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Lösungen bei GR und "Fiscal Cliff" wahrscheinlicher … Klartext zu Basel III!

19.11.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.04 Uhr) bei 1.2765, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2691 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.28. In der Folge notiert EUR-JPY bei103.75, während EUR-CHF bei 1.2053 oszilliert.

Zu Wochenbeginn zeigt sich der Euro stabilisiert. Risikoaktiva, beispielsweise Aktien, können profitieren. Für diese Entwicklung gibt es drei tragende Hintergründe.

  • Die Erwartungshaltung, dass bei einer neuen Regierung in Tokio das Liquiditätsfüllhorn zum Einsatz kommt, befeuert die Phantasie.

  • Äußerungen aus den USA belegen, dass "Ratio“ die Debatte um das "Fiscal Cliff“ bestimmt. Ergo nimmt die Wahrscheinlichkeit einer sensiblen Lösung zu, die die Konjunkturlage nicht nachhaltig beeinträchtigen wird und trotzdem zumindest Ansätze von Haushaltskonsolidierung eröffnet (von 8-9% des BIP in Richtung 6-7%).

  • Obwohl es auf ersten Blick keine Annäherung zwischen IWF und Eurogruppe bezüglich des Griechendramas gibt, zeichnet sich eine Lösung ab, die in der Tendenz dem "Schäuble-Modell“ entspricht.

Wenden wir uns kurz dem Thema Basel III zu. Ja, Regulierung ist erforderlich. Aber es sollte dort reguliert werden, wo Fehler gemacht wurden. Es ist verstörend, was Basel III bei ganz elementaren Fragestellungen, beispielsweise dem Aspekt der Prozyklik, bewirkt.

Fakt ist, dass "unsere Freunde“ eine sehr prozyklische Welt etabliert haben. Dazu gehört vor allen Dingen das Thema "kurzfristige Bilanzierungsstandards“ und damit reduzierte Risikotragfähigkeit. In dieser Krise mangelte es an antizyklischen Kräften. Deswegen musste die öffentliche Hand schlussendlich so aggressiv eingreifen.

Darüber hinaus gab es antizyklische Kräfte in den Sektoren der Sparkassen und Volksbanken als auch der Bremer Landesbank nebst anderen Instituten, die in der Krise ihre Kreditvergabe erhöhten und damit wertvollen Kapitalstock schützten.

Genau diese Banken, die in der Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Funktion in unbestechlicher Manier zur Krisenlösung beitrugen, sollen jetzt über Basel III in der Kreditvergabe durch erhöhte Eigenkapitalunterlegungeingeschränkt werden. Das ist absurd. Denn es war doch nicht die klassische Kreditvergabe, die diese Krise auslöste, es waren Investmentbanker (und Politiker) in den USA, die bewusst dafür sorgten, dass es zu antiautoritärer Kreditvergabe kam, um den dahinter stehenden Investmentbankprozess zu füttern (und unhaltbare Politik umzusetzen).

Fakt ist, dass die Einschränkung der Kreditvergabe Teile des deutschen Mittelstands an den Kapitalmarkt zwingen wird. Der Kapitalmarkt funktioniert prozyklisch und das Kapitalmarktgeschäft ist das Geschäftsmodell der "Täter".

Basel III forciert das Geschäftsmodell der "Täter" und forciert prozyklische Kräfte. Ist das als Maßnahme einer zukünftigen Krisenabwehr wirklich Sinn stiftend oder Ausdruck erfolgreicher Lobbypolitik des "privaten Bankgewerbes" im Rahmen der globalagierenden Bankenaristokratie (siehe auch Entzahnung des Frank-Dodd Acts in den USA)? Werden hier nicht durch mehr Prozyklik systemische Risiken durch Basel III erhöht? Muss es nicht darum gehen, antizyklische Kräfte zu stärken?

Bezüglich der USA sei nur gesagt, dass die USA Basel II anregten und nicht umsetzten. Damit haben die USA ihren Banken in der Geschäftspolitik gegenüber europäischen Banken Vorteile verschafft. Denken wir eigentlich mit?

Werfen wir einen Blick auf die Veröffentlichungen des letzten Freitags:

Die Handelsbilanz der Eurozone konnte einmal mehr überzeugen. Der Überschuss stellte sich per Berichtsmonat September auf 9,8 Mrd. Euro nach zuvor 5,2 Mrd. Euro.

Jetzt halten Sie sich fest - sie kennen das schon aus dem Forex Report …

Griechenland und Portugal schieben Exporte der Euro-Zone an

Brüssel/Berlin, 16. Nov (Reuters) - Die Ausfuhren der Krisenstaaten Griechenland und Portugal schieben das Exportwachstum der gesamten Euro-Zone an. Die 17 Länder im Währungsraum erhöhten ihren Handelsüberschuss im September auf 9,8 Milliarden Euro, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Die Differenz aus Exporten und Importen lag damit rund fünf Mal höher als im September 2011. Die Ausfuhren gehören zu den wenigen Wachstumsstützen in der Euro-Zone. Denn wegen der Sparpolitik und der Schuldenkrise schrumpfte die Wirtschaft im Währungsgebiet im dritten Quartal um 0,2 Prozent. Die Euro-Zone fiel damit erstmals seit 2009 wieder zurück in die Rezession.

Auch Griechenland und Portugal kämpfen weiter mit stark sinkender Wirtschaftskraft. Allerdings steigerte das von der Staatspleite bedrohte Griechenland von Januar bis August seine Ausfuhren um elf Prozent, währen die Importe um 13 Prozent fielen. Portugal lieferte zehn Prozent mehr ins Ausland und importierte fünf Prozent weniger. Auch die hoch verschuldeten Länder Spanien und Italien steigerten ihre Exporte in den ersten acht Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2580 - 1.2900 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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