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Erleichterung über Griechenland-Einigung

27.11.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen auf mehr als 111 USD je Barrel steigen, der WTI-Preis auf gut 88 USD je Barrel. Die Marktteilnehmer reagieren damit auf die Einigung über die Auszahlung neuer Hilfsgelder für Griechenland in der vergangenen Nacht (für Details siehe auch Edelmetalle unten). Dadurch steigt der Risikoappetit, was Anleger in den Ölmarkt locken dürfte. Bereits in der vergangenen Woche kam es laut aktueller Daten von CFTC und ICE unter den Finanzanlegern zu merklichen Käufen. Die Netto-Long-Positionen bei WTI stiegen in der Woche zum 20. November um 11,3 Tsd. Kontrakte. Damit wurde ein Großteil des Abbaus aus der Woche zuvor wieder rückgängig gemacht.

Mit 90,6 Tsd. Kontrakten liegen die spekulativen Netto-Long-Positionen aber weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, was Spielraum für einen weiteren Aufbau eröffnet. Auch bei Brent haben die spekulativen Finanzanleger ihre Wetten auf steigende Preise deutlich ausgebaut. Die Netto-Long-Positionen stiegen in derselben Berichtswoche um 18,8 Tsd. auf 94,7 Tsd. Kontrakte. Höher waren sie zuletzt Mitte Oktober. Das Allzeithoch aus dem Frühjahr von knapp 140 Tsd. Kontrakten liegt allerdings noch immer einiges entfernt, so dass auch hier Spielraum für einen weiteren Aufbau besteht. Neben der positiveren Marktstimmung sprechen dafür auch die latenten Angebotsrisiken ausgehend von den geopolitischen Spannungen im Nahen Osten. Wir gehen daher in den kommenden Tagen von weiter steigenden Ölpreisen aus.

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Der US-Erdgaspreis ist gestern um 4% gefallen. Dies könnte ebenfalls auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen sein, welche als Reaktion auf die Vorhersage wärmerer Temperaturen in den USA Long-Positionen geschlossen haben dürften. In der Woche zum 20. November hatten die Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen noch deutlich ausgeweitet.


Edelmetalle

Gold hat sich von der Einigung der Finanzminister der Eurogruppe und dem IWF hinsichtlich der Fortsetzung der Griechenlandhilfen letzte Nacht wenig beeindruckt gezeigt und handelt am Morgen weitgehend unverändert bei rund 1.750 USD je Feinunze. Der Euro wertete allerdings gegenüber dem US-Dollar auf und überstieg kurzzeitig zum ersten Mal seit vier Wochen wieder die Marke von 1,30, da die Verunsicherung aus den Märkten schwindet. Die Staatengemeinschaft gibt Griechenland mehr Zeit, seinen Schuldenstand auf 120% des BIP zu senken, reduziert die Zinsen und wird Griechenland Geld leihen, seine Schulden teilweise zurückzukaufen.

Allerdings sind die im Programm unterstellten Annahmen für den Haushaltssaldo und das Wirtschaftswachstum sehr ehrgeizig und es ist fraglich, ob diese wirklich erreicht werden. Damit könnte die Schuldenproblematik Griechenlands schneller als gedacht wieder in den Mittelpunkt rücken.

Die spekulativen Finanzanleger haben unterdessen in der Woche zum 20. November ihre Netto-Long-Positionen bei Gold die zweite Woche in Folge um 9% auf 135,9 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Deutlich stärker fiel der Aufbau der Netto-Long-Positionen bei Silber (+19%) und Palladium (+26%) aus. In beiden Fällen erreicht der Optimismus der Finanzanleger ein 5-Wochenhoch. Da es nach dem Datenstichtag zu Preissteigerungen kam, dürften die Netto-Long-Positionen seitdem weiter aufgestockt worden sein.


Industriemetalle

Wie die Daten der CFTC zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger zeigten, wurden bei Kupfer in der Woche zum 20. November die Netto-Short-Positionen auf 2,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Damit setzt sich der Stimmungsumschwung der Finanzinvestoren fort. Diese stehen Kupfer mittlerweile so pessimistisch gegenüber wie seit 13 Wochen nicht mehr. Noch Anfang Oktober überwogen am Kupfermarkt per Saldo die Wetten auf steigende Preise von gut 24 Tsd. Kontrakten.

Die aktuell zurückhaltende Positionierung stellt u.E. aber auch die Basis für merkliche Preissteigerungen dar, sobald die Stimmung an den Märkten dreht. Gründe für steigende Preise gibt es jedenfalls. So dürften die in den letzten Monaten freigegebenen Infrastrukturprojekte in China mit einem hohen Bedarf an Rohstoffen allgemein und Metallen speziell einhergehen. Daneben gibt es weiterhin Produktionsprobleme. So berichtete letzte Woche Codelco, der weltweit größte Kupferproduzent, dass seine Produktion in den ersten neun Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 5% gesunken ist.

Hauptverantwortlich dafür waren niedrigere Metallgehalte in den Erzen. Die Lage stellt sich besonders kritisch in der hundert Jahre alten "Chuquicamata"-Mine, eine der größten Kupferminen der Welt, dar, wo die Metallgehalte sogar um 19% zurückgingen. Die Inbetriebnahme neuer Minen bzw. Ausweitung bestehender Minen ist daher dringend notwendig, um diesem Trend entgegenzuwirken.


Agrarrohstoffe

Die Qualität der Winterweizenpflanzen in den USA hat sich zuletzt nochmals verschlechtert, was den Preisen an den US-Börsen Auftrieb gab. Der Anteil der vom US-Landwirtschaftsministerium mit "gut" oder "sehr gut" bewerteten Pflanzen sank um einen Punkt auf 33% und damit den niedrigsten Wert, der je in einem November gemeldet wurde. Im 5-Jahresdurchschnitt waren es 54%. Grund ist die noch immer anhaltend zu trockene Witterung in wichtigen Anbaugebieten der Great Plains. Auch für die beiden kommenden Wochen stellen Meteorologen keine Wetteränderung in Aussicht. Bleibt es zu trocken, erhöht sich die Gefahr von Bodenerosion und Frostschäden. Eine etwas bessere Ausgangslage wird dagegen aus Europa gemeldet.

Für die meisten Gebiete der EU sieht die Monitoring Agricultural Resources Unit (MARS) der EU-Kommission günstige Aussaatbedingungen für Winterweizen. Allerdings wurden in den wichtigen Anbauländern Frankreich und Großbritannien regenbedingt die Felder in diesem Jahr erst spät abgeerntet, was auch eine spätere Neuaussaat mit sich brachte. Für Großbritannien spricht MARS sogar von "besonders ungünstigen" Bedingungen, da die Böden häufig zu nass sind. Während MARS auch für die Ukraine Probleme durch die zu warme Witterung im Vorfeld der Winterruhe befürchtet, zeigt sich der Chef des ukrainischen Wettervorhersagezentrums zuversichtlich: Es gebe Anlass, für 2013 eine beachtliche Ernte zu erwarten, da 92% der Pflanzen in einem guten oder zumindest befriedigenden Zustand seien.




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