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Hurrikan "Sandy" sorgt für Wirbel an den Märkten

30.10.2012  |  Eugen Weinberg
Zwar dürfte der wirtschaftliche Effekt von Hurrikan "Sandy" auf den Rohstoffmarkt vergleichsweise gering sein. Die niedrigeren Handelsvolumina, sprich Liquidität aufgrund der leeren Händlertische und -säle in New York, könnten allerdings eine höhere Volatilität zur Folge haben und für die eine oder andere überraschende Bewegung gut sein. Auch heute bleiben die Börsen in New York geschlossen.


Energie

Hurrikan "Sandy" führt im Rohölhandel zu einem weiteren Auseinanderdriften der beiden Referenzsorten. Der Preisabstand steigt auf 24 USD je Barrel, denn Brentöl tendiert bei gut 109 USD je Barrel fest, während WTI gestern um gut 1 USD auf rund 85 USD je Barrel nachgab. Ausschlaggebend sind die Raffinerieschließungen an der Ostküste - Bloomberg schätzt, dass derzeit eine Produktion von rund 1,2 Mio. Barrel fehlt, im Zuge derer das Angebot an Rohöl in den USA noch reichlicher wird. Gleichzeitig spitzt sich aber die ohnehin angespannte Situation an den Produktmärkten weiter zu. Die Veröffentlichung der diesbezüglichen Lagerdaten, die üblicherweise am Mittwoch erfolgt, verschiebt sich allerdings laut EIA und auch die API-Daten, die heute Abend zur Veröffentlichung anstehen, könnten sich verzögern.

Der heutige "Anstieg" des US-Gaspreises auf über 3,8 USD je MMBtu bzw. den höchsten Stand seit November 2011 ist größtenteils auf den Kontraktwechsel zurückzuführen. Nichtsdestotrotz ist es schon symbolisch, dass der Gaspreis trotz der sehr hohen Lagerbestände nun "saisonal bereinigt“ fast genauso hoch notiert wie vor 12 Monaten. Wir halten den gegenwärtigen Aufwärtstrend bei US-Erdgas für nicht nachhaltig und spekulativ getrieben. Nicht nur die hohen Vorräte, sondern auch die abermalige Umschichtung der Stromversorger von Erdgas zurück auf Kohle dürften einem weiteren Preisanstieg im Wege stehen. Nur ein sehr harter Winter und ein entsprechend hoher Heizbedarf kann den Gaspreis in diesen luftigen Höhen rechtfertigen.


Edelmetalle

In einem von niedrigem Handelsvolumen gekennzeichneten Marktumfeld zeigen sich die Edelmetallpreise erneut weitgehend unverändert. Gold könnte allerdings demnächst etwas Unterstützung bekommen, da sich die Anzeichen mehren, dass die Goldnachfrage in Indien im Hinblick auf die Feiertags- und Hochzeitssaison anzieht. Der Verband der indischen Schmuckhändler erwartet, dass die Goldimporte im ehemals weltweit größten Goldnachfrageland in diesem Quartal zum ersten Mal seit sechs Quartalen wieder anziehen werden, nachdem der Goldpreis in Indischer Rupie gerechnet von seinem Rekordhoch etwas zurückgekommen ist.

Die letzte Woche begonnene Feiertagssaison dauert noch bis Mitte November. An diese schließt sich nahtlos die Hochzeitssaison an, die bis in den Januar hinein geht. Sowohl während der Feiertags- als auch während der Hochzeitssaison wird normalerweise traditionell viel Gold verschenkt. Durch den hohen Goldpreis in lokaler Währung und die unbefriedigend verlaufene Monsunsaison dürfte dieses Jahr die Goldnachfrage allerdings geringer ausfallen.


Industriemetalle

Der Aluminiumpreis ist gestern zum ersten Mal seit Anfang September wieder unter die Marke von 1.900 USD je Tonne gerutscht. Angaben des chinesischen Datenanbieters Shanghai Metals Market (SMM) zufolge haben sich die kommerziellen Aluminiumvorräte im Reich der Mitte seit Jahresbeginn nahezu verdoppelt. Inklusive der an der SHFE börsenregistrierten Lagerbestände sind die Vorräte in den vier großen Industriestädten Hangzhou, Nanhai, Shanghai und Wuxi per Ende letzter Woche um rund 550 Tsd. auf 996 Tsd. Tonnen gestiegen. Dies entspricht laut SMM dem höchsten Stand seit Juli 2010. Die börsenregistrierten und damit "sichtbaren" Lagerbestände allein sind seit Jahresbeginn um gut 237 Tsd. auf etwas mehr als 445 Tsd. Tonnen gestiegen.

Damit befinden sie sich nur noch rund 10% unter dem Rekordhoch von Mitte 2010. Der Anstieg der Lagerbestände ist darauf zurückzuführen, dass die Wachstumsrate der lokalen Produktion die des Verbrauchs deutlich übertroffen hat. SMM sieht kurzfristig auch keine Trendumkehr. So sollen im laufenden Quartal neue Aluminiumschmelzen mit einer jährlichen Produktionskapazität von 1,2 Mio. Tonnen in Betrieb genommen werden, der Großteil davon in den nord-westlichen Provinzen des Landes. Diese zeichnen sich vor allem durch niedrigere Stromkosten aus. Daneben schätzt SMM, dass die Dynamik der Aluminiumnachfrage in China nachlässt und erwartet für dieses Jahr ein Nachfragewachstum von 7-8% nach 12% im letzten Jahr.

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Agrarrohstoffe

Nachdem bereits die Ernte eines Hochertragsjahres in Brasilien auf die Preise für Arabica-Kaffee gedrückt hatte, kommen nun noch steigende Lieferungen aus den mittelamerikanischen Ländern hinzu. In einem Umfeld, in dem die Lagerbestände an der Börse ICE mit 2,41 Mio. Sack den höchsten Stand seit Mai 2010 aufweisen, dämpft dies die Preisentwicklung. Über ein Drittel der Bestände wurden allein im laufenden Jahr aufgebaut. Dass die Notierungen gestern um 2,5% auf knapp 162 US-Cents je Pfund zulegen konnten, war somit weitgehend der Besorgnis geschuldet, Hurrikan "Sandy" könnte erhebliche Schäden in den Lagerhäusern an der US-Ostküste anrichten.

Bei der schwachen Entwicklung der Arabica-Preise wirkt auch noch immer die Verschiebung der Nachfrage zugunsten von Robusta nach dem starken Anstieg der Arabica-Preise im Vorjahr nach. Allerdings führt auch bei Robusta Erntedruck zu sinkenden Notierungen. Im Oktober gaben diese um 10% nach und konnten sich gestern nur knapp über der Marke von 2.000 USD je Tonne halten. Nach der letztjährigen Rekordernte im weltgrößten Robusta-Produzentenland Vietnam mehren sich die Stimmen, die auch die diesjährige Ernte auf ähnlich hohem Niveau ansetzen. Im Vorjahr hatten es die Anbauer allerdings immer wieder verstanden, durch widersprüchliche Aussagen den Eindruck einer schlechteren Ernte zu verbreiten, was vorübergehend die Preise stützte.




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