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Preise profitieren von allgemeiner Stimmungsaufhellung

20.11.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölpreise konnten gestern kräftige Gewinne verzeichnen. Der Brentölpreis erreichte in der Spitze gut 112 USD je Barrel, der WTI-Preis knapp 90 USD je Barrel, was beides Monatshochs entspricht. Begünstigt wurde der Preisanstieg durch eine deutliche Aufhellung der Marktstimmung, was sich auch in steigenden Aktienmärkten und einem schwächeren US-Dollar niederschlug. Auslöser hierfür waren Nachrichten, welche auf eine Annäherung im US-Haushaltsstreit hoffen lassen, womit automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen im Umfang von 600 Mrd. USD zu Beginn des neuen Jahres vermieden werden könnten. Zudem winkt Griechenland bei der heutigen Sitzung der Finanzminister der Eurozone die Freigabe von 44 Mrd. Euro an Hilfsgeldern, was einen Staatsbankrott des südeuropäischen Landes verhindern dürfte.

Zusätzlich profitiert der Ölpreis von den anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten. Auch gestern kam es wieder zu gegenseitigen Raketenbeschüssen zwischen Israelis und Palästinensern. Trotz aller diplomatischer Bemühungen besteht noch immer das Risiko einer Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen, was eine neue Eskalationsstufe des vor einer Woche erneut ausgebrochenen Konflikts bedeuten würde. Zwar wird im unmittelbaren Krisengebiet kein Öl gefördert. Allerdings könnten die Ölförderländer der Region bei einer weiteren Eskalation in den Konflikt hineingezogen werden, was eine Risikoprämie auf den Ölpreis rechtfertigt. Zwar ist der Ölmarkt laut der Chefin der Internationalen Energieagentur trotz des Ausfalls von 1 Mio. Barrel pro Tag an iranischem Öl gut versorgt. Weitere Ausfälle könnten u.E. aber schnell zu einer Verknappung am Ölmarkt führen.


Edelmetalle

Im Schlepptau der Preiserholung an den Rohstoffmärkten kann der Goldpreis am Morgen auf 1.735 USD je Feinunze steigen. Allerdings fällt der Preisanstieg bei Gold verglichen mit den anderen Edelmetallen unterproportional aus. Denn bei steigendem Risikoappetit bevorzugen die Marktteilnehmer Edelmetalle mit einer stärkeren industriellen Verwendung. Der Silberpreis ist dementsprechend deutlich stärker gestiegen. Dieser legte gestern um knapp 2,5% zu und erreicht am Morgen mit 33,25 USD je Unze ein Monatshoch. Damit war Silber zugleich der größte Gewinner unter den Edelmetallen, gefolgt von Palladium und Platin.

Die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETFs sind in den vergangenen beiden Handelstagen zwar um 77 Tonnen gesunken. Mit 18,8 Tsd. Tonnen liegen sie aber nach wie vor nur knapp unter dem in der vergangenen Woche verzeichneten Rekordniveau und zudem gut 100 Tonnen höher als im Frühjahr 2011, als der Silberpreis mit knapp 50 USD je Feinunze ein 31-Jahreshoch erreichte. Seit Jahresbeginn verzeichneten die Silber-ETFs Zuflüsse von knapp 1.500 Tonnen. Die ETF-Nachfrage ist damit ein wichtiger Stützpfeiler für den Silberpreis, da sie die derzeitige Schwäche bei der industriellen Nachfrage auszugleichen hilft. Letztere dürfte laut Thomson Reuters GFMS in diesem Jahr um 7% auf 17,2 Tsd. Tonnen zurückgehen. Entsprechend stehen in diesem Jahr GFMS zufolge 7,3 Tsd. Tonnen Silber für Investmentzwecke zur Verfügung. Das sind gut 50% mehr als im vergangenen Jahr.

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Industriemetalle

Zink- und Bleimarkt weisen laut dem jüngsten Bericht der Internationalen Lead and Zinc Study Group im laufenden Jahr bisher einen Überschuss auf. Von Januar bis September übertraf das Bleiangebot die Nachfrage um 80 Tsd. Tonnen, am Zinkmarkt belief sich der Angebotsüberschuss auf 137 Tsd. Tonnen. Letzterer dürfte ausschlaggebend dafür sein, dass das Staatliche Reserven-Büro (SRB) Chinas Zink kauft. 100.000 Tonnen Zink hat das SRB wohl bereits zu ca. 16.000 RMB je Tonne letzte Woche gekauft und damit rund 8% teurer als auf dem freien Markt. Weitere 50.000 Tonnen sollten folgen. Das SRB dürfte damit das Ziel verfolgen, den Markt zu verknappen, um den heimischen Produzenten zu helfen.

Auch bei Aluminium will das SRB zuschlagen, nachdem es bereits 100.000 Tonnen gekauft hat. Genau an diesen beiden Märkten gibt es Hinweise auf eine Knappheit bzw. einen erschwerten Zugang zu physischem Material außerhalb Chinas. Denn für beide Industriemetalle werden horrende Prämien gezahlt (Aufschlag ggü. den LME-Notierungen für das physisch verfügbare Material). Zwar wurden jüngst die Mindestmengen zur Auslieferung aus LME-Lagerhäusern ab April 2013 in bestimmten Fällen um 500 Tonnen angehoben. Bei Zink und Aluminium, wo das Problem am akutesten ist, wird dies kaum die aktuelle künstliche „Zugangssperre“ zu den LME-Lagerhäusern reduzieren. Denn bei Zink sind derzeit 551 Tsd. Tonnen bzw. rund die Hälfte aller Lagerbestände zur Auslieferung gemeldet, bei Aluminium insgesamt 1,827 Mio. Tonnen.


Agrarrohstoffe

Langsam scheint sich die Erwartung zu bestätigen, dass die EU-Exporteure von abnehmender Weizenverfügbarkeit aus dem Schwarzmeerraum profitieren sollten. In der letzten Woche wurde mit 696 Tsd. Tonnen soviel Weichweizen aus der EU exportiert wie zuletzt im September 2010. Damals war die EU sehr gefragt als internationaler Anbieter, nachdem Russland angesichts der dortigen Hitze- und Brandkatastrophe im August einen Exportstopp verhängt hatte, der erst zum 1. Juli 2011 aufgehoben wurde.

Das US-Zentrum zur Klimavorhersage geht davon aus, dass die Dürre in den USA noch bis in den Februar hinein anhält. Auch die Winterweizenpflanzen wurden bereits in Mitleidenschaft gezogen, wie die Bewertungen durch das USDA auch in der jüngsten Berichtswoche zeigen: Nur noch rekordniedrige 34% der Winterweizenpflanzen werden als "gut“ oder "sehr gut“ eingestuft - nach 36% in der Vorwoche - , 24% dagegen als "schlecht“ oder "„sehr schlecht“ - zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Die Aussichten auf ein hohes Defizit am globalen Weizenmarkt in der laufenden Saison halten seit Monaten die Weizenpreise hoch. Nun steigt die Gefahr, dass aus den USA im nächsten Jahr keine starke Entlastung zu erwarten ist. Noch allerdings müssen größere Schäden nicht unausweichlich sein, denn ausreichende Feuchtigkeit im Frühjahr, wenn die Pflanzen aus der Winterruhe kommen, kann die Erträge wesentlich beeinflussen.




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