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Keine Rohstoffschwäche, sondern US-Dollar-Stärke

05.11.2012  |  Eugen Weinberg
Die Rohstoffmärkte stehen diese Woche im Zeichen der Präsidentschaftswahlen in den USA am Dienstag und des 18. Kongresses der Kommunistischen Partei Chinas am Donnerstag. Von diesen erwarten wir eher positive Impulse. Auch wenn Obama von den Rohstoffmärkten offensichtlich "favorisiert" wird, insbesondere wegen seiner Unterstützung für Ben Bernanke und die ultra-expansive Geldpolitik der US-Fed, dürfte die "Enttäuschung" auch im Falle eines Sieges von Romney nur kurzfristig sein. Denn die Unsicherheit dürfte sich auch in diesem Fall legen und der Konsum wieder mittelfristig zunehmen. Von der neuen Spitze in China erwarten wir mittelfristig weitere Stützungsmaßnahmen, die Rohstoffen zugute kommen werden.


Energie

Positive US-Konjunkturdaten am letzten Freitag haben die Rohstoff- und Ölpreise stark belastet. Auch dürften diese Daten einen Sieg von Obama bei den US-Präsidentschaftswahlen wahrscheinlicher gemacht haben, ein für den Ölpreis eher positiver Ausgang. Was sich wie ein Paradoxon anhört, lässt sich mit der Stärke des US-Dollar erklären. Denn der Zusammenhang zwischen dem US-Dollar und den Rohstoffpreisen bleibt nach wie vor stark (Grafik des Tages).

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Mit den besseren US-Arbeitsdaten schwinden die Hoffnungen auf eine Ausweitung des QE3-Programms der Fed, was den US-Dollar unterstützt, die Rohstoffpreise aber belastet. Auch die Maßnahmen der US-Regierung zur Erleichterung der Versorgung der US-Ostküste im Zuge des Hurrikans "Sandy" dürften zur Preisschwäche bei Energieträgern beigetragen haben. Bereits im Vorfeld haben die Großanleger ihre Netto-Long-Positionen bei der US-Ölsorte WTI weiter reduziert. Erstmals seit September 2010 betragen diese weniger als 98 Tsd. Kontrakte à 1.000 Barrel. Der derzeit geringe Optimismus der Anleger dürfte mittelfristig die Ölpreise unterstützen.


Edelmetalle

Die Edelmetallpreise können sich zu Wochenbeginn von ihren hohen Verlusten letzten Freitag bislang kaum erholen. Im Zuge guter US-Konjunkturdaten und eines daraufhin merklich aufwertenden US-Dollar standen die Edelmetalle stark unter Druck und zählten zu den größten Verlierern. Gold rutschte zum ersten Mal seit knapp zwei Monaten wieder unter die Marke von 1.700 USD je Feinunze und handelt am Morgen bei rund 1.680 USD. In Euro gerechnet fiel der Rückgang nicht ganz so stark aus und der Preis hält sich über der Marke von 1.300 EUR je Feinunze. Silber verlor am Freitag sogar über 4% und notiert heute Morgen unter 31 USD je Feinunze.

Bei Silber sieht damit zudem das charttechnische Bild angeschlagen aus, so dass es zu Anschlussverkäufen kommen könnte. Belastend auf die Preise wirkt sich auch die negative Stimmung der Finanzanleger aus. Sie haben in der Woche zum 30. Oktober ihre Wetten auf steigende Preise weiter abgebaut. Im Falle von Gold wurden die Netto-Long-Positionen um 7,6% auf 135,4 Tsd. Kontrakte und damit den niedrigsten Stand seit acht Wochen reduziert. Während es bei Silber und Platin zu einem Abbau in ähnlicher Größenordnung kam, wurden die Netto-Long-Positionen bei Palladium um 20% auf ein 10-Wochentief reduziert. Damit setzt sich die Bereinigung des Marktes, die wir positiv sehen, bei allen Edelmetallen fort. Denn sobald die "zittrigen Hände" aus dem Markt geschüttelt sind, sollten die Preise ihren Aufwärtstrend wieder aufnehmen.


Industriemetalle

Trotz guter Konjunkturdaten in den USA - der Arbeitsmarktbericht fiel am Freitag deutlich besser aus als erwartet - standen auch die Metallpreise Ende letzter Woche unter Druck. Die Verluste dürften dabei maßgeblich auf den US-Dollar zurückzuführen sein, der gegenüber dem Euro deutlich aufwertete. Auch die wieder aufkommenden Sorgen um Griechenland dürften zur Schwäche bei Metallen beigetragen haben. Kupfer verlor im Zuge dessen rund 2% und handelt zu Wochenbeginn nochmals leicht schwächer bei 7.600 USD je Tonne. Dies entspricht dem tiefsten Stand seit Anfang September.

Belastend auf die Preise wirkt sich auch der anhaltende Pessimismus der Großanleger aus. Denn diese haben im Falle von Kupfer ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 30. Oktober um 62% auf nur noch 7 Tsd. Kontrakte reduziert. Damit liegen sie auf dem tiefsten Niveau seit acht Wochen. Da der Kupferpreis auch nach dem Datenstichtag gefallen ist, dürften die Wetten auf steigende Preise seitdem weiter abgebaut worden sein. Die mittlerweile niedrigen Netto-Long-Positionen geben uns allerdings Anlass zu Optimismus. Denn die Preise dürften wieder merklich steigen, sollte die Stimmung an den Märkten wieder drehen. Unterstützung könnten die Metalle auch durch chinesische Konjunkturdaten, die Ende der Woche veröffentlicht werden, erhalten, sofern diese nicht mehr negativ überraschen.


Agrarrohstoffe

Wie erwartet haben die Anleger ihre in der Vorwoche auf das höchste Niveau seit September 2011 aufgestockten Netto-Long-Positionen bei Baumwolle zuletzt wieder um fast 12 Tsd. Kontrakte verringert und damit beinahe halbiert. Nachdem sich Befürchtungen über kurzfristige qualitätsbedingte Engpässe bei US-Ware weitgehend gelegt hatten, war der Preis für Baumwolle zwischenzeitlich auf ein Fünf-Wochentief gefallen. Auch steigende Bestände an der Börse ICE drückten auf die Notierungen. Ebenso belastet die Aussicht auf eine Halbierung der chinesischen Importe in dieser Saison den Preisausblick. Nun allerdings wies das International Cotton Advisory Committee (ICAC) darauf hin, dass die staatlichen Aufkaufaktionen in China zum Doppelten des Weltmarktpreises die Inlandspreise stützen. Dies wiederum belastet die Profitabilität der Baumwollverarbeitung im Land erheblich.

Textilunternehmen greifen daher vermehrt auf importierte Garne zurück. Konkurrenten innerhalb der Welt-Textilindustrie, wie Pakistan, Vietnam, Indien, Bangladesh und Thailand, könnten hier ihre Marktanteile ausbauen. Deren erhöhter Bedarf könnte einen Teil der geringeren chinesischen Baumwollimporte wettmachen. Allerdings bleibt es insgesamt bei einem erwarteten Importrückgang um 2 Mio. Tonnen. Da sich die Produktionsaussichten recht positiv darstellen und gleichzeitig die Nachfrage wenig dynamisch ist, dürften die weltweiten Lagerbestände in der Saison 2012/13 auf rekordhohe 16,4 Mio. Tonnen ansteigen. Damit liegt das ICAC mit seiner Schätzung allerdings immer noch deutlich unter dem USDA, das Endbestände von 17,2 Mio. Tonnen prognostiziert.




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