Reden wir über Grenznutzen ... und über Fassungslosigkeit
13.11.2012 | Folker Hellmeyer
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Mit diesem Politikansatz wird den Reformländern konjunkturelle Paralyse verordnet, die über verschärfte Situationen am Arbeitsmarkt, die gesellschaftspolitische Akzeptanz des Modells Eurozone untergräbt und schlußendlich das systemische Risiko eines Zerfalls der Eurozone erhöht.
Mehr noch wirkt der Exodus der Investitionstätigkeit negativ auf den Kapitalstock dieser Wirtschaftsräume und senkt mittel- und langfristig das Potentialwachstum. Wir haben also eine Situation, in der durch Strukturreformen in den Reformländern Potentialwachstum gehoben wird und gleichzeitig durch den Umgang mit den Ländern ultimativ Potentialwachstum zerstört wird. Dieser Zusammenhang scheint den politischen Kräften der Eurozone und des IWF bestenfalls unterproportional bewusst zu sein.
Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind ob desRisikos eines Zerfalls der Eurozone negativ. Konjunkturdynamik wird verloren. Weniger positive Konjunkturdynamik belastet alle Länder fiskalisch. Das gilt dann übrigens auchfür Deutschland mit seiner exportabhängigen Wirtschaft.
Vor dem Hintergrund der strukturellen Gesundung derTeilnehmerländer der Eurozone im Vergleich zu den USA, Japan und UK ist diese Form des politischen Agierens verstörend. Bei der Interpretation ist zu berücksichtigen, dass große Teile der Defizite der europäischen Reformländer einen konjunkturellen Hintergrund haben.
Haushaltsdaten und S&P Rating 2012
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Entwicklung der Waren- und Dienstleistungsbilanz
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Wenden wir uns der Grenznutzenbetrachtung zu.
Das Thema Griechenland belastet nicht nur Griechenland selbst, sondern es belastet alle Reformländer, es belastet die gesamte Weltwirtschaft. Ist diese Konstellation bezüglich einer Grenznutzenbetrachtung sachlich gewährleistet?
Über welche Größenordnungen sprechen wir bei Griechenland?
BIP Griechenland 2012: 195 Mrd. Euro
Neuverschuldung 2012: 6,8% des BIP
Nominale Neuverschuldung 2012: 13,3 Mrd. Euro
Verfehlung ggü. Ziel bei 5,5% NVS: 2,54 Mrd. Euro
Wir verzichten bezüglich obiger Zahlen vor dem Hintergrund der globalen konjunkturellen Schäden als auch Bewertungsschäden auf eine weitereErörterung dieses Themas, da die Zahlen für sich sprechen und die Verfehlung in Griechenland als auch den anderen Reformländern konjunkturelle Hintergründe hat. Gerade der aktuelle Umgang mit Griechenland verschärft genau diese konjunkturelle Komponente. Wir diskutieren intern den Begriff „Fassungslosigkeit“.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2580 - 1.2900 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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