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Nun also Inflation?

07.02.2011  |  Prof. Dr. Max Otte
In ihrer Titelgeschichte vom 24. Januar 2011 berichtete die "Wirtschaftswoche" groß über eine Rückkehr der Inflation. Das habe ich auch seit 2008 in meinen Vorträgen als das wahrscheinlichere Szenario dargestellt: Die Staaten versuchen mit aller Macht, die Inflation anzukurbeln. Im Frühjahr 2010 forderte Olivier Blanchard, Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), eine höhere Inflation zuzulassen. Allerdings besteht immer noch ein gewisses Restrisiko der Deflation, wenn die Maßnahmen der Geldschöpfung nicht greifen. Auch Ben Bernanke betonte, in einer berühmt gewordenen Rede vom November 2001, als er noch einfacher Notenbankgouverneur und nicht Chairman des Federal Reserve System war, dass er auf keinen Fall Deflation zulassen wolle und im Zweifelsfall unbedingt versuchen würde, Inflation zu produzieren. Diese Rede brachte ihm den Spitznamen "Helikopter-Ben" ein, weil er betonte, dass man immer Geld drucken und es mit einem Helikopter verteilen könne.

Die Industrienationen und China haben nach 2008 mit aller Macht die Geldmenge ausgedehnt und schuldenfinanzierte Kreditprogramme gestartet. Die Verschuldung der privaten Haushalte stagniert seit 2007 auf einem Niveau von 115 Prozent des verfügbaren Einkommens, einfach, vor allem weil die Schuldenweltmeister in den USA hoffnungslos überschuldet sind. Während die Staatsschulden stagnieren, stiegen seit 2007 in den OECD-Ländern die Schulden von 75 auf 110 Prozent - Tendenz weiter steigend. Die gigantische Schuldenmaschine läuft also nun an anderer Stelle weiter.

Dennoch bewegt sich die Welt auf einem schmalen Grat zwischen Inflation und Deflation. Der amerikanische Immobilienmarkt liegt auch 2011, trotz staatlicher Zwangsmaßnahmen und eines vielfachen Stopps der Zwangsversteigerungen, im Koma. Eine Wiederbelebung der US-Konjunktur ist nicht abzusehen. Jetzt ruhen die Hoffnungen vieler Experten (und die "Angriffe auf den Euro", inklusive Rettungsschirm, haben dasselbe Ziel) neben dem Wachstum in China und den Emerging Markets darauf, dass auch die Deutschen anfangen, sich zu überschulden. Das kann nicht das Ziel sein.

So oder so: Was ich 2006 schrieb, gilt fünf Jahre später auch noch. Die Schuldenmenge wird nicht zurückgezahlt werden können. Durch Inflation oder Deflation mit Staatsbankrotten wird Geld vernichtet werden müssen. Wachstum und Sparen alleine reichen nicht mehr aus - dazu stecken wir zu tief in der Malaise drin. In diesem Punkt hat Ben Bernanke recht: Eine Inflation ist hässlich, aber sie ist Staatsbankrotten immer noch vorzuziehen.

Zu Beginn des Jahres 2011 sieht es so aus, als ob die Inflation langsam an Fahrt aufnimmt. Ich rechne nicht mit einer Hyperinflation, sondern eher mit einer schleichenden Krankheit wie in den 70er Jahren. Das wäre gut für die Staaten, die sich so ein Stück weit entschulden können, gut für viele andere Schuldner (wie zum Beispiel Besitzer von mit Hypotheken belasteten Immobilien), neutral für viele Aktien und schlecht für die Besitzer von Geldvermögen, Lebensversicherungen und Rentenbezieher. Wenn die Inflation anzieht, ist das sogar zunächst einmal gut für Aktien. Nur in den späteren Phasen wird dann auch Aktienvermögen zeitweilig belastet.

Auf gute Investments, Ihr


© Prof. Dr. Max Otte



P.S.; Nachdem ich letzte Woche in New York Paul Volcker für "DIE ZEIT" interviewen durfte, geht es am heutigen Freitag, mit meinen Züricher Partnern von der PHZ Bank, nach Südafrika, um unseren Fonds südafrikanischen Investoren vorzustellen. Ob Sie es glauben oder nicht: Das waren meine einzigen beiden Fernreisen in den letzten nahezu drei Jahren. Ich hatte in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie im nahen europäischen Ausland genug zu tun. Und ehrlich gesagt: So sehr ich auf Südafrika gespannt bin, kann ich allgemein doch gerne auf Fernreisen verzichten. In den 90er Jahren saß ich nämlich ständig im Flugzeug über dem Atlantik. Das brauche ich nicht mehr. Dann lieber mein Häuschen in der Eifel.




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