Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Schwache US-Daten bremsen Preisanstieg aus

04.12.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Neue Nachfragesorgen haben den Preisanstieg bei Brent ausgebremst, nachdem gestern mit 112,3 USD je Barrel zwischenzeitlich ein 6-Wochenhoch markiert wurde. Auslöser für den Preisrückgang auf 110,5 USD je Barrel war ein deutlich schwächer als erwartet ausgefallener US-Einkaufsmanagerindex (siehe auch Industriemetalle auf Seite 2). Hinzu kommt die Unsicherheit über den US-Haushaltsstreit, welche auf der Stimmung lastet. Die Angebotsrisiken, der schwächere US-Dollar und die Aussicht auf eine Aufstockung des Anleihekaufvolumens bei der Fed-Sitzung in der kommenden Woche sollten den Preisrückgang begrenzen. Wir gehen daher nur von einer vorübergehenden Preisschwäche aus. Die Finanzanleger scheinen ebenfalls von weiter steigenden Ölpreisen auszugehen.

Laut gestern veröffentlichter ICE-Daten zur Marktpositionierung stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 27. November um 10,9 Tsd. auf 105,7 Tsd. Kontrakte. Dies ist der höchste Stand seit sechs Wochen. Innerhalb der letzten zwei Berichtswochen wurden die Netto-Long-Positionen um knapp 30 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Die Zahl der ausstehenden Terminkontrakte (Open Interest) bei Brent ist ebenfalls weiter gestiegen und erreichte in der Woche zum 27. November mit gut 1,29 Mio. Kontrakten den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Januar 2011, was auf ein zunehmendes Anlegerinteresse bei Brent hindeutet. Das Open Interest bei Brent hat zudem seinen Abstand zum Open Interest bei WTI deutlich verringern können. Aktuell beträgt dieser weniger als 20%. Brent gewinnt also auch gegenüber WTI bei den Marktteilnehmern an Bedeutung.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist heute Morgen zum ersten Mal seit vier Wochen kurzfristig unter die Marke von 1.700 USD je Feinunze gefallen. Dies ist umso bemerkenswerter, da der US-Dollar gegenüber dem Euro auf ein 6-Wochentief abgewertet hat. In Euro gerechnet gibt er aufgrund der schwachen US-Währung sogar auf ein 3½-Monatstief von knapp über 1.300 EUR je Feinunze nach. Offensichtlich hat sich die Situation im Hinblick auf die Euro-Schuldenkrise entspannt bzw. haben die Marktteilnehmer diese verdrängt.

Die Euro-Finanzminister haben gestern Abend formal die bereits zugesagten Hilfen für die spanischen Banken in Höhe von 39,5 Mrd. EUR gebilligt. Daneben wurde am Markt der angekündigte Schuldenrückkauf Griechenlands positiv aufgenommen. Der Preisrückgang bei Gold ging übrigens nicht mit einer schwächeren ETF-Nachfrage einher. Im Gegenteil, die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern den zwölften Handelstag in Folge Zuflüsse, womit die niedrigeren Preise offensichtlich als attraktive Kaufgelegenheiten betrachtet werden. Wir erachten daher die aktuelle Preisschwäche als nicht nachhaltig.

In den USA ziehen die Autoabsätze weiter an. So ist die saisonalbereinigte annualisierte Verkaufsrate im November auf 15,46 Mio. Einheiten gestiegen. Dies sind 8,7% mehr als im Oktober und sogar 14,5% mehr als vor einem Jahr und stellt zugleich den höchsten Wert seit Februar 2008 dar. Von den anziehenden Autoabsätzen sollten Platin und vor allem Palladium profitieren, da der US-Automarkt benzinlastig ist und Palladium in der Produktion von Katalysatoren für Benzinmotoren eingesetzt wird.

Open in new window


Industriemetalle

Die Metallpreise stehen weiter unter Druck, nachdem sie schon gestern einen Teil ihrer zwischenzeitlichen Gewinne wieder abgegeben haben. In den USA enttäuschte der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, der im November unerwartet stark auf 49,5 und damit den tiefsten Stand seit Juni 2009 gefallen ist. Der ISM-Index liegt somit auch zugleich zum ersten Mal seit drei Monaten wieder unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt. Offensichtlich lähmt die Unsicherheit über die zum Jahresende drohende "fiskalische Klippe“ die Aktivitäten. Allerdings könnte diese schwache Zahl die Aufstockung von "QE3“ in den USA nächste Woche im Rahmen der Sitzung der US-Notenbank Fed wahrscheinlicher machen. Dies sollte sich wiederum positiv auf die Rohstoffpreise im Allgemeinen auswirken.

Das staatliche chinesische Research-Institut Antaike schätzt, dass die lokale Aluminiumnachfrage in diesem Jahr um 7,2% auf 21,5 Mio. Tonnen steigt. Im nächsten Jahr soll sie um 8,6% auf 23,35 Mio. Tonnen zulegen. Durch die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten dürfte die Produktion allerdings stärker ausgeweitet werden (auf insgesamt 24 Mio. Tonnen in 2013), womit in beiden Jahren am chinesischen Aluminiummarkt Angebotsüberschüsse bestehen. Dies dürfte sich in weiter steigenden Lagerbeständen bemerkbar machen. An der LME wurde mit 5,21 Mio. Tonnen jüngst ein Rekordhoch erreicht und auch an der SHFE ist es seit Mitte Juli zu einem beträchtlichen Lageraufbau gekommen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker reagierte gestern mit dem stärksten Anstieg seit zwei Wochen auf Nachrichten aus Indien, wonach die bisherigen Erntemengen dort deutlich hinter dem Vorjahr zurückbleiben. Zwar wurde bereits damit gerechnet, dass die Rekordernte des Vorjahres von gut 26 Mio. Tonnen unerreicht bleibt. Dennoch beunruhigen die Verzögerungen bei der Verarbeitung des Zuckerrohrs im Anbaugebiet Uttar Pradesh im Oktober und November den Markt zumindest kurzzeitig. In dieser Zeit blieb die Produktion hier um 52% hinter dem Vorjahr zurück. Dabei hat der Präsident der dortigen Zuckermühlenvereinigung gleichzeitig sogar eine Produktionsausdehnung für die Gesamtsaison 2012/13 gegenüber dem Vorjahr von 7 Mio. auf 8 Mio. Tonnen in Aussicht gestellt.

Für Indien insgesamt rechnet die indische Zuckermühlenvereinigung allerdings bedingt durch den verzögerten Monsun mit einem Rückgang der Produktion in 2012/13 auf 24 Mio. Tonnen Zucker, andere Marktbeobachter liegen mit ihren Schätzungen bereits darunter. Die heimische Nachfrage dürfte sich in etwa auf dem Niveau von 23 Mio. Tonnen bewegen. Nennenswertes Exportpotenzial dürfte daher in der laufenden Saison nicht bestehen, während in den beiden Jahren zuvor jeweils über 3,5 Mio. Tonnen auf den Weltmarkt geliefert worden waren. Angesichts des reichlich versorgten Weltmarkts dürfte dies allerdings die Preise nicht wesentlich nach oben treiben.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"