Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Zentralbanken kaufen im Oktober beträchtliche Mengen Gold

22.11.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt am Morgen wenig verändert bei knapp 111 USD je Barrel. Durch den gestern Abend in Kraft getretenen Waffenstillstand im Nahen Osten verringern sich die Angebotsrisiken. Auf der anderen Seite sorgen fallende Lagerbestände in den USA für Unterstützung. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium entgegen den Erwartungen um 1,5 Mio. Barrel zurückgegangen. Sie liegen aber noch immer knapp 13% über dem zu dieser Jahreszeit üblichen Niveau. Die Rohölvorräte in Cushing sind dagegen um 1,5 Mio. Barrel gestiegen. Innerhalb der letzten zwei Wochen wurde der Lagerabbau seit Ende Juni zu 60% wieder wettgemacht. Dies spricht für einen anhaltend hohen Preisabschlag von WTI gegenüber Brent.

Besonders angespannt bleibt die Lage bei den US-Mitteldestillaten. Die Vorräte sind in der vergangenen Woche um weitere 2,7 Mio. auf nur noch 112,8 Mio. Barrel zurückgegangen. So niedrig waren die Bestände zu Beginn der Heizsaison zuletzt im Dezember 1989. Noch kritischer ist die Situation im Nordosten der USA, wo Heizöl nach wie vor eine bedeutende Rolle spielt. Dort waren die Vorräte zu dieser Jahreszeit noch nie so niedrig wie aktuell. Dies könnte auch Auswirkungen auf den europäischen Markt haben.

Da die Heizölpreise im New Yorker Hafen aufgrund der Knappheit an der US-Ostküste derzeit 4 US-Cents je Gallone über denen in Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) notieren, besteht ein Anreiz, Heizöl aus Westeuropa zu importieren. Dies könnte den ebenfalls angespannten Gasöl-Markt in Westeuropa zusätzlich verknappen. Die ARA-Gasölvorräte lagen in der vergangenen Woche mit 1,843 Mio. Tonnen auf dem niedrigsten Niveau zu dieser Jahreszeit seit dem Jahr 2008. Aktuelle Daten werden heute Nachmittag veröffentlicht.

Open in new window


Edelmetalle

Wie bereits gestern erwähnt, haben die Zentralbanken der Schwellenländer gemäß Daten des IWF im Oktober mehr als 40 Tonnen Gold gekauft. Zu den größten Käufern zählte dabei Brasilien, das seinen Bestand an Goldreserven um 17,2 auf 52,5 Tonnen und damit den höchsten Stand seit Januar 2001 aufgestockt hat. Auch die Türkei (17,5 Tonnen) und Kasachstan (7,5 Tonnen) kauften im Oktober große Mengen Gold. In den ersten neun Monaten des Jahres haben die Zentralbanken weltweit insgesamt 373,9 Tonnen Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven erworben. Die Goldkäufe lagen somit knapp 9% über dem Vorjahresniveau.

Gemäß Einschätzung des World Gold Council könnte in diesem Jahr das letztjährige Rekordhoch von 457 Tonnen übertroffen werden, womit die Zentralbanken eine wesentliche Stütze des Goldpreises darstellen. 2012 wird damit das dritte Jahr in Folge, in dem die Zentralbanken netto Gold kaufen. In den zwei Jahrzehnten zuvor waren die Zentralbanken stets auf der Verkäuferseite zu finden. Der Verkauf von 4,2 Tonnen Gold durch die Deutsche Bundesbank erfolgte u.E. ausschließlich zur Prägung von Gedenkmünzen. Laut eigenen Angaben hält die Bundesbank jedes Jahr 7 Tonnen Gold für die Münzprägung bereit, die sie an das Bundesfinanzministerium verkauft. Im Oktober 2011 hatte die Bundesbank zu diesem Zweck 4,7 Tonnen Gold veräußert.


Industriemetalle

Die Metallpreise erhalten heute Morgen etwas Auftrieb, nachdem der von der Großbank HSBC berechnete vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China für November wieder über die Marke von 50 gestiegen ist, die Expansion anzeigt. Dies war zum ersten Mal seit Oktober 2011 wieder der Fall. Damit sprechen immer mehr Daten dafür, dass China die Wende geschafft hat und in den kommenden Monaten bzw. Quartalen wieder höhere Wachstumsraten aufweist, die sich in einer robusten Nachfrage nach Rohstoffen im Allgemeinen und nach Metallen im Speziellen niederschlagen sollten. Die neue chinesische Regierung dürfte umfangreiche Anstrengungen (z.B. Umsetzung von Infrastrukturprojekten) unternehmen, damit dies gelingt.

Industriekreisen zufolge sinken im nächsten Quartal in Japan erstmals seit einem Jahr die physischen Prämien bei Aluminium. So könnten die Prämien, die von den Aluminiumkäufern auf den LME-Preis gezahlt werden müssen, zwischen Januar und März rund 4% unter dem aktuellen Rekordhoch von 253-255 USD je Tonne liegen. Dies ist weniger dem hohen Angebot auf dem Weltmarkt, sondern vielmehr der schwachen Nachfrage in Japan selbst geschuldet. Denn die zweitgrößte asiatische Volkswirtschaft rutscht derzeit in die Rezession. Zudem belastet laut dem japanischen Aluminiuminstitut die Anti-Japan-Kampagne in China stark die japanischen Autohersteller, die zu den größten Konsumenten von Aluminium zählen.


Agrarrohstoffe

Die Elfenbeinküste wird laut Regierungsbeschluss in Zukunft den Export von halbfertigen Kakaoprodukten besteuern. Die Steuer soll sich nach dem entsprechenden Gewicht der Kakaobohnen richten. Dies dürfte die Kakaoverarbeitung in der Elfenbeinküste weniger attraktiv machen. Bislang waren lokale Kakaoverarbeiter von der Exportsteuer befreit, was zu einem Anstieg der Verarbeitungskapazitäten im Land beigetragen hat. Die Elfenbeinküste ist im Zuge dessen in den letzten Jahren zum weltgrößten Kakaoverarbeiter aufgestiegen. Im vergangenen Erntejahr wurden laut ICCO in der Elfenbeinküste 440 Tsd. Tonnen Kakaobohnen verarbeitet, was 31% der inländischen Kakaoernte entspricht.

Ob sich das ambitionierte Ziel der ivorischen Regierung erreichen lässt, bis 2015 die Hälfte der heimischen Kakaoproduktion im Land zu verarbeiten, ist angesichts der Exportsteuer in Frage gestellt. Für den Kakaomarkt selber dürfte dies keine nennenswerten Auswirkungen haben, da es egal ist, wo der Kakao verarbeitet wird. Der führende Kakaoverarbeiter Cargill geht für das laufende Erntejahr 2012/13 von einem ausgeglichenen Kakaomarkt aus. Dies steht im Gegensatz zu einigen Beobachtern, welche für 2012/13 mit einem Angebotsdefizit von 100-150 Tsd. Tonnen rechnen. Die Erwartung eines Defizitjahres in dieser Größenordnung hatte den Kakaopreis zuletzt bis auf knapp 2.500 USD je Tonne steigen lassen. Wir erachten den jüngsten Preisanstieg als überzogen.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"