Bundesbank überprüft eigene Goldbestände
23.10.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis ist über Nacht wieder unter die Marke von 110 USD je Barrel gefallen, was angesichts der zahlreichen Angebotsrisiken bemerkenswert ist. So verzögert sich die Wiederaufnahme der Ölproduktion im Buzzard-Ölfeld immer weiter. Als neuer Termin wird nun Ende der Woche genannt. Zudem hat der Ölkonzern Royal Dutch Shell "force majeure" für Öllieferungen aus Nigeria erklärt. Nicht zu vernachlässigen ist die Gefahr, dass sich der Bürgerkrieg in Syrien auf den Libanon ausweitet und dass sich die Lage in Bahrain nach den Protesten in den vergangenen Tagen weiter zuspitzt.
Der kleine Inselstaat im Persischen Golf könnte zum Zankapfel zwischen den beiden wichtigsten Ölproduzenten der Region, Saudi-Arabien und Iran, werden. Während Saudi-Arabien die sunnitische Regierung unterstützt, steht der Iran hinter der schiitischen Mehrheit der Bevölkerung. Wir rechnen angesichts der zahlreichen Angebotsrisiken mit einer baldigen Preiserholung bei Brent. Der Kontraktwechsel konnte den WTI-Preis nicht unterstützen, obwohl die WTI-Terminkurve im vorderen Laufzeitenbereich im Contango ist.
Dieser Effekt wurde jedoch durch die Wiederaufnahme der Keystone-Pipeline überlagert, welche aufgrund technischer Probleme seit Mittwoch letzter Woche geschlossen war. Durch diese Pipeline können täglich bis zu 590 Tsd. Barrel Rohöl von den kanadischen Ölsandfeldern zum Lagerort in Cushing transportiert werden. Die vertraglich zugesicherten Liefermengen werden laut Pipelinebetreiber TransCanada aber erst im November wieder erreicht. Dies könnte die Lagerbestände in Cushing kurzzeitig fallen lassen. Von daher dürfte sich auch der WTI-Preis wieder erholen.
Edelmetalle
Die Deutsche Bundesbank holt auf Druck des Bundesrechnungshofes sowie einiger Politiker und politischer Institutionen einen Teil ihrer Goldreserven aus dem Ausland zur Überprüfung nach Deutschland zurück. In einem ersten Schritt sollen nun jährlich 50 Tonnen Gold aus New York nach Deutschland gebracht werden. Hier sollen die Barren eingeschmolzen werden, um die Menge und Echtheit des Edelmetalls zu überprüfen. Schätzungsweise rund zwei Drittel der 3.400 Tonnen umfassenden Goldbestände der Bundesbank lagern im Ausland, vor allem in New York, London und Paris. Die deutschen Goldreserven haben beim gegenwärtigen Goldpreis einen Marktwert von 144 Mrd. Euro.
Den südafrikanischen Minenbetreibern droht neues Ungemach: Der staatliche Energieversorger Eskom, der für rund 95% der Stromversorgung des Landes steht, hat angekündigt, in den nächsten fünf Jahren die Strompreise um jährlich 16% anheben zu wollen. Dies würde zu einer Erhöhung der Strompreise, die von der nationalen Regulierungsbehörde noch genehmigt werden muss, von derzeit durchschnittlich 61 Cents auf 128 Cents je KWh führen. Dies verschärft die ohnehin schon angespannte Kostensituation der Minenunternehmen und könnte mittel- bis langfristig zu Produktionsstilllegungen führen, sollten die Edelmetallpreise nicht merklich anziehen. Aufgrund von anhaltenden Streiks in der Platin- und Goldminenindustrie "verlieren" viele Minenbetreiber derzeit zudem hohe Mengen an Produktion.
Industriemetalle
Die von vielen Marktbeobachtern erwartete Ausweitung des Kupferangebots im nächsten Jahr - die International Copper Study Group erwartet aufgrund der Inbetriebnahme neuer Minenprojekte ein Plus von gut 7%, wodurch sich ein Angebotsüberschuss am globalen Kupfermarkt von 458 Tsd. Tonnen ergeben soll - könnte zu einer deutlichen Erhöhung der Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) führen. So strebt Aurubis, einer der weltweit größten Kupferverarbeiter, in den laufenden Verhandlungen mit den Minenunternehmen über neue Jahreskontrakte Schmelz- und Verarbeitungsgebühren von 80 USD je Tonne bzw. 8 US-Cents je Pfund an. Dies wäre deutlich mehr als die derzeit von den Minenunternehmen an die Schmelzereien gezahlten 63,5 USD je Tonne bzw. 6,35 US-Cents je Pfund.
Offensichtlich übersteigt die Ausweitung der Minenproduktion die Inbetriebnahme neuer Schmelzkapazitäten, so dass sich am Markt für Kupferkonzentrat ein Überschuss aufbaut. Auch die chinesischen Kupferschmelzen versuchen, ähnlich hohe Forderungen durchzusetzen. Der in der letzten Zeit zu beobachtende Anstieg der Schmelz- und Verarbeitungsgebühren am Kassa-Markt lässt darauf schließen, dass von den Schmelzereien ein Aufschlag gegenüber den aktuellen Gebühren durchgesetzt werden kann. Fraglich ist allerdings, wie sehr die Minenbetreiber zu Zugeständnissen bereit sind.
Agrarrohstoffe
Die australische Weizenernte wird wohl noch schlechter ausfallen als derzeit vom staatlichen Prognoseinstitut ABARES und dem USDA unterstellt. Das Ergebnis dürfte nur knapp über 21 Mio. Tonnen liegen, nachdem es lange Zeit deutlich zu trocken gewesen war und alleine im wichtigen Bundesstaat Western Australia mit einem Einbruch gegenüber dem Vorjahr um 40% zu rechnen ist. Gestützt wird der Weizenpreis derzeit auch von der trockenen Witterung in den südlichen Regionen der Great Plains in den USA und von Spekulationen, wonach die Ukraine im November ihre Weizenexporte einstellen wird. Alleine schon aufgrund der schlechten Ernte in diesem Jahr wird der Exportfluss bald auch ohne explizites Exportverbot austrocknen. Dies ist allerdings bereits in den sich auf hohem Niveau haltenden Weizenpreisen enthalten. Dadurch werden insbesondere die Exportaussichten für die EU gestärkt, was europäischen Weizen bereits jetzt verteuert, dessen Preis inzwischen wieder über dem von US-Weizen liegt.
Umgekehrt werden immer höhere Mengen für die brasilianische Sojabohnenernte genannt: Bei einer erwarteten Ausdehnung der Fläche um 9% soll die Produktion nach Einschätzung eines bekannten brasilianischen Analysehauses auf rekordhohe 82,5 Mio. Tonnen steigen. Diese können allerdings den angespannten physischen Sojamarkt erst dann entlasten, wenn das Angebot ab März auf den Weltmarkt strömt - und wenn nicht noch unvorhergesehene Witterungsereignisse die Aussicht auf eine Rekordernte zunichte machen.
Der Brentölpreis ist über Nacht wieder unter die Marke von 110 USD je Barrel gefallen, was angesichts der zahlreichen Angebotsrisiken bemerkenswert ist. So verzögert sich die Wiederaufnahme der Ölproduktion im Buzzard-Ölfeld immer weiter. Als neuer Termin wird nun Ende der Woche genannt. Zudem hat der Ölkonzern Royal Dutch Shell "force majeure" für Öllieferungen aus Nigeria erklärt. Nicht zu vernachlässigen ist die Gefahr, dass sich der Bürgerkrieg in Syrien auf den Libanon ausweitet und dass sich die Lage in Bahrain nach den Protesten in den vergangenen Tagen weiter zuspitzt.
Der kleine Inselstaat im Persischen Golf könnte zum Zankapfel zwischen den beiden wichtigsten Ölproduzenten der Region, Saudi-Arabien und Iran, werden. Während Saudi-Arabien die sunnitische Regierung unterstützt, steht der Iran hinter der schiitischen Mehrheit der Bevölkerung. Wir rechnen angesichts der zahlreichen Angebotsrisiken mit einer baldigen Preiserholung bei Brent. Der Kontraktwechsel konnte den WTI-Preis nicht unterstützen, obwohl die WTI-Terminkurve im vorderen Laufzeitenbereich im Contango ist.
Dieser Effekt wurde jedoch durch die Wiederaufnahme der Keystone-Pipeline überlagert, welche aufgrund technischer Probleme seit Mittwoch letzter Woche geschlossen war. Durch diese Pipeline können täglich bis zu 590 Tsd. Barrel Rohöl von den kanadischen Ölsandfeldern zum Lagerort in Cushing transportiert werden. Die vertraglich zugesicherten Liefermengen werden laut Pipelinebetreiber TransCanada aber erst im November wieder erreicht. Dies könnte die Lagerbestände in Cushing kurzzeitig fallen lassen. Von daher dürfte sich auch der WTI-Preis wieder erholen.
Edelmetalle
Die Deutsche Bundesbank holt auf Druck des Bundesrechnungshofes sowie einiger Politiker und politischer Institutionen einen Teil ihrer Goldreserven aus dem Ausland zur Überprüfung nach Deutschland zurück. In einem ersten Schritt sollen nun jährlich 50 Tonnen Gold aus New York nach Deutschland gebracht werden. Hier sollen die Barren eingeschmolzen werden, um die Menge und Echtheit des Edelmetalls zu überprüfen. Schätzungsweise rund zwei Drittel der 3.400 Tonnen umfassenden Goldbestände der Bundesbank lagern im Ausland, vor allem in New York, London und Paris. Die deutschen Goldreserven haben beim gegenwärtigen Goldpreis einen Marktwert von 144 Mrd. Euro.
Den südafrikanischen Minenbetreibern droht neues Ungemach: Der staatliche Energieversorger Eskom, der für rund 95% der Stromversorgung des Landes steht, hat angekündigt, in den nächsten fünf Jahren die Strompreise um jährlich 16% anheben zu wollen. Dies würde zu einer Erhöhung der Strompreise, die von der nationalen Regulierungsbehörde noch genehmigt werden muss, von derzeit durchschnittlich 61 Cents auf 128 Cents je KWh führen. Dies verschärft die ohnehin schon angespannte Kostensituation der Minenunternehmen und könnte mittel- bis langfristig zu Produktionsstilllegungen führen, sollten die Edelmetallpreise nicht merklich anziehen. Aufgrund von anhaltenden Streiks in der Platin- und Goldminenindustrie "verlieren" viele Minenbetreiber derzeit zudem hohe Mengen an Produktion.
Industriemetalle
Die von vielen Marktbeobachtern erwartete Ausweitung des Kupferangebots im nächsten Jahr - die International Copper Study Group erwartet aufgrund der Inbetriebnahme neuer Minenprojekte ein Plus von gut 7%, wodurch sich ein Angebotsüberschuss am globalen Kupfermarkt von 458 Tsd. Tonnen ergeben soll - könnte zu einer deutlichen Erhöhung der Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) führen. So strebt Aurubis, einer der weltweit größten Kupferverarbeiter, in den laufenden Verhandlungen mit den Minenunternehmen über neue Jahreskontrakte Schmelz- und Verarbeitungsgebühren von 80 USD je Tonne bzw. 8 US-Cents je Pfund an. Dies wäre deutlich mehr als die derzeit von den Minenunternehmen an die Schmelzereien gezahlten 63,5 USD je Tonne bzw. 6,35 US-Cents je Pfund.
Offensichtlich übersteigt die Ausweitung der Minenproduktion die Inbetriebnahme neuer Schmelzkapazitäten, so dass sich am Markt für Kupferkonzentrat ein Überschuss aufbaut. Auch die chinesischen Kupferschmelzen versuchen, ähnlich hohe Forderungen durchzusetzen. Der in der letzten Zeit zu beobachtende Anstieg der Schmelz- und Verarbeitungsgebühren am Kassa-Markt lässt darauf schließen, dass von den Schmelzereien ein Aufschlag gegenüber den aktuellen Gebühren durchgesetzt werden kann. Fraglich ist allerdings, wie sehr die Minenbetreiber zu Zugeständnissen bereit sind.
Agrarrohstoffe
Die australische Weizenernte wird wohl noch schlechter ausfallen als derzeit vom staatlichen Prognoseinstitut ABARES und dem USDA unterstellt. Das Ergebnis dürfte nur knapp über 21 Mio. Tonnen liegen, nachdem es lange Zeit deutlich zu trocken gewesen war und alleine im wichtigen Bundesstaat Western Australia mit einem Einbruch gegenüber dem Vorjahr um 40% zu rechnen ist. Gestützt wird der Weizenpreis derzeit auch von der trockenen Witterung in den südlichen Regionen der Great Plains in den USA und von Spekulationen, wonach die Ukraine im November ihre Weizenexporte einstellen wird. Alleine schon aufgrund der schlechten Ernte in diesem Jahr wird der Exportfluss bald auch ohne explizites Exportverbot austrocknen. Dies ist allerdings bereits in den sich auf hohem Niveau haltenden Weizenpreisen enthalten. Dadurch werden insbesondere die Exportaussichten für die EU gestärkt, was europäischen Weizen bereits jetzt verteuert, dessen Preis inzwischen wieder über dem von US-Weizen liegt.
Umgekehrt werden immer höhere Mengen für die brasilianische Sojabohnenernte genannt: Bei einer erwarteten Ausdehnung der Fläche um 9% soll die Produktion nach Einschätzung eines bekannten brasilianischen Analysehauses auf rekordhohe 82,5 Mio. Tonnen steigen. Diese können allerdings den angespannten physischen Sojamarkt erst dann entlasten, wenn das Angebot ab März auf den Weltmarkt strömt - und wenn nicht noch unvorhergesehene Witterungsereignisse die Aussicht auf eine Rekordernte zunichte machen.