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Nachfragesorgen und Gewinnmitnahmen

15.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölpreise starten mit Verlusten in die neue Handelswoche. Brent fällt am Morgen unter die Marke von 114 USD je Barrel, WTI unter 91 USD je Barrel. Den Angebotsrisiken, welche den Brentölpreis in der vergangenen Woche auf 116 USD je Barrel haben steigen lassen, sind Sorgen vor einer Abschwächung der Nachfrage gewichen. Auslöser hierfür waren pessimistischere Nachfrageschätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) und die Importzahlen aus China. Das Reich der Mitte hat im September 20,1 Mio. Tonnen bzw. 4,9 Mio. Barrel pro Tag an Rohöl importiert. Das sind zwar 9% mehr als im Monat zuvor. Die Importe im August waren allerdings die schwächsten seit 22 Monaten.

Die Rohöleinfuhren liegen daher noch immer deutlich unter dem Niveau der ersten Jahreshälfte, als zwischen 5,3 und 6 Mio. Barrel pro Tag importiert wurden. Wenig Anlass zu Optimismus verbreitete auch die IEA, welche in ihrem Mittelfristigen Ölmarktbericht (MTOMR) ihre Schätzung für das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage im Zeitraum 2011-2016 um 500 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidierte und den Bedarf an OPEC-Öl bis 2017 auf 31 Mio. Barrel pro Tag schätzt.

Das ist weniger als die OPEC derzeit produziert. Dies verdeutlicht einmal mehr, dass der Ölpreis zuletzt nicht von Fundamentalfaktoren, sondern durch Angebotsrisiken und der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken nach oben getrieben wurde. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 9. Oktober die dritte Woche in Folge reduziert. Mit 135 Tsd. Kontrakten liegen diese mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit knapp drei Monaten. Dies kann die unterdurchschnittliche Preisentwicklung von WTI im Vergleich zu Brent erklären. Die entsprechenden Daten für Brent werden heute Mittag veröffentlicht.


Edelmetalle

Gold kann sich dem allgemeinen Abwärtstrend an den Rohstoffmärkten nicht entziehen und ist am Morgen unter die Marke von 1.750 USD je Feinunze gefallen, was dem niedrigsten Stand seit Ende September entspricht. Der deutsche Finanzminister Schäuble hat am Wochenende einen Staatsbankrott Griechenlands ausgeschlossen, was die Sorgen vor einer erneuten Eskalation der Schuldenkrise in der Eurozone verringern dürfte. Angesichts dessen und der in der Woche zum 9. Oktober auf ein 7½-Monatshoch von 167,5 Tsd. Kontrakte gestiegenen spekulativen Netto-Long-Positionen dürften die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer Gewinne mitnehmen.

Ähnliches gilt auch für Silber und Platin, wo die spekulativen Netto-Long-Positionen mit jeweils 36,4 Tsd. Kontrakten extreme Niveaus erreicht haben und die Preise am Morgen auf 33 USD je Feinunze bzw. 1.635 USD je Feinunze fallen, dem jeweils niedrigsten Niveau seit knapp drei Wochen. Die Gold-, Silber- und Platin-ETFs verzeichneten in den letzten Tagen keine Zuflüsse mehr, d.h. die Unterstützung für die Preise von dieser Seite ebbt ab. Bei niedrigeren Preisen dürfte dafür die Schmucknachfrage anziehen, zumal in Indien einige religiöse Feiertage bevorstehen, welche mit einer höheren Nachfrage nach Goldschmuck einhergehen. Aus diesem Grund dürfte sich Gold in der derzeitigen Konsolidierung besser entwickeln als die anderen Edelmetalle.


Industriemetalle

Die Sorgen der Marktteilnehmer im Bezug auf Chinas Wachstum halten wir für überzogen. Auch wenn die diese Woche zur Veröffentlichung stehenden BIP-Zahlen schwach ausfallen und sich laut Konsens das BIP-Wachstum im 3. Quartal mit 7,4% ggü. Vorjahr auf den niedrigsten Stand seit dem 1.Quartal 2009 verlangsamen dürfte, wird dies vom Markt bereits erwartet. Wenn überhaupt dürften die Zahlen positiv überraschen, wie es die Wirtschaftsdaten vom Wochenende getan haben. Zum einen sind die September-Exporte mit 9,9% ggü. Vorjahr deutlich stärker gestiegen als erwartet, weshalb auch der Handelsbilanzüberschuss und die FX-Reserven des Landes höher ausgefallen sind. Zum anderen sind die Geldmengenaggregate M1 und M2 stärker gestiegen, was der Wirtschaft positive Impulse verleihen dürfte. Da sich die Inflationsrate gleichzeitig auf lediglich 1,9% bzw. den zweittiefsten Stand seit Januar 2010 verlangsamt hat, haben die Regierung und die Zentralbank mehr Raum für neue Stützungsmaßnahmen.

Die Metallimporte im September waren bereits relativ stark und haben positiv überrascht. Die Importe von Kupfer und Kupferprodukten sind im Vergleich zum August um 11% auf knapp 395 Tsd. Tonnen gestiegen. Somit hat China in den ersten neun Monaten mit rund 3,6 Mio. Tonnen 32,6% mehr Kupferprodukte als im Vorjahresraum eingeführt. Bei Aluminium betrug der Anstieg der Nachfrage nach Rohaluminium und Produkten sogar 39,4% ggü. Vorjahr. Die chinesischen Metallhändler verhalten sich stets opportunistisch, ihr Verhalten gilt oft als richtungsweisend.

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Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis ist am Morgen erstmals seit Anfang Juli unter die Marke von 15 USD je Scheffel gefallen. Damit wurden praktisch alle Gewinne der Sommermonate inzwischen wieder abgegeben. Begleitet wird der Preisrückgang von einem Positionsabbau der spekulativen Finanzanleger. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen auf das niedrigste Niveau seit sieben Monaten reduziert. Wir erachten den Preisrückgang der vergangenen Wochen als übertrieben und fundamental nicht gerechtfertigt. Zwar dürfte die US-Sojabohnenernte etwas besser ausfallen als zunächst befürchtet. Dennoch soll die Erntemenge laut USDA noch immer 7,5% niedriger sein als im Vorjahr und das Lager-Verbrauchs-Verhältnis das niedrigste Niveau seit 47 Jahren erreichen.

Der Preisrückgang kann daher kaum mit einer Entspannung der kurzfristigen Angebotslage erklärt werden. Dahinter stehen vielmehr Spekulationen auf eine massive Ausweitung des Sojabohnenangebots in Südamerika. Ob es tatsächlich dazu kommt, bleibt nach den negativen Erfahrungen der letzten beiden Jahre abzuwarten. Die Nachfrage zeigt sich weiterhin robust. China hat im September knapp 5 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert und damit 11% mehr als im Vormonat bzw. 17% mehr als im Vorjahr. Dabei hat es sich auch nicht von den im Vormonat noch deutlich höheren Preisen abschrecken lassen. Es ist daher anzunehmen, dass das inzwischen deutlich niedrigere Preisniveau weitere Käufe generiert.




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