Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Rohstoffe: Preiserholung nur von kurzer Dauer

26.10.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Schwächere asiatische Aktienmärkte nach enttäuschenden Unternehmenszahlen und ein festerer US-Dollar setzen die Rohstoffpreise erneut unter Druck. Die Erholung der Ölpreise gestern war daher nur von kurzer Dauer. Der Brentölpreis handelt am Morgen bei 107,5 USD je Barrel und nähert sich damit den Mitte der Woche verzeichneten Tiefständen. Gleiches gilt für den WTI-Preis, welcher nur noch knapp über der Marke von 85 USD je Barrel notiert. Die Finanzmärkte haben derzeit eindeutig die Oberhand gegenüber den Angebotsrisiken. Von letzteren gibt es weiterhin reichlich.

So dürfte Hurrikan Sandy in der kommenden Woche die Nordostküste der USA erreichen, wo sich größere Raffineriekapazitäten befinden. Dies könnte zu Angebotsengpässen führen, zumal sich die Vorräte an Mitteldestillaten in der Region kurz vor Beginn der Heizsaison bereits auf einem kritisch niedrigen Niveau befinden. Doch nicht nur in den USA sind die Mitteldestillate knapp.

Die Gasölvorräte in Westeuropa sind nach Angaben des auf Ölprodukte spezialisierten Beratungsunternehmens PJK International in der Woche bis gestern zum siebten Mal in Folge auf mittlerweile 1,879 Mio. Tonnen gesunken. Das ist der niedrigste Lagerbestand seit Januar bzw. seit einem Jahr. Die Situation könnte sich in den kommenden Wochen noch weiter verschärfen, da die USA aufgrund ihrer niedrigen Bestände und des höheren Eigenbedarfs während der Heizsaison weniger Destillate nach Europa exportieren dürften. Europa importierte in den letzten Monaten durchschnittlich 300 Tsd. Barrel pro Tag an Mitteldestillaten aus den USA und ist damit neben Lateinamerika der wichtigste Abnehmer. Die Knappheit an Mitteldestillaten spricht für eine Erholung der Ölpreise, sobald der Gegenwind seitens der Finanzmärkte nachlässt.

Open in new window


Edelmetalle

Mit dem Beginn der Quartalsberichterstattung der Unternehmen treten nach und nach die Auswirkungen der Streiks in der südafrikanischen Platin- und Goldminenindustrie zutage. So hat z.B. allein Anglo American Platinum, der weltweit größte Platinproduzent, aufgrund der Streiks im letzten Quartal und im Oktober bislang 138 Tsd. Unzen an Produktion "verloren". Und dabei war Anglo American Platinum weniger stark betroffen als so mancher Wettbewerber, wie sich in den nächsten Wochen zeigen dürfte. Anglo American Platinum geht zudem davon aus, dass der globale Platinmarkt aufgrund des streikbedingten Produktionsausfalls mittlerweile keinen Angebotsüberschuss mehr aufweist.

In seinem Halbjahresbericht zur Lage an den Märkten der Platinmetallgruppe erwartete Johnson Matthey für 2012 noch einen Angebotsüberschuss von bis zu 430 Tsd. Unzen. Im nächsten Bericht, der am 13. November veröffentlicht wird, dürfte es daher wahrscheinlich zu umfangreichen Revisionen kommen. Das geringere Angebot am Weltmarkt sollte mittelfristig den Platinpreis unterstützen. Unterdessen scheint die Drohung einiger Goldminenproduzenten, illegal streikende Bergarbeiter zu entlassen, Wirkung zu zeigen. In vielen Goldminen hat sich ein Großteil der Arbeiterschaft wieder zurückgemeldet. Bis zur Wiederaufnahme der Produktion werden allerdings noch einige Tage vergehen.


Industriemetalle

Die gestrige Erholungsbewegung an den Metallmärkten währte nur kurz. Aufgrund enttäuschender Unternehmensberichte, die sich in schwachen Aktienmärkten widerspiegeln - der Shanghai Composite Index ist auf ein 4-Wochentief gefallen -, ging es schon gestern Abend wieder bergab. Als enttäuschend aufgefasst wurde auch die Ankündigung der japanischen Regierung, die lokale Wirtschaft mit 750 Mrd. JPY (entspricht 9,4 Mrd. USD) zu stimulieren. Offensichtlich ist diese Maßnahme einigen Marktteilnehmern nicht umfangreich genug. Das Marktinteresse dürfte sich heute auf die Veröffentlichung des BIP für das dritte Quartal in den USA richten. Eine positive Überraschung beim Wirtschaftswachstum im weltweit zweitgrößten Nachfrageland nach Metallen dürfte in steigenden Preisen resultieren.

Gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) befand sich der globale Bleimarkt in den ersten acht Monaten dieses Jahres mit 80 Tsd. Tonnen im Angebotsüberschuss. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies eine Halbierung des Überschusses dar. Am globalen Zinkmarkt hat sich der Überschuss im Vorjahresvergleich sogar um fast 200 Tsd. auf 128 Tsd. Tonnen reduziert. Dies dürfte allerdings nur vorübergehend sein, worauf die zuletzt stark gestiegenen Lagerbestände hindeuten. Im Falle von Zink liegen die LME-Vorräte mit 1,15 Mio. Tonnen sogar auf dem höchsten Stand seit Februar 1995.


Agrarrohstoffe

Der International Grains Council (IGC) hat die Schätzung für die weltweite Maisproduktion 2012/13 nochmals um 3 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Ausschlaggebend hierfür waren niedrigere Ernteerwartungen in den USA und der Ukraine, was durch eine Aufwärtsrevision in Argentinien nicht ausgeglichen werden konnte. Bei Weizen geht der IGC von einer 2 Mio. Tonnen niedrigeren weltweiten Ernte aus als bislang erwartet, wofür Abwärtsrevisionen in Argentinien, Australien, der EU und Kasachstan verantwortlich zeichnen. Der globale Maismarkt soll dem IGC zufolge 2012/13 ein Angebotsdefizit von 18 Mio. Tonnen aufweisen, der globale Weizenmarkt ein Angebotsdefizit von 24 Mio. Tonnen.

In der Folge werden die weltweiten Getreidelagerbestände am Ende des Erntejahres auf ein 5-Jahrestief von 328 Mio. Tonnen absinken, was nochmals vier Mio. Tonnen niedriger ist als die bisherige Schätzung. Die Lagerbestände in den Exportländern sollen sogar auf ein 17-Jahrestief von 96 Mio. Tonnen fallen. Bei Sojabohnen geht der IGC für 2012/13 von einer um 8 Mio. Tonnen höheren weltweiten Produktion aus als bislang erwartet. Maßgeblich hierfür sind Aufwärtsrevisionen für die Ernten in den USA und Brasilien. In der Folge soll der weltweite Sojabohnenmarkt einen Angebotsüberschuss von 3 Mio. Tonnen aufweisen. Mit 27 Mio. Tonnen liegen die globalen Sojabohnenendbestände aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"