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Allgemeine Richtungslosigkeit

19.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt ist weiterhin von einer hohen Unsicherheit gekennzeichnet, was in ungewöhnlichen Preisschwankungen zum Ausdruck kommt. So ist der Brentölpreis gestern zwischenzeitlich um zwei USD auf 111,5 USD je Barrel gefallen, konnte aber inzwischen wieder um einen US-Dollar steigen. Ein ähnliches Verlaufsmuster gab es bereits am Montag.

Preistreibende Faktoren wie die Angebotsrisiken und die üppige Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken halten sich derzeit die Waage mit preisbelastenden Faktoren wie das Überangebot und die verhaltenen Nachfrageaussichten. Je nachdem, welche Faktoren gerade stärker im Fokus stehen, steigt der Preis oder er gerät unter Druck.

Wir gehen davon aus, dass die Unsicherheit noch eine Weile andauern wird, bevor die preistreibenden Faktoren dank der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken die Oberhand gewinnen sollten. Ein weiterer Faktor dürfte die Ölpreise demnächst unterstützen, nämlich die angespannte Angebotslage bei den Mitteldestillaten. Bereits gestern hatten wir davon berichtet, dass die Destillatevorräte in den USA auf ein kritisch niedriges Niveau abgesunken sind.

Doch nicht nur in den USA, sondern auch in Europa scheint sich das Angebot zu verknappen. So sind die Gasölvorräte in Westeuropa in der Woche zum 18. Oktober laut PJK Services die sechste Woche in Folge gefallen. Mit knapp 2 Mio. Tonnen liegen sie mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Dezember 2011 bzw. dem niedrigsten Niveau zu diesem Zeitpunkt des Jahres seit dem Jahr 2008. Da die USA aufgrund niedriger Vorräte weniger Destillate nach Europa exportieren dürften, könnte das knappe Angebot in Europa zu steigenden Gasölpreisen führen.


Edelmetalle

Gold bleibt unter Druck und nähert sich am Morgen mit 1732 USD je Feinunze den Tiefständen von Beginn der Woche. Wir machen Verkäufe spekulativer Finanzanleger dafür verantwortlich. Sie hatten in den letzten Wochen ihre Positionen kräftig aufgebaut und könnten sich nun angesichts des ins Stocken geratenen Aufwärtstrend zu Gewinnmitnahmen veranlasst sehen. Aufschluss geben die heute nach Handelsschluss zur Veröffentlichung anstehenden Daten der CFTC.

Die Gold-ETFs verzeichneten in den letzten zwei Handelstagen zwar Zuflüsse von 3,3 Tonnen. Dennoch hat sich auch das Interesse der ETF-Anleger in den letzten beiden Wochen spürbar beruhigt, womit dem Markt ein wichtiger preistreibender Faktor abhanden gekommen ist. Anlass zum "Ausstieg" gibt auch die sich entspannende Situation in Südafrika. Nachdem die Lohnverhandlungen gestern wieder aufgenommen wurden, haben die Arbeitgeber nun ein verbessertes Angebot vorgelegt, über dass die Arbeiter bis 22. Oktober abstimmen sollen.

Medienberichten zufolge soll in Deutschland ab dem 1. Januar 2013 der Mehrwertsteuersatz auf Silbermünzen von 7% auf 19% erhöht werden. Dies könnte zu einer erhöhten Nachfrage nach Silbermünzen zum Jahresende führen. Deutschland ist in Europa der wichtigste Markt für Silbermünzen. Etwa die Hälfte des 2011 von der österreichischen Münzanstalt verkauften Silbers in Höhe von 556 Tonnen ging nach Deutschland.


Industriemetalle

Die Metallpreise geben am Morgen einen Teil ihrer Gewinne der beiden Vortage ab. Kupfer fällt zurück auf 8150 USD je Tonne. Nicht nur die Aussage eines Beraters der chinesischen Zentralbank belastet, wonach die Regierung keine größeren Stimulierungsprogramme plane, sondern auch der überraschend deutliche Anstieg der an der LME registrierten Kupferlagerbestände um 6,5%.

Auch in Shanghai nehmen die Vorräte zu. Heute morgen berichtet die Börse, dass diese um weitere 15 Tsd. Tonnen auf 197 Tsd. Tonnen gestiegen sind. Sie liegen damit 30% höher als Anfang September. Dennoch ist vor allem der Vorratsaufbau an der LME zu relativieren: denn zum einen folgte heute ein Abbau um 1,9%. Zum anderen sind die Vorräte mit 221 Tsd. Tonnen noch immer 14% niedriger als im Zwischenhoch Anfang Juli bzw. über 50% niedriger als vor gut einem Jahr.

Darüber hinaus hat das World Bureau of Metal Statistics noch Mitte der Woche für die ersten acht Monate des laufenden Jahres ein Angebotsdefizit von knapp 300 Tsd. Tonnen ausgewiesen. Die Nervosität am Markt ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die spekulativen Anleger am Kupfermarkt ebenso wie an den Edelmetallmärkten in kurzer Zeit ihr Engagement stark ausgeweitet haben. Die Netto-Long Positionen sind auch nach dem leichten Rückgang in der letzten Woche noch immer so hoch wie zuletzt im Sommer 2011. Die Gefahr von Rückschlägen ist daher groß. Heute nach Handelsschluss legt die CFTC neue Daten vor.

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Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen können seit gestern deutlich zulegen. Sojabohnen könnten somit erstmals seit fünf Wochen wieder einen Wochengewinn verzeichnen. Der Grund für die fallenden Preise in den vergangenen Wochen war der rasche Erntefortschritt bei Mais und Sojabohnen in den USA, wodurch sich die Angebotslage kurzfristig entspannt hat. Die Ernte nähert sich nun aber ihrem Ende, so dass dieser Faktor an Bedeutung verlieren dürfte.

Heute gibt die Reuters-Meldung Auftrieb, wonach die Ukraine ab dem 15. November keinen Weizen mehr exportieren wird, wobei diese Meldung noch nicht offiziell bestätigt ist. Stimmt diese Meldung, würden bis dahin noch 1,5 Mio. Tonnen Weizen für den Export zur Verfügung stehen. Der Fokus richtet sich zudem verstärkt auf die bevorstehenden Weizenernten auf der Südhalbkugel.

In Australien ist angesichts der Trockenheit mit einer niedrigeren Weizenernte zu rechnen. Das USDA hat dem zuletzt Rechnung getragen und die Ernteschätzung um 3 Mio. auf 23 Mio. Tonnen reduziert. In Argentinien ist ebenfalls mit einer deutlich niedrigeren Weizenernte zu rechnen. Das argentinische Agrarministerium prognostiziert einen Ernterückgang um 17% gegenüber dem Vorjahr auf 11,5 Mio. Tonnen, die Getreidebörse von Buenos Aires sogar um 28% auf 10,1 Mio. Tonnen. Der Grund hierfür sind die Exportbeschränkungen der Regierung, welche den Weizenanbau unattraktiv machen.




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