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Die wahre Lehre vom Geld: Vor 100 Jahren erschien Ludwig von Mises' "Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel"

27.11.2012  |  Presse
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Mit anderen Worten: Die Geldnachfrage in der Gegenwart speist sich aus einer bereits vorhandenen Kaufkraft, die aus der Vergangenheit stammt.

Wenn man aber diesen Gedankengang nun immer weiter in die Vergangenheit zurückdenkt, also regressiv denkt, endet man dann nicht in einem unendlichen Gedankengang ("infiniten Regress")? Nein, so lautet Mises’s Antwort!

Denn das Gedankenexperiment endet genau an dem Zeitpunkt, an dem ein Gut zum ersten Mal nicht aufgrund seiner nicht-monetären Verwendung getauscht wurde, sondern aufgrund seiner Verwendung als Tauschmittel.

Es ist eben dieser Zeitpunkt, in dem ein Sachgut von der nicht-monetären Nutzung in die monetäre Verwendung überführt wird, an dem die Kaufkraft des Geldes ihren Ursprung hat.


Zur Entstehung des Geldes

Mit seinem Regressionstheorem löst Mises nicht nur den vermeintlichen "Zirkelschluss" auf, der damals einer abschließenden Erklärung des Geldwertes im Wege zu stehen schien. Er liefert gleichzeitig auch den logischen Unterbau für die Theorie, die Carl Menger über die Geldentstehung 1871 formuliert hatte.

Nach Carl Menger ist Geld spontan aus dem freien Marktprozess entstanden. Die Erkenntnis, dass Arbeitsteilung produktiv ist, und dass Arbeitsteilung Handel erfordert, hat, so Menger, die Menschen ein indirektes Tauschmittel, also Geld, verwenden lassen, und zwar Sachgeld (in Form von zum Bespiel Edelmetallen).

Mises’s Regressionstheorem stützt diese Theorie von Menger: Geld muss, so das Regressionstheorem, aus einem Sachgut entstanden sein, einem Sachgut, das zunächst nur aufgrund seiner nicht-monetären Verwendung wertgeschätzt wurde.

Und die Wertfindung, also die Bestimmung der Kaufkraft des Geldes, muss durch den Marktprozess erfolgt sein, andernfalls ließe sich der Tauschwert des Geldes gar nicht bestimmen.

Geld, so Mises, kann nicht "von oben", also etwa durch ein staatliches Dekret, entstehen – wie es etwa der deutsche Ökonom Karl Friedrich Knapp (1842 – 1926) in seinem Buch "Staatliche Theorie des Geldes" (1905) recht erfolgreich verbreitet hatte.

In Mises Worten: "Die Auffassung des Geldes als eines Geschöpfes der Rechtsordnung und des Staates ist somit unhaltbar. Keine Erscheinung des Marktes rechtfertigt sie."[1]

Mises‘ Regressionstheorem erklärt damit auch, warum ungedecktes Papiergeld nicht natürlich, also über den freien Markt, entstehen kann – und auch nie entstanden ist.

Ungedecktes Papiergeld ist vielmehr immer durch Zwangs- und Gewaltmaßnahmen von staatlicher Seite in Umlauf gebracht worden, indem (irgendwann einmal) die Eintauschverpflichtung der Banken vom Staat suspendiert wurde.[2]


Wertbestimmung des Geldes: das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens

Wir haben gehört, dass die Kaufkraft des Geldes durch das Angebot von und die Nachfrage nach Geld auf dem freien Markt bestimmt wird. Hinter dieser geradezu trivial anmutenden Erklärung verbirgt sich jedoch etwas ganz bedeutsames: Mises gelang es damit, die Wertbestimmung des Geldes in die Grenznutzentheorie zu integrieren.

Zur Erinnerung: Die Grenznutzentheorie wurde etwa zur gleichen Zeit von Carl Menger, William Stanley Jevons und Leon Walras Ende des 19. Jahrhunderts formuliert. Durch sie gelang es erstmalig in der Ökonomik, die Bestimmung von Preisen und Werten zu erklären – und sie hat noch heute Bestand.

Das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens sagt (vereinfachend) Folgendes: Der Nutzen, den die Verwendung eines zusätzlichen Gutes erbringt (das ist der Grenznutzen), nimmt mit steigendem Gütervorrat ab.

Warum? Weil jede zusätzliche verfügbare Gütereinheit nur eingesetzt werden kann, ein weniger dringliches Bedürfnis zu stillen – und das ist ein immer und überall gültiges Gesetz (das also nicht etwa auf psychologische Erkenntnisse angewiesen ist, sondern das aus der Logik des Handelns folgt).

Geld, das ja ein Gut ist wie jedes andere auch, fällt natürlich auch unter das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens: Je mehr Geldeinheiten jemand in seiner Verfügung hat, desto geringer ist auch der Grenznutzen der zuletzt verwendeten Geldeinheit.


Was sind die Funktionen des Geldes?

Dies leitet über zur Frage: Was sind die Funktionen des Geldes? Mises argumentierte, dass Geld eine und nur eine Funktion hat: und das ist die Tauschmittelfunktion.

Das erscheint zunächst überraschend. Denn üblicherweise werden dem Geld ja drei Funktionen zugeschrieben: (1) Tauschmittelfunktion, (2) Recheneinheitsfunktion und (3) Wertaufbewahrungsfunktion.

Bei genauer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass Recheneinheits- und Wertaufbewahrungsfunktion lediglich Unterfunktionen der Tauschmittelfunktion des Geldes sind.

Die Recheneinheitsfunktion ist unmittelbare Anwendung des Geldes als Tauschmittels, und die Wertaufbewahrungsfunktion bezeichnet lediglich die zeitliche Verlagerung des Tauschvorgangs unter Zuhilfenahme des Geldes.




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