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Der Markt (LDN/NY als Folge FFM) ist ein wenig ungeduldig mit der Integration der Eurozone

19.10.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.23 Uhr) bei 1.3065, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im europäischen Handel bei 1.3128 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.35 In der Folge notiert EUR-JPY bei 103.68, während EUR-CHF bei 1.2085 oszilliert.

Heute morgen sehen wir uns mit einer stärkeren Risikoaversion konfrontiert. Das gestrige Debakel bei und um Google war dabei nur der krönende Abschluss. Positive Wirtschaftsdaten, die gestern überwogen, als auch ein imposanter Erfolg Spaniens am Kapitalmarkt wurden professionell ausgeblendet, "Chapeau“!. Der Markt war fokussiert auf den Gipfel in Brüssel.Im Vorwege werden von "unseren Freunden“, die gerade gestern noch auf den Zerfall der Eurozone aggressiv spekulierten, gerne bezüglich der Eurozone hohe Erwartungen medial geschürt, um dann substantielle Erfolge, die dem erwarteten Tempo/Resultat nicht entsprechen, abstrafen zu können. Nun denn, das ist unsere Realität, der wir leider in Kontinentaleuropa aus welchen Gründen auch immer zu helotisch folgen …

Werfen wir einen Blick auf die Fakten und bedienen uns des Reuters Artikels. Unsere Einlassungen sind in "blau“ eingefärbt.

(Reuters) - Der Aufbau der geplanten europäischen Bankenaufsicht wird nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel länger als ein oder zwei Monate dauern. "Die Aufsicht wird zum 01. Januar nicht die Arbeit aufnehmen können", betonte Merkel am frühen Freitagmorgen nach zehnstündigen Beratungen der EU-Staats- und Regierungschefs.

Die Eurozone ist hinsichtlich der nationalen Bankenstrukturen heterogen aufgestellt. Schnellschüsse, die diesen gewachsenen Strukturen nicht Rechnung tragen, sind systemisch und politisch unangebracht. Gut gemeint ist eben noch lange nicht gut gemacht.

Bei großen Projekten gilt es, auf Nachhaltigkeit, Ausgewogenheit und Zukunftsfähigkeit der getroffenen Entscheidungen abzustellen. Die Fehler der Eurozone lagen in der Vergangenheit in faulen Kompromissen, die der Dynamik des Moments geschuldet waren. Diese Fehler zu wiederholen, entspräche, die Lernkurven der Vergangenheit arrogant zu negieren.

Dass „unsere Freunde“ diesen Zusammenhang nicht sehen, nehmen wir wenig erstaunt zur Kenntnis. Darin liegt ein Erklärungsansatz, warum so drastische und zu guten Teilen ungelöste Probleme aus diesen Wirtschaftsräumen die Finanzwelt und die reale Welt bis heute belasten. Abstraktionsfähigkeit ist eben nicht jedermanns Sache …

"Wir geben unseren Finanzministern aber den ehrgeizigen Auftrag, den rechtlichen Rahmen bis dahin fertig zu stellen."

Das ist Topmanagement. Es wird ein klarer Zeitrahmen und ein klares auf Nachhaltigkeit basierendes Ziel festgeschrieben. Das ist transparent und es ist professionell. Mehr gibt es nicht zu sagen.

Danach erst könne die Behörde unter dem Dach der Europäischen Zentralbank aufgebaut werden, sagte Merkel. "Das ist keine Sache von ein oder zwei Monaten, das dauert länger", betonte sie. "Wir haben noch einmal festgehalten, dass die praktische Fertigstellung der Bankenaufsicht erfolgt sein muss, bevor dann eine direkte Bankenrekapitalisierung ins Auge gefasst werden kann." So ist es.

Frankreich und Krisenstaaten wie Spanien drängen darauf, angeschlagene Geldinstitute zügig direkt mit Hilfen aus dem europäischen Rettungsfonds zu stützen. Deutschland hat eine gemeinsame und einheitliche Kontrolle der Institutezur Bedingung dafür gemacht.

Take your time - keep a steady hand - create a sustainable solution! Das ist der Weg, die Integration schreitet voran. Die Feuerkraft des ESMund des EFSF ist ausreichend alle notwendigen Brücken zu bauen. Die Eurozone ist auf einem guten Weg. Die Protagonisten des Finanzmarkts und die Hintergrundspieler in den Zentren London und New York werden es auch noch verstehen. Es ist nicht die Frage des "ob“, sondern die Frage des "wann“.

Die gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten warenin der Gesamtbetrachtung ein weiterer Beleg für eine positive konjunkturelle Veränderung in denUSA und damit für die Weltwirtschaft.

Die Ausnahme stellten die US-Arbeitslosenerstanträge dar. Per 13. Oktober ergab sich unerwartet ein Anstieg von zuvor 342.000 (revidiert von 339.000) auf 388.000. Die Prognose lag bei 365.000. Um den "Columbus Holiday“ gibt es häufiger Verwerfungen. Ergo messen wir diesem Ergebnis keine überragende Bedeutung zu.

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Die US-Verbraucher werden deutlich optimistischer. Der "Bloomberg Consumer Comfort Index“ legte in der Berichtswoche per 14. Oktober deutlichvon -38,5 auf -34,8 Punkte zu und markierte damit den höchsten Wert seit dem Frühjahr 2012.

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Die Frühindikatoren nach Lesart des "Conference Board“ verzeichneten per September einen unerwartet starken Anstieg um +0,6% nach zuvor -0,4% (revidiert von -0,1%). Die Prognose lag bei +0,2%. Der beigefügte Chart belegt, dass der Index damit auf dem höchsten Niveau seit dem Einbruch 2008 steht. Er belegt aber auch, dass es noch Luft nach oben gibt …

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Der Philadelphia Fed Business Index verzeichnete einen deutlich stärkeren Anstieg als von Analysten unterstellt. Der Index legte per Oktober von zuvor -1,9 auf +5,7 Punkte zu. Die Prognose war bei lediglich +1,0 Punkten angesiedelt. Mit positiven Werten wird hier wieder eine klare Implikation für Wachstum gegeben.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2780 - 1.2810 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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