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Mehrmonatige Tiefstände - Ölpreise fallen weiter

25.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben ihren Abwärtstrend auch gestern fortgesetzt. Brent fiel den siebenten Tag in Folge und verzeichnete mit 106,8 USD je Barrel den niedrigsten Stand seit Anfang August. WTI ist zeitweise auf 85 USD je Barrel gefallen und hat damit das tiefste Niveau seit mehr als drei Monaten erreicht. Dem US-Energieministerium zufolge sind die Rohölvorräte in den USA in der vergangenen Woche überraschend kräftig um 5,9 Mio. Barrel gestiegen. Dies ist auf höhere Importe und eine geringere Raffinerieauslastung zurückzuführen. Zudem ist die US-Ölproduktion nochmals leicht gestiegen. Sie liegt auf einem Niveau, welches zuletzt im Mai 1995 erreicht wurde. Aufgrund einer schwächeren Nachfrage sind auch die Benzinvorräte um 1,4 Mio. Barrel gestiegen, was die Benzinpreise weiter unter Druck setzte.

Der in New York gehandelte Benzin-Terminkontrakt fiel den zehnten Tag in Folge, was die längste Verluststrecke seit Beginn des Terminhandels im Jahr 1986 ist. Der US-Benzinpreis ist im Zuge dessen auf ein 4-Monatstief gesunken. Bei den derzeitigen Margen ist es für die meisten US-Raffinerien kaum mehr lukrativ, Benzin zu produzieren. Ein ganz anderes Bild zeigt sich bei den Mitteldestillaten. Diese verzeichneten nunmehr die sechste Woche in Folge einen Lagerabbau. Die US-Destillatevorräte befinden sich aktuell 21% unter dem 5-Jahresdurchschnitt und liegen damit kurz vor dem Beginn der Heizsaison auf einem kritisch niedrigen Niveau. Die Verarbeitungsmargen bei den Destillaten sind im Zuge dessen auf ein hohes Niveau gestiegen. Die Raffinerien dürften daher mehr Destillate produzieren, auch um die Verluste bei der Benzinproduktion auszugleichen. Dies dürfte sich positiv auf die Ölnachfrage auswirken und sollte damit auch auf die Ölpreise unterstützen.

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Edelmetalle

Gold ist gestern erstmals seit Anfang September kurzzeitig unter die Marke von 1.700 USD je Feinunze gefallen. Die Bekräftigung der Fed, an der ultralockeren Geldpolitik mindestens bis Mitte 2015 festhalten zu wollen, hat in der Nacht zu einer leichten Preiserholung beigetragen. Dennoch bleibt der Goldpreis nach dem kräftigen Rückgang der vergangenen Tage angeschlagen, was zu weiteren Verkäufen kurzfristig orientierter Marktteilnehmer führen könnte. Von daher könnte der Goldpreis zunächst noch etwas nachgeben. Auf Sicht der kommenden Wochen gehen wir aufgrund der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken und wegen der nach den Wahlen in den USA zu erwartenden Probleme mit der fiskalischen Klippe und der Schuldenobergrenze aber weiter von steigenden Preisen aus.

Das niedrigere Preisniveau scheint zudem erste Käufer anzulocken. Innerhalb der vergangenen sechs Handelstage sind die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um 5,4 Tonnen gestiegen. Auch die Zentralbanken befinden sich weiter auf der Käuferseite. Laut aktueller Daten des IWF haben die Zentralbanken im September per Saldo 4,4 Tonnen Gold gekauft. Käufen aus der Türkei, Brasilien und der Ukraine standen Verkäufe aus Russland, Weißrussland, Kasachstan und der Tschechischen Republik gegenüber. Brasilien trat dabei erstmals seit fast vier Jahren wieder als Käufer auf.


Industriemetalle

Gemäß Daten des Weltstahlverbandes lag die globale Stahlproduktion im September mit 123,64 Mio. Tonnen marginal unter dem Niveau des Vormonats. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies kaum eine Veränderung dar. Die im letzten Monat produzierte Menge entspricht dem tiefsten Stand seit sieben Monaten. Produktionssteigerungen im asiatischen Raum wie z.B. in China sowie in Russland wurden durch Produktionskürzungen in den anderen wesentlichen Produzentenregionen/-ländern wettgemacht. Zwar haben damit die Stahlhersteller auf die seit Monaten verhaltene Nachfrage sowie die niedrigen Preise reagiert und ihre Produktion nicht wieder ausgeweitet.

Um die anhaltend hohen Angebotsüberschüsse abzubauen, bedarf es allerdings noch weiterer umfangreicher Produktionskürzungen. Ob es dazu allerdings kommt, ist fraglich. Denn die jüngste Entwicklung des Eisenerzpreises, der gestern auf 118,7 USD je Tonne und damit ein 3-Monatshoch gestiegen ist, zeigt, dass die Nachfrage nach dem zur Stahlherstellung verwendeten Rohstoff angezogen hat. Die Kapazitätsauslastung der Stahlhersteller ist im September im Vergleich zum Vormonat um 2,2%-Punkte auf 77,7% gestiegen. Die gestiegene Nachfrage spiegelt sich auch im Baltic Dry Index wider, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst, und selbst auf dem höchsten Stand seit 3½ Monaten liegt.


Agrarrohstoffe

Die Zuckerrohrernte in der brasilianischen Hauptanbauregion Center-South hinkte Mitte Oktober laut dem Industrieverband UNICA aufgrund des verspäteten Starts noch immer 4% hinter dem Vorjahr her. Allerdings hat sich der Ernterückstand in der ersten Oktoberhälfte halbiert. Im Markt kursieren Schätzungen, wonach die Zuckerproduktion in Center-South merklich über den im Vorjahr erzielten 31,3 Mio. Tonnen liegen könnte. Bislang wurden allerdings erst 26,8 Mio. Tonnen produziert und bis zum Ende der Erntesaison bleiben nur noch wenige Wochen. Die Schätzung der Internationalen Zuckerorganisation eines globalen Marktüberschusses 2012/13 in Höhe von 5,9 Mio. Tonnen könnte sich daher als zu optimistisch erweisen, zumal die gerade einzufahrenden europäischen Zuckerrübenernten eher mäßig sind und in Indien aufgrund der schwächeren Monsunsaison ebenfalls weniger Zucker produzieren wird.

Unsicherheit besteht zudem darüber, ob Brasilien seinen Beimischungszwang von Ethanol zu Benzin wieder auf 25% anheben wird. Dies würde eine Verschiebung der Verarbeitung von Zuckerrohr zugunsten von Ethanol begünstigen. Auch die sehr üppige Versorgung am Zuckermarkt mit der Folge sinkender Preise erhöht den Anreiz zur Produktion von Ethanol. Die derzeitigen Zuckerpreise von weniger als 20 US-Cents je Pfund dürften daher nicht von Dauer sein. Noch gibt es allerdings keine Hinweise darauf, dass sich die Nachfrage aufgrund der niedrigeren Preise merklich belebt.




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