Euro weiter freundlich - Ägypten schürt leichte Risikoaversion - Klartext Datenschutz
01.02.2011 | Folker Hellmeyer
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Die Regierung Mubarak sucht nach der Zuspitzung der Situation den Dialog mit der Opposition. Erste Reaktionen belegen nur wenig Bereitschaft bei der Opposition, diesen Dialog ernsthaft führen zu wollen. Die Lage bleibt grundsätzlich angespannt, da einerseits die Polizei auf der Regierungsseite steht und andererseits das Militär nicht bereit ist, gegen die eigene Bevölkerung vorzugehen. Die Zeit spielt in der aktuellen Situation gegen die Regierung Mubarak. Damit bleibt Unsicherheit auf der Agenda, die Risikoaversion fördert. Vor diesem Hintergrund ist die leichte Befestigung des JPY und des CHF in den zurückliegenden Tagen zu interpretieren.
Wenden wir uns kurz aber entschieden einem anderen Thema zu: US-Terrorfahnder haben tiefere Einblicke in die Finanzen Tausender Europäer als bislang bekannt. Der Swift-Vertrag erlaubt laut "Financial Times Deutschland" auch den Zugriff auf Bank-Überweisungen innerhalb Europas. Grund ist die schleppende Umstellung auf das neue Zahlungssystem Sepa.
Hier stellt sich die Frage, ob der Datenschutz als Teil der rechtlichen Integrität Europas ein Spielball nicht europäischer Interessen sein darf. Datenschutz ist grundsätzlich ein hohes Gut, wenn nicht das Szenario Orwells als politisches Ziel definiert werden soll.
Die abstrakte Drohkulisse der Terrorismusbekämpfung darf nicht zu einer latenten Einschränkung der freiheitlichen Grundrechte missbraucht werden. Das gilt um so mehr, als dass Wirtschaftsspionage seitens fremder Mächte in der Eurozone ausgeprägt ist. Es ist an der Zeit, dass europäische Politiker mehr Selbstachtung für sich und Europas Bevölkerung in Nachhaltigkeit umsetzen.
Da das Thema Terrorfahndung offensichtlich als Schlüssel zum Aufbrechen des Datenschutzes genutzt wird, bedarf dieses Thema bezüglich des Verhältnisses USA-Europa einer grundsätzlichen Betrachtung.
Können nur die USA Terrorfahndung könnte man mit leicht ironischem Unterton fragen. Sollten wir nicht auch unter diesen Umständen Zugriff auf die US-Banküberweisungen erhalten, um sachgemäße Terrorfahndung seitens Europas umzusetzen?
Hier gibt es eine nicht unerhebliche Asymmetrie, die Anzeichen eines Unterordnungsprinzips andeuten und das, sehr verehrte Leser, wäre ein Skandal größter Ordnung!
Das Thema Inflationsdruck wird immer hoffähiger. Im letzten Jahr fühlten wir uns mit diesem Thema recht isoliert und stießen bei den "Experten" und der Presse auf breites Unverständnis oder Ignoranz. Wir sind erfreut, dass die Kollegen, die dieses Thema nicht angemessen auf der Agenda hatten, nun die Schlagzeilen der Presse dominieren und als Mahner und Warner auftreten. "What a funny old world …!" Nacherzählung und nicht Prognose wird hier offensichtlich honoriert. "Chapeau!"
Die Geldmarktsätze in den Schwellenländern nehmen mit dem schärfsten Tempo seit 2008 zu. Die Rendite des JP Morgan Index für Geldmarktsätze in den Schwellenländern legte per 28. Januar auf 2,50% nach 1,74% per 31.12.2010 zu.
Die erste Schätzung der Verbraucherpreise der Eurozone per Berichtsmonat Januar legte von zuvor 2,2% auf 2,4% zu. Die Prognose lag bei 2,3%. Damit ist das höchste Niveau seit Oktober 2008 erreicht. Der Chart verdeutlicht, dass die Kollegen den kritischen Trend der Inflationsentwicklung erst recht spät bemerkten. Nun denn, besser jetzt als nie …
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Die persönlichen Einkommen (siehe Chart) nahmen in den USA per Dezember im Monatsvergleich um 0,4% zu (Jahresvergleich +3,8% nach +3,9%). Der private Konsum überraschte positiv mit einem Anstieg um 0,7% (Jahresvergleich +4,1% nach +3,8%). Die Sparquote stellte sich auf 5,3% nach zuvor 5,5%.
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Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago setzte gestern einen markanten positiven Akzent. Per Januar kam es unerwartet zu einem Anstieg auf 68,8 nach zuvor 66,8 Punkten. Die Prognose lag bei 65,0 Zählern. Dieses Niveau impliziert nicht nur Aufschwung, sondern ist eher Ausdruck eines "Booms". Der Index bewegt sich auf dem höchsten Niveau seit Ende der 80er Jahre.
Die Subindices spiegeln diese positive Entwicklung. Der Auftragsindex stieg von 71,3 auf 75,7 Punkte. Der Beschäftigungsindex legte von 58,4 auf 64,1 Punkte zu und markierte damit den höchsten Stand seit Beginn der 80er Jahre.
Wir haben in unserem Jahresausblick davon gesprochen, dass es im Zuge der weltwirtschaftlichen Entwicklung kein ökonomisches Vakuum gibt. Hinsichtlich des produzierenden Sektors in den USA ist das derzeit recht augenfällig.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3210 - 1.3240 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
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