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Die wahre Lehre vom Geld: Vor 100 Jahren erschien Ludwig von Mises' "Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel"

27.11.2012  |  Presse
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Formen des Geldes

Mises beschäftigte sich intensiv mit den verschiedenen Erscheinungsformen des Geldes. Für ihn waren Edelmetalle, vor allem Gold und Silber, die allgemein gebräuchlichen Tauschmittel, das "wahre Geld", das ultimative Zahlungsmittel.

Er unterschied zwischen den verschiedenen Formen des Geldes, und zwar nicht aufgrund ihrer physischen Beschaffenheit (also zum Beispiel ob es sich um bedrucktes Papier oder Edelmetall handelte), sondern aufgrund ihrer wirtschaftlichen Funktion.

So bezeichnete er zum Beispiel eine Banknote, ein Giroguthaben oder auch Scheidemünzen, wenn sie sofort in das ultimative Zahlungsmittel eingelöst werden können, als Geldsubstitut. Wenn das Geldsubstitut voll durch Gold gedeckt ist, so bezeichnete Mises es als Geldzertifikat.

Wenn hingegen zum Beispiel der Emittent der Banknote weniger als 100 Prozent Gold vorhält, so bezeichnet Mises den ungedeckten Betrag, den die Banknote repräsentiert, als Umlaufsmittel; heute würde man wohl vereinfacht von "ungedecktem Geld" sprechen.

Umlaufsmittel werden durch Zirkulationskredite produziert und in Umlauf gebracht, sie repräsentieren Geldschöpfung "aus dem Nichts": Die Geldmenge wird durch Bankkredite ausgeweitet, ohne dass dafür echte Ersparnis vorhanden ist.

Das heutige Geld (ob nun US-Dollar, Euro, Schweizer Franken etc.) ist, mit Blick auf seine Produktionsweise, Kreditgeld: Banken schaffen es durch Zirkulationskredite. Es ist nicht gedeckt, es ist also ein Umlaufsmittel in der Misesianischen Terminologie.

Mit Blick auf seine Etablierung ist das heutige Geld als Fiat-Geld zu bezeichnen (abgeleitet vom lateinischen fiat: "es geschehe"), ist also erzwungenes Geld: Geld, das vom Staat durch Willkür-Zahlkraftgesetze zum "Legal Tender" gemacht wurde.

Mit Blick auf seine physischen Eigenschaften ist das ungedeckte Kredit-Fiat-Geld de facto entmaterialisiertes Geld, es hat die Form von bunt bedrucktem Papier und Einträgen auf Computerfestplatten ("Bits & Bytes").


Warum wird Geld nachgefragt?

Ein Kernanliegen von Mises war, die Frage zu beantworten: Was bestimmt den Wert des Geldes, also seine Kaufkraft? Dazu musste er zunächst die Frage klären: Warum wird Geld überhaupt nachgefragt? Mises Antwort lautet: Menschen fragen Geld nach, um mit der Unsicherheit fertig zu werden.

Hätten wir Menschen perfekte Voraussicht über das, was künftig geschieht (gäbe es also keine Unsicherheit), so bräuchten sie kein Geld. Wir könnten bereits heute alle erforderlichen Dispositionen tätigen. Geld, so Mises, wird also aufgrund der allgegenwärtigen Unsicherheit gehalten.


Wie bestimmt sich die Kaufkraft des Geldes?

Die Unsicherheit bewegt also die Marktakteure, Geld zu halten (oder, ökonomisch ausgedrückt: nachzufragen), also etwas nachzufragen, mit dem man tauschen kann, etwas, das Kaufkraft hat.

Die Kaufkraft des Geldes bezeichnet die Menge der Güter, die gegen eine Geldeinheit eintauschbar sind. Kostet zum Beispiel ein Apfel 0,5 Euro, so beträgt die Kaufkraft eines Euro zwei Äpfel. Steigt der Preis des Apfels auf ein Euro pro Stück, so sinkt die Kaufkraft eines Euro auf einen Apfel.

Wie erklärt sich die Kaufkraft des Geldes? Die Antwort lautet: Die Kaufkraft des Geldes wird, wie bei jedem anderen Gut auch, durch Angebot und Nachfrage auf dem freien Markt bestimmt. Ein Beispiel mag das erläutern.

Wer in einer Geldwirtschaft einen Apfel gegen Geld kaufen will, ist Geldanbieter. Wer einen Apfel zum Verkauf stellt gegen Geld ist ein Geldnachfrager. Die Nachfrage nach einem Gut (hier Apfel) entspricht also dem Angebot von Geld, und das Angebot von Gütern entspricht der Geldnachfrage.

Das Zusammentreffen des Angebots von Geld und der Nachfrage nach Geld bestimmt den (markträumenden) Preis des Geldes – und damit seine Kaufkraft.

Diese Erklärung der Kaufkraft des Geldes führt nun aber zu einem ernsten Problem: Wir haben gesagt, dass Geld nachgefragt wird, weil es Kaufkraft hat. Gleichzeitig sagen wir, dass die Kaufkraft des Geldes durch das Angebot von und die Nachfrage nach Geld bestimmt.

Man erkennt: Diese Überlegung scheint sich in einen nicht auflösbaren Zirkelschluss zu verfangen, mit dem sich unsere Frage: "Was bestimmt die Kaufkraft des Geldes?" nicht beantworten lässt! – etwas, was der deutsche Ökonom Karl Helfferich (1872 – 1924) 1903 zu Recht kritisiert hatte.

Denn dass Geld nachgefragt wird, wird ja damit begründet, dass Geld (bereits) Kaufkraft hat; die Kaufkraft des Geldes ist demnach Voraussetzung für die Geldnachfrage. Aber erst eine existierende Geldnachfrage kann die Kaufkraft des Geldes (mit-)bestimmen.


Regressionstheorem

Doch Mises löste diesen scheinbaren Zirkelschluss auf – und zwar mit dem überaus wichtigen "Regressionstheorem". Er erkannte, dass die Kaufkraft des Geldes eine Zeitdimension hat. Wie ist das zu verstehen?

Dass Menschen heute Geld halten, speist sich aus ihrer Erfahrung, dass Geld gestern Kaufkraft hatte. Und die Bereitschaft der Marktakteure am gestrigen Tag Geld zu halten, speiste sich aus der Erfahrung, dass Geld am vorgestrigen Tag Kaufkraft hatte. Und so weiter.




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