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Wirtschaftsdaten top - Portugals Auktion lauwarm - Schweiz mag Iren nicht mehr …

06.01.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3145 (07.35 Uhr), nachdem gestern im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3126 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 109.35, während EUR-CHF bei 1.2705 oszilliert.

Gestern konnte der Euro nicht überzeugen. Der USD war Gewinner des Tages. Der Euro brach innerhalb von circa 24 Stunden von 1.3433 auf bis zu 1.3126 ein. Der USD konnte sich gegenüber dem JPY deutlich auf in der Spitze 83.39 befestigen. Da der Euro gegenüber dem CHF an Boden gewann, war der Verlust des CHF gegenüber dem USD äußerst ausgeprägt. Hier kam es seit dem 3. Januar zu einem USD Anstieg von 0.9318 auf 0.9684.

Hinsichtlich Markttechnik und positiv überraschenden US-Wirtschaftsdaten ist die aktuelle Bewegung des USD durchaus nachvollziehbar.

Auffällig ist, daß der Euro derzeit gegenüber CHF und JPY punkten kann. Entweder der Finanzmarkt neigt sich unserer Sichtweise zu, daß die europäischen Reformländer auf dem richtigen Weg sind, frei nach dem Motto "Per aspera ad astra" - Durch Widerwärtigkeiten zum Wahren". Eine andere Interpretationsvariante bietet die Markttechnik, es ist Zeit für eine technische Korrektur. So wie wir unsere "Freunde" auf der Insel und in Übersee kennen, ist es wohl eher die Markttechnik ….

Die Auktion der portugiesischen 6 Monatspapiere im Volumen von 500 Mio. Euro war ein lauwarmer Erfolg. Portugal konnte sich am Geldmarkt zu einem Zinssatz von 3,686% bedienen. Die letzte Auktion per September 2010 wies einen Zinssatz von 2,045% aus. Diese Differenz ist markant und darf zu größten Teil als Resultat der seitdem verstärkten Spekulation gegen Reformländer interpretiert werden.

In diesem Zusammenhang sollte das Thema der Machtkonzentration (Stichwort „Cornering“) bei wenigen Banken (der Bankenaristokratie) an Schlüsselmärkten diskutiert werden, auch wenn das aus Sichtweise der Bankenaristokratie nicht politisch korrekt ist. Fakt ist und bleibt, Zeitgeist hin oder her, daß das Polypol Anspruchsgrundlage für den perfekten Markt ist! Der Zinssatz von 3,686% ist als kritisch einzuwerten. Anders verhält es sich bei der Bereitschaft zu diesem unerhört hohen Zinssatz zuzuschlagen (so weit zum Erfolg des "Cornering"). Die Auktion war 2,6 fach (September 2,4 fach) überzeichnet.

Fakt ist, daß das Ergebnis der Auktion für den Euro belastend wirkte.

Die Schweizer Nationalbank hat gestern beschlossen, dass für Geldmarktoperationen irische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit akzeptiert werden. Wir nehmen das zur Kenntnis und verweisen auf die Schuldentragfähigkeit Irlands, die laut IWF bei 250% des BIP (Prognose 2015 des IWF 90% des BIP) liegt. Wir senden von dieser Stelle ein freundliches "Chapeau" in die Schweiz. Auch diese prozyklische Entscheidung der SNB war gestern bezüglich der Entwicklung des Euros gegenüber dem USD ein nicht unwesentlicher Katalysator.

Die Wirtschaftsdaten sowohl aus der Eurozone als auch den USA setzten durchgehend positive Akzente.

Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den Dienstleistungssektor stellte sich auf 54,2 Punkte. Die Prognose lag bei lediglich 53,7 Zählern.

Der Auftragseingang der Industrie der Eurozone verzeichnete per Oktober einen Anstieg um 1,4%. Die Prognose lag bei 1,0%.

Die Erzeugerpreise legten im Monatsvergleich um 0,3% und im Jahresvergleich der Konsensusprognose entsprechend um 4,4% zu.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, daß die Wirtschaft der Eurozone positiv überrascht und dabei ein leicht inflationäres Umfeld nährt.

Der "Challenger Report", der Aufschluss über angekündigte Massenentlassungen gibt, setzte das erste positive Signal für den US-Arbeitsmarkt. Per Dezember gingen 32.004 Jobs nach zuvor 48.711 verloren. Gegenüber dem Vormonat ergab sich ein Rückgang um -34,3%, gegenüber dem Vorjahr stellte sich der Rückgang auf -29,00%.

Der Chart belegt anschaulich, dass der aktuelle Wert sich "unproblematischen" Niveaus annähert.

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Der "ADP Employment Report" per Dezember, der die Beschäftigungsentwicklung in der US-Privatwirtschaft untersucht, wies einen Stellenzuwachs in Höhe von 297.000 Jobs aus. Die Prognose war bei 100.000 Jobs angesiedelt.

Der nachfolgende Chart belegt, daß dieses aktuelle Ergebnis als nahezu sensationell eingeschätzt werden muss. Die Anzeichen einer belastbaren Trendwende am US-Arbeitsmarkt nehmen zu. Wir verweisen auf unseren Jahresausblick, in dem wir feststellten, dass es kein ökonomisches Vakuum gibt. Was für die USA gilt, gilt durch die Reformen verzögert auch für unsere europäischen Problemkandidaten.

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Der "ISM-Dienstleistungsindex" lieferte die nächste nachhaltige positive Überraschung. Der Index legte von zuvor 55,0 auf 57,1 Punkte zu und erreichte damit das höchste Niveau seit Mitte 2006!. Die Prognose war bei 55,6 Zählern angesiedelt.

Der Geschäftsaktivitätsindex stellte sich auf 63,5 nach zuvor 57,0 Punkten. Der Auftragsindex legte von 57,7 auf 63,0 Punkte zu. der Beschäftigungsindex sank dagegen von 52,7 auf 50,5 Zähler. Der Preisindex schoss von 63,2 auf 70,0 Punkte. So weit zum Thema Deflationsrisiken in den USA.

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Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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