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Allgemeine Stimmungseintrübung

24.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben gestern ihren Abwärtstrend fortgesetzt, können sich am Morgen dank freundlicher Konjunkturdaten aus China aber etwas erholen. Brent fiel gestern den sechsten Tag in Folge und erreichte mit 107,3 USD je Barrel zwischenzeitlich den tiefsten Stand seit mehr als einem Monat. WTI verzeichnete den vierten Tagesrückgang und markierte mit 85,7 USD je Barrel sogar ein 3-Monatstief. Maßgeblich für den Preisrückgang war eine Eintrübung der allgemeinen Marktstimmung nach enttäuschenden Unternehmensmeldungen, was sich in fallenden Aktienmärkten und einem steigenden US-Dollar niederschlug. Die weiterhin vorhandenen Angebotsrisiken traten in den Hintergrund. Der Iran hat damit gedroht, im Falle einer Verschärfung der Sanktionen die Ölexporte komplett einzustellen.

Wir messen dieser Drohung wenig Glaubwürdigkeit bei, da der Iran damit mehr zu verlieren hat. Die Preisauswirkung eines Exportstopps dürfte begrenzt sein. Aufgrund der Erhöhung der Ölproduktion in anderen Ländern haben die bisherigen Lieferausfälle - im September lagen die iranischen Ölexporte laut IEA bei nur noch 860 Tsd. Barrel pro Tag - nicht zu einer Angebotsverknappung geführt. Diese könnten ebenfalls kompensiert werden, da der globale Ölmarkt derzeit einen Angebotsüberschuss von ca. 1 Mio. Barrel pro Tag aufweist. Der Iran wird dagegen kaum auf die Einnahmen aus dem Ölgeschäft verzichten können. Die galoppierende Inflation und die massive Abwertung der Landeswährung Rial zeigen, dass die gesunkenen Öleinnahmen bereits Wirkung haben.


Edelmetalle

Die Edelmetalle konnten sich gestern dem Verkaufsdruck an den Rohstoffmärkten nicht entziehen und gaben ebenfalls deutlich nach, was auf breit angelegte Verkäufe von spekulativen Finanzinvestoren hindeutet. Heute Morgen können Gold, Silber & Co. moderat zulegen, nachdem der Euro durch Zeitungsberichte etwas Auftrieb erhält, wonach Griechenland für seine Sparbemühungen zwei Jahre mehr Zeit bekommt. Allerdings ergeben sich dadurch auch Spekulationen über die Finanzierung der so entstehenden Lücke, was die Auszahlung der nächsten Hilfstranche an Griechenland aber nicht beeinträchtigen dürfte.

Mit Interesse dürften die Marktteilnehmer heute Nachmittag eine Pressekonferenz von EZB-Präsident Draghi und Bundestagspräsident Lammert in Berlin verfolgen. Denn dort erläutert Draghi vor deutschen Politikern die aktuelle Geldpolitik der EZB. Im Fokus steht daneben heute Abend die Sitzung der US-Notenbank Fed. Diese dürfte ihre Bereitschaft zu einer expansiven Geldpolitik unterstreichen, wodurch die Opportunitätskosten der Goldhaltung niedrig bleiben.

China hat gemäß Daten der Zollbehörde im September 257 Tonnen Silber und damit deutlich weniger als im Vormonat importiert. Die Einfuhren liegen aber über dem bisherigen Durchschnitt in diesem Jahr. Der starke Preisanstieg von Silber seit Anfang August - das weiße Edelmetall ist innerhalb von zwei Monaten um mehr als 23% gestiegen - dürfte wesentlich zum Rückgang der Einfuhren beigetragen haben.


Industriemetalle

Nachdem die Metallpreise gestern nochmals teilweise deutlich unter Druck standen, haben sie ihren Abwärtstrend der vergangenen Tage heute Morgen zumindest vorübergehend gestoppt. Hierzu beigetragen hat der von der Großbank HSBC berechnete vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China, der im Oktober überraschend deutlich auf 49,1 gestiegen ist. Dies deutet auf eine Erholung der chinesischen Wirtschaft hin, was auch zu einer höheren Nachfrage nach Metallen führen könnte.

Wie das International Aluminium Institute berichtete, ist die globale Aluminiumproduktion im September im Vergleich zum Vormonat um 3,7% auf ein 5-Monatstief von 3,73 Mio. Tonnen gesunken. Sie lag damit auch leicht unter dem Vorjahresniveau. Die Produktion wurde dabei sowohl in China selbst als auch in den anderen Regionen der Welt gedrosselt. Inwiefern der Produktionsrückgang nachhaltig ist, muss sich in den kommenden Monaten zeigen. Denn in der Vergangenheit kam es in den Folgemonaten stets zu einer Gegenreaktion der Aluminiumproduzenten. Der jetzt vermeldete Produktionsrückgang reicht zudem nicht aus, um die hohen Angebotsüberschüsse am globalen Aluminiummarkt abzubauen. Diese werden von Marktbeobachtern für 2012 und 2013 auf mehr als 1 Mio. Tonnen geschätzt. Dies dürfte kurzfristig betrachtet deutlichen Preissteigerungen von Aluminium entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Am Kakaomarkt etabliert sich immer mehr die Erwartung eines Defizits in der laufenden Saison 2012/13. Die westafrikanische Ernte dürfte erneut weit hinter dem rekordhohen Niveau von 2010/11 zurückbleiben, als zuletzt laut bisherigen Schätzungen der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO) ein Überschuss am Kakaomarkt zustande kam. Zudem wird für das laufende Jahr mit einem weltweiten Nachfrageanstieg um 2,5% gerechnet. Das Defizit könnte daher Marktbeobachtern zufolge um die 100 Tsd. Tonnen betragen. Dagegen könnte das Kakaojahr 2011/12 entgegen den bisherigen Erwartungen einen Überschuss aufweisen. Laut bisheriger Schätzung der ICCO wurde das letzte Erntejahr mit einem Defizit von 19 Tsd. Tonnen abgeschlossen. Angesichts der wenig befriedigenden Verarbeitungsdaten aus Europa und Nordamerika erwarten einige Kakaoverarbeiter als Ergebnis für 2011/12 eher einen Überschuss in einer Größenordnung von 10 bis 40 Tsd. Tonnen.

Die Ukraine wird ab dem 15. November keine Weizenexporte mehr zulassen. Damit bestätigte der ukrainische Agrarminister am Morgen Gerüchte, die sich bereits seit Tagen im Markt verbreitet und die Preise unterstützt hatten. Da das Auslaufen der ukrainischen Exporte angesichts der schlechten Ernte bereits erwartet wurde, rechnen wir nicht mit größeren Preissprüngen als Reaktion auf diese Meldung.

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