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China spielt die Europa-Karte

08.02.2011  |  Jim Willie CB
- Seite 3 -
Das Dollar-Swap-Fenster

Der Aufbau von Dollar-Swap-Fenstern durch China ist der wichtigste Faktor der letzten Monate mit Blick auf die Märkte weltweit - und aus meiner Sicht die größte Veränderung. Sie werden gerade in Europa errichtet. Das Augenmerk der Chinesen liegt auf den Staatsschulden der PIGS-Nationen. Die Schulden Griechenlands, dann Portugals und seit sehr Kurzem schließlich auch Spaniens werden in China einen großen Käufer finden - und später zwangsläufig auch die Italiens. Sie werden PIGS-Schulden mit Abschlag kaufen.

Sie werden auf den gesamten Kontinent Sympathien gewinnen. Sie werden Vorzüge erhalten, die öffentlich nicht deutlich dargestellt werden. Sie werden geopolitische Widerstände auf extrem subtile Weise aus dem Weg räumen. Sie werden den Weg für umfangreicheren Technologietransfer öffnen. Sie werden den in Aufruhr geratenen Währungsmärkten den Anschein von Stabilität bieten. Sie werden ihre globale Präsenz, wenn nicht Dominanz, ausweiten. Sie werden manche Hintertürgeschäfte ausarbeiten, um sich letztendlich große physische Goldmengen unter dem Nennwert zu sichern. Sie werden um stärkere Kooperation mit zuvor angloamerikanisch dominierten Instrumenten (wie dem Internationalen Währungsfonds) werben, und vielleicht werden sie den IWF selbst zu einem Mittler chinesischer Interessen machen. Möglicherweise werden sie sogar den Weg für eine leichte Kolonisierungsbewegung ebnen, und vielleicht haben sie sich dahingehend für Südspanien und nicht für Südkalifornien entschieden.

Der mexikanische Bürgerkrieg könnte sie verschreckt haben, so dass sie ihre Pläne, eine Million Chinesen nach Nordamerika zu schicken, fallen ließen - ähnlich starke Emotionen müssen wohl auch die wachsenden Feindseligkeiten und Handelskriege mit den USA hervorgerufen haben. Irgendwie scheinen da die Spannungen mit den baskischen Separatisten doch recht verhalten zu sein, vergleicht man sie mit herumstreichenden Gangs mexikanischer Drogenbaronleutnants, die bereit sind, die Gewalt auf US-Boden auszuweiten und deren Kampf- und Revierlinien viel stärker von Stammesgeschichte beeinflusst sind als die US-Presse berichtet.

Das systemische Scheitern Mexikos wurde in Sommer 2007 im Hat Trick Letter prognostiziert; der Zeitraum für den Höhepunkt der Ereignisse und die öffentliche Wahrnehmung des Scheiterns wurde mit Mitte 2010 angesetzt - eine korrekte Prognose. Die Haltung der US-Regierung gegenüber China hat sich verändert - von Beistand in ökonomischen/ industriellen Fragen hin zu Schuldzuweisungen wegen Verfallserscheinungen in den USA. Das größere Problem ist jedoch, dass man sich in den USA zutiefst den Asset-Bubbles als auch kolossalem Bankenbetrug verschrieben hat - parallel zu einer absurden, zerstörerischen Konsummentalität.


Versteckte Konsequenzen für den Euro

Das Dollar-Swap-Fenster ist also etabliert - seine Ausweitung gilt als sicher. Die Chinesen verfügen über die Möglichkeit, große Chargen US-Staatsanleihen regelmäßig auf den Markt zu werfen. Ich gehe fest davon aus, dass die Chinesen viel mehr US-Staatsanleihen verkaufen werden als Staatsschulden der PIGS-Nationen kaufen. Sie bauen sich mit anderen Worten eine Deponie. Wichtiger Teil der Rechung: Den Europäern wurde mit den Chinesen ein williger Käufer für PIGS-Staatsschulden versprochen (wenn auch mit versteckten Motiven). Den Deutschen steht es bis zur Halskrause, sie haben die Nase voll von der Unterstützung südeuropäischer Wohlfahrtssysteme, wobei es sich um die kaputten Elemente der falsch konstruierten Europäischen Union handelt. Die Konstruktion hatte von Anfang an Risse, mehr als Jackass in den letzten Jahren prognostizierte.

Die Europäer hatten gewichtige Unterstützung für die umkämpfte Eurowährung zugesichert. Immer wenn die Griechenlandkrise in den letzten Monaten für Schlagzeilen sorgte, folgte gerne ein Ausverkauf des Euros. Das ist vorbei! China hat dem Euro eine starke, breite Unterstützungsplanke besorgt. Sie verkaufen ihre US-Staatsanleihen und kaufen EuroBonds, an denen die Markenzeichen der PIGS kleben. Allein im Monat Januar stieg der Euro von einem Januar-Tief (10.Januar) bei 129 auf fast 137. Zu diesem Anstieg kam es trotz der nicht enden wollenden Herausstreichung der PIGS-Schuldenprobleme. Die portugiesischen Staatsschulden wurden durch chinesische Kaufversprechen abgestützt.




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