Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Steigende US-Ölproduktion, fallende Nordseeproduktion

12.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis hat seinen Anstieg der vergangenen Tage fortgesetzt und in der Nacht mit 116 USD je Barrel den höchsten Stand seit einem Monat markiert. Brent profitiert neben den zunehmenden geopolitischen Spannungen von anhaltenden Produktionsproblemen in der Nordsee. So soll das Angebot der vier Nordseesorten Brent, Forties, Oseberg und Ekofisk im November Reuters zufolge auf 780 Tsd. Barrel pro Tag und damit fast wieder auf das Rekordtief von September zurückfallen. Neben den länger anhaltenden Wartungsarbeiten leidet das Nordseeangebot an einem strukturellen Rückgang der Ölproduktion.

In der Folge hat sich das Angebot der vier o.g. Ölsorten in den letzten fünf Jahren nahezu halbiert. Dies wirft Fragen auf, ob Brent auf Dauer eine repräsentative Benchmark ist. Die andere große Benchmark, WTI, wird durch das Überangebot im Mittleren Westen der USA nach unten verzerrt. So stieg die US-Ölproduktion in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium auf das höchste Niveau seit Mai 1995. Dieser Umstand trägt maßgeblich dazu bei, dass die Lagerbestände in Cushing, dem Auslieferungspunkt für WTI, mit 44,2 Mio. Barrel weiterhin nur knapp unter dem im Frühsommer verzeichneten Rekordniveau verharren.

Die Internationale Energieagentur hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage nochmals leicht nach unten revidiert und erwartet nur noch einen Anstieg um 700 Tsd. Barrel pro Tag in diesem Jahr, was die entspannte Angebots-Nachfrage-Relation auf dem globalen Ölmarkt unterstreicht. Angespannt ist allerdings die Lage bei den Ölprodukten. Die US-Destillatevorräte sind in der vergangenen Woche um weitere 3,2 Mio. Barrel gefallen und liegen auf dem niedrigsten Niveau zu diesem Zeitpunkt seit dem Jahr 2000. Die ARA-Gasölbestände in Westeuropa liegen mit gut 2 Mio. Tonnen auf dem tiefsten Stand seit fast einem Jahr. Dies dürfte die Destillatepreise im Vorfeld der Heizsaison weiter steigen lassen.


Edelmetalle

Der Goldpreis verharrt seit Tagen in einer engen Handelsspanne um 1.770 USD je Feinunze. Offensichtlich fehlt es derzeit an Impulsen für einen weiteren Anstieg, nachdem sich die Schuldenkrise in der Eurozone nicht weiter verschärft hat und die Angebotsrisiken in Südafrika weitgehend eingepreist sind. Das Abwarten lässt sich auch bei den ETFs erkennen, welche in den letzten Tagen keine nennenswerten Zuflüsse mehr verzeichneten. Somit wächst das Risiko, dass es bei den kurzfristig orientierten Finanzanlegern zu Gewinnmitnahmen kommt, welche die Preise unter Druck setzen würden.

Aufschluss hierüber können die Daten zur Marktpositionierung geben, welche heute nach Handelsschluss von der CFTC veröffentlicht werden. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Gold hatten Anfang Oktober ein 7-Monatshoch erreicht. Von daher besteht in der Tat ein gewisses Korrekturpotenzial. Die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken dürfte einem stärkeren Preisrückgang allerdings entgegenstehen. Bei Gold kommt hinzu, dass in einem Monat der bedeutende hinduistische Feiertag Dhanteras ansteht, in dessen Vorfeld die Goldnachfrage in Indien anziehen dürfte. Von Gewinnmitnahmen ausgelöste Preisrückgänge dürften daher zu verstärktes physisches Kaufinteresse führen.


Industriemetalle

Hoffnungsvolle Arbeitsmarktdaten in den USA haben gestern zu einer leichten Erholung an den Industriemetallmärkten geführt. Das Konjunkturbarometer Kupfer kann 1% zulegen und notiert damit nur noch 1,5% niedriger als Ende letzter Woche. Nickel dagegen kann kaum profitieren und ist noch immer 4% billiger als vor einer Woche. Preisbelastend ist die Aussicht auf Angebotsüberschüsse, welche die International Nickel Study Group (INSG) gestern nach ihrem halbjährlichen Treffen für das laufende und das nächste Jahr prognostiziert hat. Trotz einer guten Nachfrage aus der Edelstahlindustrie zu Jahresbeginn dürfte das Angebot die Nachfrage in diesem Jahr um 50 Tsd. Tonnen und im nächsten Jahr sogar um 70 Tsd. Tonnen übertreffen.

Der steigende Überschuss ist vor allem einer hohen Produktionsausweitung von 5,3% geschuldet, denn auch die Nachfrage wird 2013 nach Einschätzung der INSG mit gut 4% spürbar zulegen. Damit ist die INSG hinsichtlich der Nachfrageperspektiven optimistischer als ihr Pendant, die ICSG, zu Kupfer. Bei den optimistischen Produktionsprognosen ist zudem zu beachten, dass das Preisniveau von Nickel dabei eine kritische Rolle spielt. Wir hatten schon in unserem letzten Rohstoffe kompakt darauf hingewiesen, dass nach Aussagen von Norilsk Nickel, dem weltweit größten Nickelproduzenten, bei einem Preisniveau von 16.000 USD je Tonne 30% der globalen Produktion unrentabel sei. Starkes Korrekturpotenzial sehen wir deshalb trotz aktuell steigender LME-Lagerbestände nicht.


Agrarrohstoffe

Die Getreide- und Sojabohnenpreise konnten gestern deutlich zulegen, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium deutlich niedrigere Lagerbestandsschätzungen für Mais und Weizen prognostiziert hatte. Die weltweiten Maisvorräte sollen Ende des laufenden Erntejahres auf 117,3 Mio. Tonnen fallen. Das sind knapp 7 Mio. Tonnen weniger als bislang erwartet. Hauptverantwortlich hierfür waren um 5 Mio. Tonnen niedrigere Anfangsbestände in den USA. Die weltweiten Weizenvorräte sollen bis Ende 2012/13 auf 173 Mio. Tonnen abschmelzen, was knapp 4 Mio. Tonnen unter der bisherigen Schätzung liegt.

Bei Weizen ist eine knapp 6 Mio. Tonnen niedrigere weltweite Ernte für die Abwärtsrevision verantwortlich. Reduktionen der Ernteschätzungen gab es u.a. in Australien (-3 Mio. Tonnen), Russland (-1 Mio. Tonnen) und der EU (-0,8 Mio. Tonnen). Weiteres Abwärtspotenzial gibt es in Argentinien. Die Getreidebörse von Buenos Aires rechnet mittlerweile nur noch mit einer Weizenernte von 10,1 Mio. Tonnen, während das USDA bislang noch 11,5 Mio. Tonnen erwartet. Etwas entspannter stellt sich die Situation bei Sojabohnen dar. Hier wurden die globalen Lagerendbestände um 4,5 Mio. auf 57,6 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Neben höheren Anfangsbeständen in den USA war hierfür eine Aufwärtsrevision der weltweiten Ernteschätzung um 6 Mio. Tonnen verantwortlich. In der Folge hat der Sojabohnenpreis seine Gewinne wieder abgegeben.

Open in new windowcenter]




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"