. Zudem hat sich der Euro aufgrund der Schuldenkrise erheblich abgeschwächt, wodurch sich die Konkurrenzfähigkeit für Weizen aus Frankreich verbessert.

Derzeit ist MATIF-Weizen 5% teurer als CBOT-Weizen, was sich mit der knapperen Verfügbarkeit von Weizen in Europa erklären lässt. Während das Lager-Verbrauchs-Verhältnis in der EU laut aktueller USDA-Schätzung auf ein Rekordtief von 6,6% fallen soll, wird es in den USA trotz eines dritten Rückgangs in Folge noch immer auf komfortable 28,6% beziffert. Die EU-Weizenpreise bleiben vor diesem Hintergrund gut unterstützt, zumal noch immer das Damoklesschwert eines russischen Exportstopps über den Märkten schwebt.




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