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Wiederwahl Obamas gibt Preisen (vorerst) Auftrieb

07.11.2012  |  Eugen Weinberg
Die Rohstoffmärkte reagieren auf die Wiederwahl von US-Präsident Obama mit teilweise deutlichen Gewinnen. Denn durch den Wahlausgang in den USA steigt die Wahrscheinlichkeit einer Fortsetzung der ultra-lockeren Geld- und Fiskalpolitik, was den US-Dollar belastet und den Rohstoffpreisen Auftrieb gibt.

Da das Repräsentantenhaus in republikanischer Hand bleibt, dürfte eine Lösung der anstehenden Probleme wie das sog. fiscal cliff und die Anhebung der Schuldenobergrenze erschwert werden. Dies könnte der derzeitigen positiven Stimmung schnell wieder den Wind aus den Segeln nehmen. Kurzfristig stehen die Ampeln für weiter steigende Preise allerdings auf grün, solange das griechische Parlament keinen Strich durch die Rechnung macht, wo heute über das neue Sparpaket abgestimmt wird.


Energie

Der Brentölpreis ist in der Nacht auf 111 USD je Barrel gestiegen, den höchsten Stand seit knapp drei Wochen. Die Auswirkungen von Hurrikan Sandy auf die Ölversorgung in den USA waren offensichtlich geringer als erwartet. Laut API sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche marginal zurückgegangen. Angesichts der Schließung von Raffinerien an der US-Ostküste war eigentlich mit einem Lageraufbau zu rechnen gewesen. Die Benzin- und Destillatebestände sind dagegen gestiegen, obwohl weniger Rohöl verarbeitet werden konnte. Dieser Effekt wurde offensichtlich durch eine schwächere Endnachfrage kompensiert.

Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Die Normalisierung der Nordseeproduktion schreitet nur langsam voran. Im Dezember sollen Reuters zufolge 775 Tsd. Barrel pro Tag an Brent, Forties, Oseberg und Ekofisk verladen werden. Das ist etwas weniger als ursprünglich im November geplant und dürfte dem Brentpreis Unterstützung geben, welcher auf diesen vier Ölsorten basiert.


Edelmetalle

Gold kann im Zuge eines schwachen US-Dollars merklich zulegen und handelt heute Morgen bei rund 1.730 USD je Feinunze auf einem 2-Wochenhoch. Damit hat das gelbe Edelmetall seine Verluste von Ende letzter Woche wieder vollständig aufgeholt. Heute Abend findet im griechischen Parlament die Abstimmung über das neueste Sparpaket statt. Auch wenn diesem voraussichtlich zugestimmt wird und Griechenland damit weitere Finanzhilfen erhält, sollte die Goldnachfrage vor dem Hintergrund der politischen Risiken weiter hoch bleiben.

Dagegen ziehen sich immer mehr dunkle Wolken über Indien zusammen. So geht die Bombay Bullion Association (BBA) auch im nächsten Jahr von einem deutlichen Rückgang der indischen Goldimporte aus. Diese sollen 2013 nur noch 550 Tonnen betragen. Als Gründe führt die BBA die hohe Inflation und hohe lokale Goldpreise sowie die Einfuhrsteuern an. Schon in diesem Jahr dürfte Indien mit ca. 650 Tonnen wesentlich weniger Gold importieren als im Rekordjahr 2011 (967 Tonnen).


Industriemetalle

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl sieht für die deutsche Stahlindustrie Licht am Ende des Tunnels. Aussagen von Verbandspräsident Kerkhoff zufolge soll sowohl die lokale Produktion als auch die Nachfrage im nächsten Jahr wieder anziehen. Nach dem erwarteten Produktionsrückgang von 4% auf 42,5 Mio. Tonnen in diesem Jahr geht der Verband davon aus, dass sich die Stahlkonjunktur 2013 moderat aufhellen wird. Die Nachfrage nach gewalztem Stahl dürfte sich im nächsten Jahr um 2% auf 39,5 Mio. Tonnen erholen, nachdem sie 2012 wahrscheinlich um 6% rückläufig war.

Vor allem das verarbeitende Gewerbe sollte von einer schrittweisen Erholung der globalen Konjunktur profitieren und zu einer höheren Nachfrage beitragen. Allerdings sei dies abhängig von der Lösung der europäischen Schuldenkrise. Zudem dürfte die reale Stahlnachfrage erst im zweiten Halbjahr 2013 anziehen. Bis dahin rechnet die WV Stahl mit einem Wiederauffüllen der Lagerbestände von den Kunden der Stahlhersteller.

Sollte die Nachfrage auch in anderen Ländern/Regionen der Welt wieder zulegen, dürfte dies in den nächsten Monaten zu steigenden Stahlpreisen beitragen. So hat sich z.B. der Preis für warmgewalzten Stahl in China in den letzten Wochen von seinem mehrjährigen Tiefstand erholt und auch der Preis für LME-Stahl scheint um die Marke von 350 USD je Tonne einen Boden auszubilden. Die zuletzt wieder höhere Liquidität im LME-Stahlkontrakt spricht zudem dafür, dass das Vertrauen der Händler langsam wieder zurückkehrt.


Agrarrohstoffe

Der meistgehandelte Terminkontrakt für Mahlweizen mit Fälligkeit Januar 2013 schloss gestern bei 271,5 EUR je Tonne und damit auf dem höchsten Stand seit Februar 2011. Gleichzeitig war für Oktober ein neuer Rekord beim Handelsvolumen gemeldet worden. Die Aussicht auf ein massives, vom USDA auf 25 Mio. Tonnen geschätztes Defizit am globalen Weizenmarkt in der Saison 2012/13, hält die Preise hoch. Dieses resultiert nicht zuletzt durch die schlechten Ernten in der Schwarzmeerregion.

Da gerade EU-Weizen von wohl bald austrocknenden Lieferungen von dort profitieren sollte, ziehen besonders die Notierungen diesseits des Atlantiks an. Die EU-Weizenexporte laufen erfreulich, auch wenn die hohen Mengen aus der Saison 2010/11, als die EU vom expliziten Exportstopp Russlands profitierte, in weiter Ferne liegen. Diese dürften auch nicht erreicht werden, da die letzten EU-Ernten allenfalls befriedigend ausfielen und das weltweite Exportvolumen angesichts der hohen Preise gegenüber der Vorsaison deutlich rückläufig sein dürfte. In Russland war die diesjährige Ernte mit 38 Mio. Tonnen noch schlechter als in der ebenfalls durch Dürre betroffenen Saison 2010/11 mit 41,5 Mio. Tonnen.

Derweil hat sich in den USA der Anteil der Winterweizenpflanzen, die mit gut oder sehr gut bewertet wurden, nochmals um einen Prozenpunkt auf 39% verringert und bleibt damit auf dem niedrigsten Niveau seit Aufzeichnungsbeginn.

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