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Blitzartiger Preissturz bei Gold

29.11.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt weiter unterhalb von 110 USD je Barrel, WTI bei knapp 87 USD je Barrel. Hoffnungen auf eine Lösung im US-Haushaltsstreit geben den Preisen am Morgen leichten Auftrieb. Wie das US-Energieministerium gestern berichtete, sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche überraschend um 347 Tsd. Barrel gesunken. Eine stärkere Nachfrage der Raffinerien hat dabei höhere Importe und eine gestiegene inländische Ölproduktion mehr als ausgeglichen. Letztere stieg auf 6,8 Mio. Barrel pro Tag und damit auf das höchste Niveau seit Januar 1994. Das sind zudem 1 Mio. Barrel pro Tag mehr als zu Jahresbeginn.

Die steigende (Schiefer)Ölproduktion im Mittleren Westen der USA ließ die Lagerbestände in Cushing die dritte Woche in Folge steigen. Diese liegen inzwischen nur noch 2 Mio. Barrel vom Anfang Juni verzeichneten Rekordhoch entfernt. Dies kann eine Erklärung dafür sein, dass der WTI-Preis inzwischen mit einem Abschlag von 23 USD gegenüber dem Brentpreis gehandelt wird. Bei den Lagerbeständen von Ölprodukten kam es zu unterschiedlichen Entwicklungen. Die Benzinvorräte stiegen dank der höheren Raffinerieproduktion und einer schwächeren Nachfrage um 3,9 Mio. Barrel, womit bei Benzin kein nennenswerter Lagerunterhang mehr besteht. Ganz anders ist dagegen die Situation bei den Destillaten. Diese fielen zum zehnten Mal in den letzten elf Wochen. Die negative Abweichung der Destillatevorräte vom langjährigen Durchschnitt beträgt mittlerweile 22%.


Edelmetalle

Der Goldpreis verlor gestern innerhalb kürzester Zeit 2% bzw. mehr als 30 USD und handelte zwischenzeitlich nur noch knapp über der Marke von 1.700 USD je Feinunze. Verantwortlich dafür war eine computergesteuerte Verkaufsorder, wodurch in der ersten Minute des Futures-Handels an der New Yorker Börse COMEX ein extrem hohes Handelsvolumen umgesetzt wurde. Gemäß Bloomberg-Daten wurden gestern insgesamt 486.315 Futures-Kontrakte an der COMEX gehandelt - ein Rekordwert. Dies entspricht rund 1.500 Tonnen Gold bzw. mehr als der Hälfte einer jährlichen Minenproduktion. Zudem war das Handelsvolumen gestern fast dreimal so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen drei Monate.

Durch das Unterschreiten von Stopp-Loss-Marken kam es darüber hinaus zu technisch bedingten Anschlussverkäufen, die den Preissturz noch verstärkten. Erst am Abend konnte sich der Goldpreis wieder leicht erholen und notiert heute Morgen bei rund 1.720 USD je Feinunze. Das gestrige Handelsgeschehen zeigt eindrucksvoll, dass es aufgrund computergesteuerter Handelssysteme zu massiven Preisbewegungen kommen kann, ohne dass es dazu einen Auslöser bedarf. Diese stellen sich selten als dauerhaft dar.

Im Fahrwasser von Gold standen auch die anderen Edelmetalle vorübergehend stark unter Druck, vor allem Silber. Ebenfalls einhergehend mit einem sehr hohen Handelsvolumen - mit 163.330 Kontrakten wurden die meisten Kontrakte seit Mitte Mai 2011 und mehr als dreimal soviel wie im Durchschnitt der vergangenen drei Monate gehandelt - verlor das weiße Edelmetall in der Spitze 3,3%. Silber konnte jedoch einen Großteil seiner Verluste bis zum Handelsende wieder aufholen und notiert heute Morgen bei gut 33,5 USD je Feinunze.

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Industriemetalle

Angaben des Datenanbieters Shanghai Metals Market (SMM) zufolge erwägt die staatliche chinesische Steuerbehörde zusammen mit dem Finanzministerium die Einführung einer 5%-igen Verbrauchssteuer auf Bleibatterien. SMM beruft sich dabei auf den stellvertretenden Leiter des Verbands der Batterieproduzenten in China. Wann die Steuer eingeführt werden soll ist noch unklar. Dies könnte zu einer geringeren Nachfrage nach Batterien führen, wodurch wiederum Einschätzungen des Verbands zufolge einige kleinere Batterieproduzenten schließen müssten. Im Endeffekt könnte dadurch die Nachfrage nach Blei zurückgehen, was den ohnehin schon hohen erwarteten Angebotsüberschuss am globalen Bleimarkt im nächsten Jahr noch größer ausfallen lassen dürfte.

Die Aluminiumproduzenten kommen offensichtlich den japanischen Verbrauchern bei der physischen Prämie entgegen. Industriekreisen zufolge verlangen die Produzenten für das erste Quartal 2013 nun eine Prämie auf den LME-Preis von 240-249 USD je Tonne und damit um bis zu 6% weniger als im laufenden Quartal. Die Verhandlungen könnten sich allerdings noch etwas hinziehen, da die Prämien im Kassa-Markt derzeit "nur" bei 220-230 USD je Tonne liegen. Inwiefern die Produzenten jedoch zu weiteren Zugeständnissen bereit sind ist fraglich, denn in Europa werden aktuell im Kassa-Markt Prämien von 280-295 USD je Tonne gezahlt.


Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise befinden sich weiter im Aufwärtstrend. Die Notierungen für Weizen an der CBOT nähern sich wieder der Marke von 9 USD je Scheffel und damit dem oberen Ende der seit Monaten bestehenden Handelsspanne. MATIF-Weizen ist nur noch knapp vom vor drei Wochen erreichten Kontrakthoch entfernt. Auftrieb erhalten die Weizenpreise von der Verknappung des Angebots in der Schwarzmeerregion, was sich in einer höheren Nachfrage nach US-Weizen und EU-Weizen niederschlagen dürfte. Aufschluss hierüber können die Exportzahlen geben, welche heute vom US-Landwirtschaftsministerium und der EU veröffentlicht werden. Zudem befinden sich die Winterweizenpflanzen in den USA in einem sehr schlechten Zustand.

Laut USDA wurden in der letzten Woche lediglich 33% der Pflanzen als gut und sehr gut eingeschätzt. Das ist der niedrigste Wert für Ende November seit Beginn der Aufzeichnungen und liegt zudem deutlich unter dem bisherigen Rekordtief aus dem Jahr 1999 von 43%. Dies dürfte sich in einem niedrigeren Ernteertrag im kommenden Jahr niederschlagen. Vor 13 Jahren lag der Ertrag letztlich bei 42 Scheffel je Morgen. In diesem Jahr wurden 46 Scheffel je Morgen geernet. Mais und Sojabohnen können im Schlepptau von Weizen ebenfalls steigen. Es bestehen zudem Zweifel, dass das Angebot aus Brasilien im kommenden Frühjahr rechtzeitig verfügbar ist. Grund hierfür sind zu erwartende Probleme bei der Logistik, welche in den vergangenen Jahren zu Lieferverzögerungen insbesondere bei Zucker geführt haben.




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