Suche
 
Folgen Sie uns auf:

ZEW enttäuscht - EU-Budget geplatzt - Frankreich eigenwillig ... Wo sind die Lernkurven?

14.11.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.00 Uhr) bei 1.2720, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2662 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.75 In der Folge notiert EUR-JPY bei 101.45, während EUR-CHF bei 1.2037 oszilliert.

Einige Vertreter der Eurozone sind offensichtlich bemüht, das angeschlagene Bild der Eurozone und damit auch der EU weiter zu belasten. "Chapeau!“

In einer kritischen Phase platzen dann eben die EU-Haushaltsverhandlungen für das Jahr 2013. Ja, das hilft wirklich, um Glaubwürdigkeit bei internationalen Investoren zu begründen. Falls Sie in diesen Zeilen einen Hauch des Stilmittels Ironie erkennen wollen, liegen Sie richtig.

Frankreichs Präsident und Premier sind bereit, Reformen fortzusetzen. Aber bitte nur, wie ein "Gallischer Hahn“ mit stolz geschwellter Brust eben Reformen im Rahmen einer Gemeinschaft macht. Man bestimmt das Tempo und die Inhalte selbst und wird Deutschland zum geeigneten Zeitpunkt in Kenntnis setzen. Den Zusammenhang der Folgen für die Gemeinschaft blendet man sportlich aus.

Als ich Abitur im Jahr 1980 an dem Johann-Rist Gymnasium in Wedel machte, war ich mir sicher, dass die Zeit der Sonnenkönige in Frankreich eigentlich vorbei sei. Gut die Worte Sonnenkönig und Sozialist fangen beide mit einem "S“ an …. Mehr gibt es hier nicht zu sagen, außer das das Stilmittel des Sarkasmus auch nicht schlecht ist.

Erfreulich ist dagegen, dass unsere warnende Position hinsichtlich des Themas Zusammenhalt der Eurozone einerseits und des Bewusstseins, dass es sich maßgeblich um konjunkturelle Probleme handelt (Ausnahme Frankreich), die wir hier im Forex Report einnehmen, Zulauf findet.

Sowohl die KfW hebt darauf ab, dass der deutsche Mittelstand, der für mehr als 70% der Arbeitsverhältnisse in Deutschland steht, nicht aufeine Zuspitzung der Defizitkrise der Eurozone vorbereitet sei. Auch der Präsident des BGA warnt vor den Risiken einer Zuspitzung der Krise. Wir verweisen auf die Rubrik "Letzte Nachrichten“.

Wir verlieren hier nicht die Hoffnung, dass dieses griechische und kontinentaleuropäische Drama unter dem Aspekt der Grenznutzenbetrachtung in einer Art gelöst wird, die die Glaubwürdigkeit der Eruozone nicht zusätzlich nachhaltig beeinträchtigtund die wirtschaftlichen Grundlagen der Reformländer nicht weiter erodiert. Dennoch ist die Situation unglaublich irritierend - wo sind die Lernkurven?

Unsere Kollegen an den Finanzmärkten zeigen sich inDeutschland verschreckt. Der ZEW-Sentimentindex sackte per November unerwartet von zuvor -11,5 auf -15,7 Punkte. Analysten hatten einen Anstieg auf -9,8 Punkte unterstellt.

Auch die Bewertung der aktuellen Lage war deutlich negativer. Hier kam es zu einem Einbruch von zuvor 10,0 auf 5,4 Punkte. Die Konsensusprognose lag bei 8,0 Zählern.

Die Korrelation zu dem "Handling“ Griechenlands unddamit der Eurozone ist ausgeprägt. Die Stimmung der Finanzmarktteilnehmer ist vergleichbar mit einem Schnellboot, sie kippt aktuell - die Stimmung in der Realwirtschaft ist vergleichbarmit einem Tanker, sie wird weiter an Boden verlieren und damit länger investitionsavers bleiben.

Fakt ist, dass die erneute Zuspitzung der europäischen Krise realwirtschaftlich und als Folge fiskalisch hohe Kosten nicht nur für die Reformländer, sondern für die Weltwirtschaft durch nicht stattfindendes Wachstum mit sich bringt. An dieser Stelle verzichten wir auf weitere sarkastische Kommentierung.

Open in new window


Der US "NFIB Small Business Survey” setzte gestern positive Akzente. Per Berichtsmonat Oktober kam es zu einem Anstieg von zuvor 92,8 auf 93,1 Punkte. Damit wurde der höchste Wert seit Mai 2012 markiert.

Open in new window


Das "Federal Budget” lieferte per Berichtsmonat Oktober 2012 einen Fehlbetrag in Höhe von -120,0 Mrd. USD. Die Prognose lag bei -114 Mrd. USD.Im Vorjahresvergleich kam es zu einem Anstieg des Defizits von 98 Mrd. USD um 22% auf nun120 Mrd. USD. Daran wird deutlich, dass der Begriff Reform in den USA ein Fremdwort ist. Mehr noch ist zu beachten, dass die USA nicht durch Reformen in einer Rezession sind. An diesen Aspekten wird der qualitative Unterschied zwischen den USA und den kontinentaleuropäischen Reformländern einmal mehr drastisch augenfällig.

Wir sind nach wie vor erstaunt, wie wenig Profis des Finanzmarkts und der volkswirtschaftlichen Analyse sich diesem mehr als augenfälligen und wesentlichem Thema widmen.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2580 - 1.2900 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"