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Ölpreise von guten Konjunkturdaten wenig beeindruckt

02.11.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Stimmung am Ölmarkt bleibt angeschlagen. Selbst der positive Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, der zum zweiten Mal in Folge über 50 lag und damit auf eine Stärkung der US-Wirtschaft hindeutet, schaffte es am gestrigen Nachmittag nicht, den Ölpreisen Auftrieb zu geben. Brentöl notiert am Morgen unter 108 USD je Barrel. WTI kann zwischenzeitlich zwar von den überraschend um 2 Mio. Barrel gegenüber Vorwoche gefallenen US-Rohölvorräten profitieren, gibt diese Gewinne im weiteren Handel aber größtenteils wieder ab. Die Rohöllagerbestände waren zum ersten Mal seit vier Wochen rückläufig, liegen damit aber noch immer knapp 12% über dem Fünf-Jahresdurchschnitt. Zudem war der Abbau auf niedrigere Importe und eine leicht höhere Raffinerieauslastung zurückzuführen.

Dieser dürfte unter anderem zu verdanken sein, dass die Destillatevorräte immerhin von ihrem kritischen Niveau nicht wie erwartet weiter gefallen sind. Nicht zuletzt belastete den WTI-Preis die Tatsache, dass die US-Rohölproduktion auf mittlerweile 6,7 Mio. Barrel pro Tag gestiegen ist. Damit bleibt die aktuelle Angebotssituation vor allem am US-Markt entspannt. Auch aus anderen Teilen der Welt werden steigende Produktionszahlen gemeldet: So kletterte die russische Ölproduktion im Oktober auf 10,46 Mio. Barrel pro Tag und lag damit auf dem höchsten Stand seit Auflösung der Sowjetunion. Doch trotz all dieser positiven Nachrichten zur Angebotsentwicklung denken wir, dass die Ölpreise vor dem Hintergrund der Stabilisierung der Konjunktur zu stark nachgeben haben und die Schwäche nicht von langer Dauer sein wird. Inwieweit die spekulativen Anleger für diese mitverantwortlich sind, werden die CFTC-Daten heute nach Handelsschluss zeigen.


Edelmetalle

Die südafrikanische Platinminenindustrie kommt noch immer nicht zur Ruhe. So wird von erneuten Zusammenstößen zwischen Minenarbeitern und der Polizei, die Gummigeschosse einsetzte, nahe der "Rustenburg"-Mine berichtet. Verschärft wird die Lage durch die Ankündigung von Lonmin, dem weltweit drittgrößten Platinproduzenten, Arbeiter entlassen zu wollen, um Kosten zu senken. Dies könnte dazu führen, dass die Arbeiter von Lonmin, die gerade erst wieder in die Minen zurückgekehrt sind, erneut in Streik treten. Nach wie vor nicht beendet sind die Arbeitsniederlegungen in einigen Minen von Anglo American Platinum. Diese dauern mittlerweile die siebte Woche in Folge an.

Das Unternehmen gab gestern bekannt, dass es aufgrund der Streiks täglich durchschnittlich fast 3.700 Unzen Platin "verliert". Je länger die Streiks dauern, umso angespannter wird die Versorgungslage am globalen Platinmarkt. Dies sollte sich in merklich steigenden Preisen bemerkbar machen.

Dagegen wird die Aussicht auf steigende Preise für die Elemente der Platinmetallgruppe von der Nachfrageseite her etwas gedämpft. So sind zwar im Oktober die saisonbereinigten annualisierten Fahrzeugverkäufe in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 7,1% auf 14,22 Mio. Einheiten gestiegen, im Vergleich zum Vormonat allerdings um 4,4% gefallen. Der seit Anfang 2009 zu beobachtende übergeordnete Aufwärtstrend bleibt aber intakt.


Industriemetalle

Nach dem Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China hat auch der ISM-Index in den USA positiv überrascht und den Metallpreisen gestern vorübergehend weiteren Auftrieb verliehen. Damit scheint sich die Wirtschaft in den für Metalle beiden wichtigsten Nachfrageländern zu erholen.

Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS erwartet für dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der weltweiten Edelstahlproduktion um 0,8% auf 34 Mio. Tonnen. Ausgehend von China fällt das Wachstum in allen wichtigen Produzentenländern bzw. -regionen deutlich schwächer aus als im Vorjahr. In Japan und den USA soll die Edelstahlproduktion sogar rückläufig sein.

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Auch wenn die Dynamik des Produktionswachstums damit insgesamt betrachtet merklich nachlässt, stellt das absolute Produktionsniveau immer noch einen Rekordwert dar. Für das nächste Jahr rechnet MEPS mit einem Produktionswachstum von 3% auf 35 Mio. Tonnen. Sollte die derzeit verhaltene Nachfrage nicht wieder merklich anziehen, bleibt der ohnehin schon hohe Angebotsüberschuss am Weltmarkt bestehen. Die hohe Edelstahlproduktion wirkt sich zumindest kurzfristig gesehen allerdings positiv auf die Nickelnachfrage aus. Denn die Edelstahlindustrie ist mit einem Anteil von rund 70% der mit Abstand wichtigste Nickelkonsument. Die gleichzeitige deutliche Ausweitung der Nickelminenproduktion dürfte jedoch merklichen Preisanstiegen von Nickel entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Nach dem starken Einbruch der Viehpreise an den US-Börsen im Sommer konnten die Mastrindpreise inzwischen die Hälfte ihrer Verluste wieder wettmachen, die Lebendrindpreise liegen auf ähnlichem Niveau wie im Frühjahr und damit nahe der Rekordstände. Derzeit notieren Mastrinder bei 147 US-Cents je Pfund und Lebendrind bei 125 US-Cents je Pfund. 2013 dürften die Mastrindpreise nach Erwartung des USDA hoch sein und sogar steigen, weil die niedrigen Viehbestände - auch an Jungtieren - auf eine steigende Nachfrage durch Maststationen treffen sollten.

Werden gleichzeitig weibliche Tiere zur Aufstockung der Herden zurückgehalten und nicht dem Mastprozess zugeführt, könnte dies die Preise weiter treiben. Der Anreiz zu einer merklichen Aufstockung der Bestände wird aber erst gegeben sein, wenn ein höheres Angebot an Futtergetreide zu spürbar sinkenden Preisen und damit niedrigeren Futterkosten führt. Noch immer ist die Mast nicht profitabel, auch wenn die Schwelle zur Profitabilität zwischenzeitlich fast erreicht wurde. Das Angebot an US-Rindfleisch wird daher auch im nächsten Jahr recht knapp und die Preise damit hoch bleiben. Angesichts der Konkurrenz zu Schweine- und Geflügelfleisch sollten sie aber nicht über die bisher in 2012 erreichten Niveaus hinausschießen. Der Preis für frisches Rindfleisch hatte im Sommer neue Rekordhöhen erklommen und gab seither nur wenig nach.




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