Wir brechen eine Lanze für EZB und Draghi! - Risikoaversion bleibt hoch trotz vieler positiver Daten aus der Eurozone …
15.11.2012 | Folker Hellmeyer
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Wir hören aus der Federal Reserve und der Bank of Japan, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit weiterer quantitativer Maßnahmen gibt. Wir wollen diesen Umstand nutzen, um eine Lanze für die Politik der EZB unter der Führung Draghis zu brechen. Wir haben an dieser Stelle immer wieder betont, dass die EZB der letzte Hort sinnvoller Stabilitätspolitik ist. Stabilitätspolitik beinhaltet neben angemessener Zins- und Geldpolitik die Verantwortung für die Traktion der Zins- und Geldpolitik.
Genau auf diesen Feldern agiert die EZB verantwortungsvoll. Mehr noch hat sie in dieser Krise bewiesen, dass sie auch restriktiv agiert, wenn derRahmen dafür sachlich gegeben ist. Zahlen und Zahlenverhältnisse sind aussagekräftig. Werfen wir einen Blick auf die Staatsanleihekäufe, für die die EZB unverändert vonvielen Seiten angefeindet wird.
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Dieses Schaubild verdeutlicht, dass die EZB das Paradepferd der Stabilitätspolitik im Zentralbankensektor der großen Industrienationen war und ist.
Mehr noch gilt es, zu bedenken, dass die Bewertung der Staatspapiere der Reformländer nicht den Reformen Rechnung trägt (politische Funktion der Agenturen) und Ausdruck von Marktineffizienz ist. Entsprechend ist das Handeln der EZB von Verantwortung geprägt, das Schicksal dieser Länder nicht billig im Rahmen prozyklischer Bilanzierungsdynamik zu opfern. Draghi liegt auch richtig, dass damit Deutschland geschützt wird, denn 70% der deutschen Exporte des Mittelstands, der für 70% aller deutschen Arbeitsverhältnisse steht, gehen in die Eurozone.
Um die Unterschiede zwischen den Reformländern und der Eurozone einerseits und den USA, Japan und Großbritannien andererseits zu verdeutlichen, bedienen wir uns noch einmal des aktualisierten Überblicks über die Neuverschuldung (Daten IWF) per 2012.
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Die Daten und Nachrichten aus der Eurozone sind überwiegend positiv. Frankreich überrascht mit 0,2% Wachstum im zweiten Quartal. Deutschland weist0,2% Wachstum aus, was vor drei Monaten im Konsensus noch nicht für möglich gehalten wurde,nachdem die Analysten und Volkswirte bereits im zweiten Quartal positiv überrascht wurden (+0,3%). Bei Griechenland geht es voran. Irland Bonitätsausblick wird von Fitch von negativ auf stabil gesetzt. Der französische Premier bemüht sich das "Sonnenkönig“-Image französischer Präsidenten und die damit einhergehende Selbstherrlichkeit zu besprechen, zu nivellieren und um Verständnis zu werben. Man geht aufeinander zu …
Vor allen Dingen scheinen die Märkte ein klares Signal des französischen Premiers zu überhören: "Die Regierungen Frankreichs und Deutschlands sind sich inzwischen einig, nicht das Risiko einzugehen, dass Länder, die in Schwierigkeiten stecken, aus dem Euro-Raum fallen." Deutschland habe auch von Europa profitiert. So sei die Wirtschaft dank der Exporte gewachsen.
Dieses Statement sollten der "Freundeskreis“ hoher Risikoaversion nicht aus den Augen lassen ….
Die Wirtschaftsdaten konnten gestern überwiegend nicht nachhaltig überzeugen.
Die Industrieproduktion der Eurozone sank per September, dem Höhepunkt der europäischen Defizitkrise, um -2,5% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei -1,9%. Positiv ist anzumerken, dass der Vormonatswert von +0,6% auf +0,9% revidiert wurde. Im Jahresvergleich ergab sich im September als Folge eine Punktlandung mit -2,3% nach -1,3% (revidiert von -2,9%, setzt einige Aufwärtsrevisionen in den Vormonaten voraus …).
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Die US-Einzelhandelsumsätze sanken im Monatsvergleich per Oktober um -0,3%. Die Prognose lag bei -0,2%. Auch hier wurde der Vormonatswert von +1,1% auf +1,3% revidiert, so dass das aggregierte Zweimonatsergebnis im Rahmen der Erwartungen lag. Fakt ist andererseits, dass nach drei Monaten solider Anstiege offensichtlich Frühausläufer des Risikos des "Fiscal Cliff“ erkennbar werden.
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Die Erzeugerpreise stellten sich in den USA per Oktober im Monatsvergleich auf -0,2% nach zuvor +1,1%. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 2,3% nach zuvor 2,2%.
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Die US-Lagerbestände nahmen per September im Monatsvergleich um 0,66% nach zuvor 0,61% zu. Entscheidend ist die Relation zum Absatz. Per September legte der Absatz um 1,4% nach zuvor 0,6% zu. In der Folge kam es zu einem Rückgang des „Inventory/Sales Ratio“ von 1,29 auf 1,28 Monatsumsätze Lagerbestand.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2580 - 1.2900 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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