Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Griechenlands Geldmarktauktion mit Licht und Schatten - Portugal im Fokus!

12.01.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2980 (06.55 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3017 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 107.90, während EUR-CHF bei 1.2655 oszilliert.

Griechenlands Auktion der Geldmarktpapiere mit einer Laufzeit von sechs Monaten lieferte zwei Erkenntnisse:
  • Die notwendige Liquidität ist verfügbar.
  • Der Preis der Liquidität ist sehr teuer.

Beginnen wir bei dem Preis. Griechenland sah sich gezwungen, 4,9% als Zins für diese Geldmarktpapiere mit 26 Wochen Laufzeit auszuloben. Das ist nahezu grotesk. Die Reformen greifen. Per 2010 wurde das Defizit stärker reduziert als eingefordert, was vom Markt und einigen "Experten" zuvor faktisch nicht für möglich gehalten wurde.

Ergo wird eine elementare positive Überraschung, die der Positionierung am Markt diametral entgegen steht, Opfer der asymmetrischen Wahrnehmung. Hier wird ein Ziel gerichtetes erfolgreiches Reformpaket vom Markt bezüglich des Preises vollständig ignoriert.

Hinsichtlich der Faktenlage, darf gesagt werden, dass der Finanzmarkt einmal mehr beweist, dass die Markteffizienztheorie eben Theorie ist und nichts mit der Praxis zu tun hat. In der Praxis wirkt das Lemmingsyndrom opportunistischen Handelns neben anderen massenpsychologischen Phänomenen, die zumeist in London und New York angezettelt werden und in der letzten Dekade Grundlage der größten Krisen waren. Ist es nicht an der Zeit, diesen Zentren bei der Meinungsführerschaft zumindest die gelbe Karte zu zeigen?

Bezüglich der Verfügbarkeit der Liquidität ergibt sich ein anderes Bild. Die Emission sollte in Volumen von 1,5 Mrd. Euro haben. Tatsächlich wurden am Ende 1,95 Mrd. Euro allokiert. Ergo ist die Bereitschaft, bei diesem Zinsniveau zu Ausverkaufspreisen zuzugreifen, offensichtlich gegeben.

Die gestrige Reaktion des Euros bleibt verhalten. Der Markt ist heute auf den "Erfolg" der portugiesischen Refinanzierung fokussiert. Die Tatsache, daß Portugal sein Sparziel 2010 im Rahmen der Reformen übertreffen wird, hat für "echte" Finanzmarktprofis keine Relevanz. Die Neuverschuldung wird weniger als die angestrebten 7,3% des BIP betragen und die Gesamtverschuldung bleibt im Vergleich zu den USA absolut unproblematisch.

Da zieht es der Markt vor US-Treasuries zu kaufen. Die haben 12% Neuverschuldung bei 98% Staatsverschuldung ohne Reformansatz. Das macht unter rationalen Gesichtspunkten doch richtig Sinn … Das entspricht den antiautoritären Ansätzen der "Cash Burn Rate" am neuen Markt und der antiautoritären Kreditvergabe am US-Immobilienmarkt. Schwarz ist weiß - richtig ist falsch - sinnlos ist sinnvoll …. "Chapeau!"

Unsere Freunde bauen für den Fall einer erfolgreichen Auktion der Portugiesen bereits vor. Falls das Volumen unproblematisch am Markt untergebracht werden kann, sei das fraglos sehr hohe Zinsniveau ein Belastungsfaktor, dass Portugal doch unter den Schirm muss, heißt es nassforsch. In der Tat kann man das nicht ausschließen, obwohl es sachlich wie schon bei Irland nicht geboten war und aktuell nicht geboten ist.
  • Fakt ist und bleibt, EFSF hin oder her, dass die Reformpolitik fortgesetzt wird.
  • Fakt ist und bleibt, dass damit die strukturschwachen Länder stärker aufgestellt werden.
  • Fakt ist und bleibt, dass damit mittel- und langfristige Anlagen in diesen Ländern attraktiver werden (im Gegensatz zu den Reformverweigerern).

Wer sich jetzt als Finanzmarktteilnehmer nicht bei diesen Preisen bedient, erfährt eben auch nicht die Chancen, die sich hier ergeben. Zum Einstieg wird nicht geblasen.

Die US-Lagerbestände im Großhandel sanken per November unerwartet um -0,2%. Der Vormonatswert wurde von +1,9% auf +1,7% revidiert.

Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der hohen Absätze erstaunlich. Der Absatz nahm im Berichtsmonat November um +1,9% nach zuvor +2,6% zu. Als Konsequenz fiel das Verhältnis Lagerbestand/Absatz von 1,17 auf 1,15 Monatsumsätze. Marktwirkung ging vor der Veröffentlichung nicht aus.

Open in new window


Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" legte in der Berichtswoche deutlich von zuvor -45 auf -40 Punkte zu und markierte damit den besten Wert seit April 2008. Diese Entwicklung passt zu unserer positiven Konjunkturerwartung für die USA.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.3150 - 1.3180 eröffnet neue nachhaltige Chancen für den Euro.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"