Anhaltendes Überangebot am Ölmarkt
14.11.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Laut aktueller Schätzungen der Internationalen Energieagentur bleibt der globale Ölmarkt reichlich versorgt. Die globale Ölnachfrage soll im laufenden Quartal um 290 Tsd. Barrel pro Tag niedriger ausfallen als bislang erwartet. Gleichzeitig ist die Nicht-OPEC-Produktion im Oktober um 840 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen. In der Folge sinkt der Bedarf an OPEC-Öl im vierten Quartal um 500 Tsd. auf 30 Mio. Barrel pro Tag. Die OPEC-Produktion betrug im Oktober dagegen gut 31 Mio. Barrel pro Tag. Im September sind die OECD-Lagerbestände saisonunüblich den sechsten Monat in Folge gestiegen und dürften angesichts eines Überangebots von gut 1 Mio. Barrel pro Tag im vierten Quartal weiter steigen.
Die Zahlen für Q4 sind zwar auch auf Sonderfaktoren zurückzuführen, u.a. auf Hurrikan Sandy, welcher die Ölnachfrage temporär belastete oder auf die Wiederaufnahme der Ölproduktion in der Nordsee nach wartungsbedingten Unterbrechungen im September. Diese Faktoren sind allerdings nicht allein für das Überangebot verantwortlich, wie die IEA-Schätzungen für 2013 verdeutlichen. Angesichts einer um 860 Tsd. Barrel pro Tag steigenden Nicht-OPEC-Produktion und einer um 100 Tsd. Barrel pro Tag geringeren Ölnachfrage soll der Bedarf an OPEC-Öl im kommenden Jahr auf 29,8 Mio. Barrel pro Tag sinken. Mit anderen Worten: Ohne eine deutliche Produktionskürzung der OPEC ist auch 2013 mit einem deutlichen Überangebot zu rechnen. Der aus dem Amt scheidende OPEC-Generalsekretär el-Badri rechnet allerdings nicht damit, dass auf der Dezember-Sitzung eine Produktionskürzung beschlossen wird.
Edelmetalle
Der gestern von Johnson Matthey veröffentlichte Marktbericht zur Lage bei Platin und Palladium brachte einige interessante Erkenntnisse. So kommt das für dieses Jahr erwartete Angebotsdefizit bei Platin, das mit 400 Tsd. Unzen überraschend hoch ausfällt, nicht nur durch die hohen Produktionsverluste in Südafrika zustande. Der weltweit größte Platinproduzent hat Schätzungen von Johnson Matthey zufolge im Zuge der Streiks in den ersten drei Quartalen dieses Jahres mindestens 300 Tsd. Unzen verloren. Auch ein um 11% niedrigeres Angebot an Recycling trägt zum Defizit bei.
Während sich dagegen die Nachfrage aus der Automobilindustrie relativ konstant zeigt, soll die Schmucknachfrage ein 3-Jahreshoch erreichen. Zusätzlich werden durch die Investmentnachfrage dem Markt knapp 500 Tsd. Unzen entzogen. Das von Johnson Matthey für 2012 erwartete Angebotsdefizit bei Palladium von 915 Tsd. Unzen setzt sich im Wesentlichen durch deutlich geringere Verkäufe aus den russischen Staatsreserven - nur noch 250 Tsd. Unzen nach 770 Tsd. Unzen im Vorjahr - und einer starken Nachfrage aus der Automobilindustrie zusammen. Letztere soll auf ein neues Allzeithoch steigen.
Daneben trägt eine wieder positive Investmentnachfrage zum Defizit bei. Johnson Matthey geht sowohl für Platin als auch für Palladium nicht davon aus, dass sich die Angebotssituation im nächsten Jahr grundlegend ändert. Gleichzeitig soll jedoch die Nachfrage aus der Automobilindustrie zulegen. Dies deutet auf ein weiteres Jahr mit Defiziten hin, was sich in höheren Preisen widerspiegeln sollte.
Industriemetalle
Das staatliche Reservenbüro (SRB) Chinas kauft zum Aufbau von Reserven nicht nur Aluminium (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), sondern auch Zink. So sollen von acht chinesischen Zinkproduzenten insgesamt 150 Tsd. Tonnen Zink erworben werden. Laut Einschätzung des chinesischen Datenanbieters SMM steht diese Entscheidung in Zusammenhang mit den jüngst vermeldeten Verlusten der staatlichen Produzenten. Denn die Aluminium- und Zinkpreise sind zwischenzeitlich unter die Grenzkosten der Produktion gefallen. Die Aufkäufe bergen aber auch Risiken: So werden dadurch die Produzenten künstlich am Leben gehalten und die ohnehin schon hohen Angebotsüberschüsse bleiben bestehen oder weiten sich sogar noch aus. Dies könnte mittelfristig deutlich steigenden Preisen entgegenstehen.
Gestern ist an der LME bei Aluminium die Anzahl der gekündigten Lagerscheine auf ein Rekordhoch von 1,84 Mio. Tonnen gestiegen. Dies dürfte jedoch nur zu einem geringen Teil mit der physischen Aluminiumnachfrage zusammenhängen, sondern vielmehr Finanztransaktionen geschuldet sein. Durch den Anstieg der gekündigten Lagerscheine ist z.B. in Detroit, dem größten Lagerort für Aluminium, die Wartezeit für die physische Auslieferung des Leichtmetalls auf rund 59 Wochen gestiegen. Dies spiegelt sich auch in anhaltend hohen physischen Prämien für Aluminium wider. So müssen die Konsumenten nach wie vor mehr als 250 USD je Tonne auf den LME-Preis zahlen, um kurzfristig Ware zu erhalten.
Agrarrohstoffe
Kaffee hat sich gestern an den Börsen in New York (Arabica) und London (Robusta) um jeweils etwa 4% verbilligt. Bei Arabica-Kaffee wurde damit der kurzfristige Anstieg der Vortage weitgehend wieder rückgängig gemacht, bei Robusta sanken die Notierungen unter die Werte der letzten Woche und erstmals seit Februar unter die Marke von 1.900 USD je Tonne. Im weltgrößten Produzentenland von Robusta-Kaffee, Vietnam, geht die Ernte früher und zügiger voran als im Vorjahr. Bereits ein Viertel ist eingebracht. Dabei schwanken die Erwartungen zwischen einer ähnlich hohen Ernte wie die Rekordernte von 24 Mio. Sack im Vorjahr und einem Abschlag von 15%, den ein vietnamesisches Händlerhaus für wahrscheinlich hält.
Preisbelastend wirkten zuletzt Daten der Zollbehörde, wonach die Exporte des Landes in den ersten zehn Monaten 2012 um 40% über denen der Vorjahresperiode lagen. Dabei waren die Exporte im Oktober allein gegenüber dem Vormonat um 45% gestiegen. Die Verfügbarkeit von zwei hohen vietnamesischen Ernten in Folge wird wohl auch auf absehbare Zeit keine großen Preissprünge zulassen. Auch die Preise für Arabica-Kaffee dürften erst dann merklich zulegen, wenn sich nach der laut Regierungsangaben mit 38 Mio. Sack rekordhohen brasilianischen Arabica-Ernte die Blicke verstärkt auf das kommende Niedrigertragsjahr und die damit einhergehende Verknappung am Markt richten.
Laut aktueller Schätzungen der Internationalen Energieagentur bleibt der globale Ölmarkt reichlich versorgt. Die globale Ölnachfrage soll im laufenden Quartal um 290 Tsd. Barrel pro Tag niedriger ausfallen als bislang erwartet. Gleichzeitig ist die Nicht-OPEC-Produktion im Oktober um 840 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen. In der Folge sinkt der Bedarf an OPEC-Öl im vierten Quartal um 500 Tsd. auf 30 Mio. Barrel pro Tag. Die OPEC-Produktion betrug im Oktober dagegen gut 31 Mio. Barrel pro Tag. Im September sind die OECD-Lagerbestände saisonunüblich den sechsten Monat in Folge gestiegen und dürften angesichts eines Überangebots von gut 1 Mio. Barrel pro Tag im vierten Quartal weiter steigen.
Die Zahlen für Q4 sind zwar auch auf Sonderfaktoren zurückzuführen, u.a. auf Hurrikan Sandy, welcher die Ölnachfrage temporär belastete oder auf die Wiederaufnahme der Ölproduktion in der Nordsee nach wartungsbedingten Unterbrechungen im September. Diese Faktoren sind allerdings nicht allein für das Überangebot verantwortlich, wie die IEA-Schätzungen für 2013 verdeutlichen. Angesichts einer um 860 Tsd. Barrel pro Tag steigenden Nicht-OPEC-Produktion und einer um 100 Tsd. Barrel pro Tag geringeren Ölnachfrage soll der Bedarf an OPEC-Öl im kommenden Jahr auf 29,8 Mio. Barrel pro Tag sinken. Mit anderen Worten: Ohne eine deutliche Produktionskürzung der OPEC ist auch 2013 mit einem deutlichen Überangebot zu rechnen. Der aus dem Amt scheidende OPEC-Generalsekretär el-Badri rechnet allerdings nicht damit, dass auf der Dezember-Sitzung eine Produktionskürzung beschlossen wird.
Edelmetalle
Der gestern von Johnson Matthey veröffentlichte Marktbericht zur Lage bei Platin und Palladium brachte einige interessante Erkenntnisse. So kommt das für dieses Jahr erwartete Angebotsdefizit bei Platin, das mit 400 Tsd. Unzen überraschend hoch ausfällt, nicht nur durch die hohen Produktionsverluste in Südafrika zustande. Der weltweit größte Platinproduzent hat Schätzungen von Johnson Matthey zufolge im Zuge der Streiks in den ersten drei Quartalen dieses Jahres mindestens 300 Tsd. Unzen verloren. Auch ein um 11% niedrigeres Angebot an Recycling trägt zum Defizit bei.
Während sich dagegen die Nachfrage aus der Automobilindustrie relativ konstant zeigt, soll die Schmucknachfrage ein 3-Jahreshoch erreichen. Zusätzlich werden durch die Investmentnachfrage dem Markt knapp 500 Tsd. Unzen entzogen. Das von Johnson Matthey für 2012 erwartete Angebotsdefizit bei Palladium von 915 Tsd. Unzen setzt sich im Wesentlichen durch deutlich geringere Verkäufe aus den russischen Staatsreserven - nur noch 250 Tsd. Unzen nach 770 Tsd. Unzen im Vorjahr - und einer starken Nachfrage aus der Automobilindustrie zusammen. Letztere soll auf ein neues Allzeithoch steigen.
Daneben trägt eine wieder positive Investmentnachfrage zum Defizit bei. Johnson Matthey geht sowohl für Platin als auch für Palladium nicht davon aus, dass sich die Angebotssituation im nächsten Jahr grundlegend ändert. Gleichzeitig soll jedoch die Nachfrage aus der Automobilindustrie zulegen. Dies deutet auf ein weiteres Jahr mit Defiziten hin, was sich in höheren Preisen widerspiegeln sollte.
Industriemetalle
Das staatliche Reservenbüro (SRB) Chinas kauft zum Aufbau von Reserven nicht nur Aluminium (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), sondern auch Zink. So sollen von acht chinesischen Zinkproduzenten insgesamt 150 Tsd. Tonnen Zink erworben werden. Laut Einschätzung des chinesischen Datenanbieters SMM steht diese Entscheidung in Zusammenhang mit den jüngst vermeldeten Verlusten der staatlichen Produzenten. Denn die Aluminium- und Zinkpreise sind zwischenzeitlich unter die Grenzkosten der Produktion gefallen. Die Aufkäufe bergen aber auch Risiken: So werden dadurch die Produzenten künstlich am Leben gehalten und die ohnehin schon hohen Angebotsüberschüsse bleiben bestehen oder weiten sich sogar noch aus. Dies könnte mittelfristig deutlich steigenden Preisen entgegenstehen.
Gestern ist an der LME bei Aluminium die Anzahl der gekündigten Lagerscheine auf ein Rekordhoch von 1,84 Mio. Tonnen gestiegen. Dies dürfte jedoch nur zu einem geringen Teil mit der physischen Aluminiumnachfrage zusammenhängen, sondern vielmehr Finanztransaktionen geschuldet sein. Durch den Anstieg der gekündigten Lagerscheine ist z.B. in Detroit, dem größten Lagerort für Aluminium, die Wartezeit für die physische Auslieferung des Leichtmetalls auf rund 59 Wochen gestiegen. Dies spiegelt sich auch in anhaltend hohen physischen Prämien für Aluminium wider. So müssen die Konsumenten nach wie vor mehr als 250 USD je Tonne auf den LME-Preis zahlen, um kurzfristig Ware zu erhalten.
Agrarrohstoffe
Kaffee hat sich gestern an den Börsen in New York (Arabica) und London (Robusta) um jeweils etwa 4% verbilligt. Bei Arabica-Kaffee wurde damit der kurzfristige Anstieg der Vortage weitgehend wieder rückgängig gemacht, bei Robusta sanken die Notierungen unter die Werte der letzten Woche und erstmals seit Februar unter die Marke von 1.900 USD je Tonne. Im weltgrößten Produzentenland von Robusta-Kaffee, Vietnam, geht die Ernte früher und zügiger voran als im Vorjahr. Bereits ein Viertel ist eingebracht. Dabei schwanken die Erwartungen zwischen einer ähnlich hohen Ernte wie die Rekordernte von 24 Mio. Sack im Vorjahr und einem Abschlag von 15%, den ein vietnamesisches Händlerhaus für wahrscheinlich hält.
Preisbelastend wirkten zuletzt Daten der Zollbehörde, wonach die Exporte des Landes in den ersten zehn Monaten 2012 um 40% über denen der Vorjahresperiode lagen. Dabei waren die Exporte im Oktober allein gegenüber dem Vormonat um 45% gestiegen. Die Verfügbarkeit von zwei hohen vietnamesischen Ernten in Folge wird wohl auch auf absehbare Zeit keine großen Preissprünge zulassen. Auch die Preise für Arabica-Kaffee dürften erst dann merklich zulegen, wenn sich nach der laut Regierungsangaben mit 38 Mio. Sack rekordhohen brasilianischen Arabica-Ernte die Blicke verstärkt auf das kommende Niedrigertragsjahr und die damit einhergehende Verknappung am Markt richten.