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Starkes Kaufinteresse bei Metallen

30.11.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Erholung der Rohölpreise ist in der Nacht ins Stocken geraten. Der Brentölpreis ist wieder unter 111 USD je Barrel gefallen, der WTI-Preis unter 88 USD je Barrel. Aussagen des Sprechers des US-Repräsentantenhauses zufolge gibt es im US-Haushaltsstreit keine nennenswerten Fortschritte, was zu Gewinnmitnahmen führte, zumal beide Ölsorten am oberen Ende ihrer Handelsspannen notierten.

Die Gasölbestände in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) sind in der Woche bis gestern Angaben von PJK International zufolge auf weniger als 1,8 Mio. Tonnen gesunken. So niedrig waren sie zuletzt vor vier Jahren. Noch macht sich die Knappheit nicht in steigenden Preisen bzw. Crackspreads bemerkbar. Im Falle eines kalten Winters könnte es zu Angebotsengpässen kommen, was die Gasölpreise nach oben treiben würde.

Die US-Erdgasvorräte sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium überraschend um 4 Mrd. Kubikfuß gestiegen. Dies ist für diese Jahreszeit ungewöhnlich, da mit dem Beginn der Heizsaison die Gasnachfrage steigt. Der US-Erdgaspreis ist daraufhin auf 3,62 USD je mmBtu gefallen, den niedrigsten Stand seit Mitte November.

Die EU-Kommission wird ihren Vorschlag, die Versteigerung von 900 Mio. Emissionszertifikaten in den kommenden drei Jahren aufzuschieben ("backloading"), am 13. Dezember nicht wie erwartet im Umweltausschuss zur Abstimmung bringen. Statt dessen sollen die Mitgliedsstaaten lediglich ihre Positionen andeuten. Die Preise im EU-Emissionshandel brachen daraufhin erneut ein und verzeichneten bei weniger als 6 EUR je Tonne am Morgen ein Rekordtief. Mit der nun andauernden Unsicherheit ist die Chance auf eine schnelle Erholung der Preise gering.

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Edelmetalle

Nach dem blitzartigen Preisverfall am Goldmarkt vor zwei Tagen hat sich die Lage mittlerweile zwar wieder beruhigt, die Verluste konnten aber noch nicht wieder vollständig aufgeholt werden. Zum Wochenausklang handelt Gold bei rund 1.730 USD je Feinunze. Dass der Preis nicht deutlicher steigt, liegt daran, dass die zyklischen Metalle derzeit stärker gefragt sind. Dass sich Gold als wertstabiler Anlage und sicherer Hafen trotz aller Preisschwankungen weiterhin einer hohen Nachfrage erfreut, zeigen die ETF-Anleger, die als längerfristig orientiert gelten. Gestern kam es zu erneuten Zuflüssen in die Gold-ETFs, womit sich die Zuflüsse allein in dieser Woche bislang auf 13 Tonnen summieren. Wir gehen 2013 von einem weiter steigenden Goldpreis aus (siehe auch Rohstoffe kompakt Edelmetalle vom 29. November).

Im Zuge der starken Preiszuwächse bei den Industriemetallen können Silber, Platin und Palladium als Edelmetalle mit industriellem Charakter wesentlich mehr als Gold zulegen. Diese stiegen jeweils auf mehrwöchige Höchststände. Palladium erreicht zum Monatsende sogar ein 2½-Monatshoch und weist im November die beste Preisentwicklung von allen Rohstoffen auf. Neben dem Marktbericht von Johnson Matthey, der für 2012 das höchste Angebotsdefizit in 10 Jahren prognostiziert, erfährt Palladium gerade in den letzten Tagen Unterstützung von den ETF-Anlegern. So sind den von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs in den vergangenen beiden Tagen rund 22 Tsd. Unzen zugeflossen.


Industriemetalle

Aktuell stehen die zyklischen Rohstoffe und hier insbesondere Industriemetalle im Fokus der Marktteilnehmer. Starkes Kaufinteresse führte gestern zu teilweise deutlichen Preissteigerungen. Der Index der Londoner Metallbörse, LMEX, stieg auf 3.425 Punkte und damit das höchste Niveau seit Mitte Oktober. Ohne Ausnahme erreichten alle Metalle mehrwöchige Höchststände. Mit einem Plus von mehr als 3% verteuerte sich Aluminium dabei am stärksten. Nach dem schwachen Oktober - der LMEX verlor 7,6% - besteht bei den Metallen Aufholpotenzial. Offensichtlich zeigen sich die Marktteilnehmer zuversichtlich, dass man sich im US-Haushaltsstreit einigen kann, wodurch automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in Höhe von 600 Mrd. USD Anfang 2013 vermieden würden.

Positiv aufgenommen wurde auch die Aufwärtsrevision des BIP für das dritte Quartal in den USA, auch wenn diese größtenteils auf einen stärkern Lageraufbau zurückzuführen war. Darüber hinaus gab es gute Daten vom US-Häusermarkt. Sollte der morgen zur Veröffentlichung anstehende offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China für November positiv ausfallen, dürften die Metallpreise ihren Schwung mit in die neue Woche hinübernehmen. China und die USA sind die beiden größten Nachfrageländer nach Metallen. Weitere Unterstützung dürften die Metallpreise von zuletzt festen Aktienmärkten rund um den Globus erfahren, die den wieder höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrücken.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT ist zunächst an der Marke von 9 USD je Scheffel abgeprallt und erstmals seit fünf Handelstagen gefallen. Der Preisrückgang setzt sich heute fort. Aktuell handelt CBOT-Weizen bei weniger als 8,8 USD je Scheffel. MATIF-Weizen hat sich von den Höchstständen ebenfalls etwas entfernt und notiert bei knapp 275 EUR je Tonne. Auslöser waren Exportzahlen des US-Landwirtschaftsministeriums. Diese zeigten einen Rückgang der US-Weizenexporte in der letzten Woche um mehr als 50% im Wochenvergleich auf 297,3 Tsd. Tonnen. Angesichts des schwindenden Angebots in der Schwarzmeerregion war mit einem höheren Wert gerechnet worden.

Seit Beginn des Erntejahres wurden 11,1 Mio. Tonnen US-Weizen exportiert. Das sind 2,2% weniger als im Vorjahreszeitraum. Offensichtlich hinterlässt das gestiegene Preisniveau Spuren bei der Nachfrage nach US-Weizen. Ähnliches lässt sich für EU-Weizen nicht sagen. Hier kam es in dieser Woche sogar zu einem Anstieg der Exporte auf 438 Tsd. Tonnen. Seit Beginn des Erntejahres summieren sich die EU-Weizenexporte auf 7,3 Mio. Tonnen. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres lagen die kumulierten Exporte bei 6,5 Mio. Tonnen. Ob sich die Dynamik in den kommenden Wochen fortsetzt, bleibt abzuwarten. Denn mittlerweile ist EU-Weizen deutlich teurer als US-Weizen. Eine Tonne EU-Weizen kostet derzeit knapp 360 USD, eine Tonne US-Weizen gut 320 USD.




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