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Chinadaten geben Metallpreisen Auftrieb

01.11.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Ölmarkt bleibt man vor der Veröffentlichung der wichtigen US-Konjunkturdaten am heutigen Nachmittag vorsichtig: Brentöl fiel im Verlauf des gestrigen Nachmittags sogar zurück unter 109 USD je Barrel. WTI kann allerdings von der Wiederaufnahme der Produktion in vielen Raffinerien der Ostküste profitieren und etabliert sich damit immerhin über 86 USD je Barrel. Gestern veröffentlichten die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg ihre Schätzungen für das OPEC-Ölangebot im Oktober. Diese wichen leicht voneinander ab: Während Reuters für Oktober ein gegenüber dem Vormonat moderat um 60 Tsd. Barrrel pro Tag gestiegenes OPEC-Angebot ausweist, sieht Bloomberg einen Rückgang um 90 Tsd. Barrel pro Tag.

Grund hierfür ist, dass Bloomberg seine Schätzung für die iranische Ölproduktion im Oktober um 200 Tsd. Barrel pro Tag reduziert hat. Mit gut 2,6 Mio. Barrel pro Tag liegen die Schätzungen beider Agenturen nun gleichauf. Gemein ist beiden Schätzungen, dass Saudi-Arabien mit knapp 10 Mio. Barrel pro Tag weiterhin nahe seinem Hoch produziert und damit den Markt reichlich mit Öl versorgt. Fakt ist somit auch, dass das Ölkartell insgesamt mehr Öl zur Verfügung stellt als der Markt nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur aktuell an OPEC-Öl benötigt. Dennoch gehen wir davon aus, dass die Ölpreise in den kommenden Tagen wieder zulegen werden, denn im Falle einer Stabilisierung oder Verbesserung der Konjunkturindikatoren steigen auch die Hoffnungen auf eine Belebung der Ölnachfrage. Insofern dürften die Konjunkturdaten heute Nachmittag schwerer wiegen als die ebenfalls mit Verspätung zur Veröffentlichung anstehenden US-Lagerdaten.


Edelmetalle

Silber handelt heute Morgen auf einem 2-Wochenhoch von 32,5 USD je Feinunze und scheint sich damit wieder über der Marke von 32 USD zu etablieren. Das staatliche chinesische Research-Institut Antaike erwartet, dass die Silbernachfrage im Reich der Mitte im nächsten Jahr um 10% auf ein Rekordhoch von 7.700 Tonnen steigen wird und führt dies zum Großteil auf eine wachsende Investmentnachfrage zurück. In diesem Jahr soll die Nachfrage um 6-8% zunehmen. Aussagen von Antaike zufolge macht die Nachfrage nach Schmuck und Münzen rund ein Drittel der Gesamtnachfrage aus.

Die restliche Nachfrage wird durch industrielle Anwendungen generiert, wie z.B. in der Foto-, Solar- und Elektronikindustrie. Von diesen soll laut Antaike vor allem eine Erholung der Solarindustrie zur höheren Nachfrage beitragen. Die chinesische Regierung plant, bis 2015 Solaranlagen mit einer Kapazität von 21 GW zu bauen, wovon im letzten Jahr gemäß Bloomberg New Energy Finance allerdings nur 2,6 GW realisiert wurden. Eine wieder stärker wachsende Silbernachfrage dürfte sich auch in höheren chinesischen Importen widerspiegeln. In den ersten drei Quartalen des Jahres lagen die Silbereinfuhren mit 2.180 Tonnen rund 22% unter dem Niveau des Vorjahres. Vor allem in den ersten Monaten 2011 hatten hohe chinesische Silberimporte dazu beigetragen, dass der Preis bis auf 50 USD je Feinunze gestiegen war.


Industriemetalle

Unterstützt durch den positiven Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China (PMI) setzen die Metallpreise heute Morgen ihre Erholungsbewegung der vergangenen Tage fort. Der PMI ist im Oktober auf 50,2 und damit zum ersten Mal seit drei Monaten wieder über die Marke von 50 gestiegen, die Expansion anzeigt, was sich zugleich in sehr festen asiatischen Aktienmärkten widerspiegelt. Damit mehren sich die Zeichen, dass die chinesische Wirtschaft wieder an Dynamik gewinnt.

Der Boden könnte unserer Meinung nach bereits durchschritten sein. Ein wieder stärkeres Wirtschaftswachstum, u.a. unterstützt durch zahlreiche Infrastrukturprojekte, dürfte sich in einer robusten Nachfrage nach Rohstoffen allgemein und nach Metallen im Speziellen niederschlagen. Sollte auch der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA, der ebenfalls heute noch veröffentlicht wird, positiv überraschen, könnte dies den Metallpreisen weiteren Auftrieb verleihen. Nach dem schwachen Oktober - gemessen an den S&P GSCI-Subindizes gaben die Industriemetalle im letzten Monat um 8,1% und damit deutlich stärker als alle anderen Rohstoffe nach - besteht für Metalle Aufholpotenzial.


Agrarrohstoffe

Der verspätete Erntefortschrittsbericht für die USA zeigte gestern wenig Neues. Bei Mais wurden in den wichtigsten Bundesstaaten, die 94% der Gesamtproduktionsfläche verantworten, bereits 91% geerntet im Vergleich zu 74% im Vorjahr und 60% im Fünfjahresdurchschnitt. Auch bei Sojabohnen verläuft die Ernte etwas schneller als üblich. Nicht ganz so entspannt ist die Situation bei Weizen. Zwar wurden bereits 88% von Winterweizen ausgesät und damit sogar mehr als in den Vorjahren. Allerdings sind bislang nur 63% der Pflanzen aufgegangen und lediglich 40% befinden sich in einem "guten" oder "sehr guten" Zustand. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnung dieser Daten 1985. Offensichtlich sind die Folgen der diesjährigen "Jahrhundertdürre" nicht ganz ausgestanden, wobei vor einer Woche in Kansas, dem wichtigsten US-Weizenanbaustaat, außergewöhnliche Trockenheit herrschte.

Zur Unsicherheit trägt auch die Unklarheit in Bezug auf die ukrainischen Exporte bei. Das Agrarministerium hat gestern verlauten lassen, dass im Falle eines "kritischen Defizits“ ein Exportverbot verhängt würde, aktuell jedoch kein Anlass bestehe. Im Gegenteil hat man die maximale Exporthöhe, auf die sich die Agrarfirmen mit dem Ministerium geeinigt haben, schon zweimal erhöht von zuvor 4 Mio. auf mittlerweile 5,5 Mio. Tonnen im Erntejahr 2012/13. Laut den neuesten Daten hat die Ukraine im laufenden Jahr bereits 4 Mio. Tonnen exportiert. Eine weitere enttäuschende Nachricht kommt aus Russland. SovEcon nimmt für das Erntejahr 2012/13 seine ohnehin schon niedrige Schätzung für die Weizenernte auf 37,5 Mio. Tonnen zurück. Dies markiert den niedrigsten Wert seit 2003/04 und liegt unter den USDA-Schätzungen. Der Weizenpreis dürfte daher gut unterstützt bleiben.

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