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JPY markiert gegenüber USD neue historische Höchstmarken - CHF gesucht

17.03.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) bei 1.3930, nachdem im europäischen Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4000 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.40, während EUR-CHF bei 1.2570 oszilliert.

Die Lage in Fukushima bleibt für die Finanzmärkte bestimmend. Gestern haben persönliche Äußerungen von Herrn Oettinger (vielen Dank, Politiker sind schon klasse …), dass die Lage in Fukushima außer Kontrolle sei, als Katalysator dafür gesorgt, dass die Risikoaversion und Liquiditätspräferenz massiv zunahm. Aktien wurden aggressiv abverkauft, der JPY konnte gegenüber dem USD neue Höchstkurse markieren und der CHF war gesucht. Der Markt bleibt gegenüber derartigen Äußerungen äußerst anfällig.

Bezüglich JPY und CHF ergibt sich ein erhöhtes Interventionsrisiko offener oder verdeckter Natur seitens der G-7 oder auch G-10 Veranstaltung. Systemisches Risiko über Devisenmarktbewegungen zuzulassen, steht seit Ausbruch der Finanzkrise übrigens nicht auf der Agenda von G-30 ….

Die von Fukushima ausgehenden Sorgen sind berechtigt. Das Risiko einer Kernschmelze ist real. Ebenso bedarf es glücklicher Umstände, dass Tokio nicht von möglichen radioaktiven Wolken nachhaltig belastet wird. Ergo ist der mentale Zustand am Finanzmarkt verständlich.

Rational muss hinterfragt werden, ob diese Entwicklungen in Japan die Erholung der Weltwirtschaft gefährden können. Sofern die nukleare Katastrophe auf das Umfeld Fukushimas begrenzt bleibt, ist eine Gefährdung der Weltwirtschaft unwahrscheinlich. Im Gegenteil würde der Wiederaufbau und die Neuausrichtung in einigen westlichen Ländern in der Energiepolitik erhöhte Wachstumskräfte freisetzen. Das wäre jedoch anders gelagert, wenn der Großraum Tokio durch Radioaktivität nachhaltig beeinträchtigt würde. Dann wäre eine verlängerte Paralyse in der Weltwirtschaft wahrscheinlich, bevor sich nachhaltiges Wachstum einstellt, unter anderem über eine global veränderte Energiepolitik.

Es geht faktisch um die Frage der Dimension der nuklearen Katastrophe und die daraus resultierende Amplitude der möglichen Risikoaversion. Die Risikoaversion in der Finanzwirtschaft kann dabei durchaus die Risikoaversion in der Realwirtschaft beeinflussen.

Wie wirkt sich die Krise bezüglich der wirtschaftlichen Rolle Japans in der Arbeitsteilung der Weltwirtschaft aus? Japan besitzt beispielsweise im Elektrotechniksektor eine starke Rolle. Ein Ausfall Japans als Produzent ist geeignet, Versorgungsengpässe zu forcieren. Diese Versorgungsengpässe sollten jedoch im Ernstfall ein temporäres Phänomen darstellen. Ausfälle aus Japan heraus können damit auf kurze Sicht das Wachstum vermindern. Damit wird die Nachfrage aber nicht alterniert, sondern das Wachstum verschiebt sich auf der Zeitskala lediglich nach hinten.

Zusätzlich wäre dank der Knappheit nach diesen Gütern verstärkter inflationärer Druck zu erwarten. Insgesamt würden Inflationserwartungen durch eine derartige Konstellation positiv beeinflusst. Was für den Elektrotechniksektor gilt, gilt auch für den Automobilsektor und weitere Branchen. So würden die Wartelisten für neue Modelle von Daimler und BMW oder Audi etwas länger ausfallen als ohnehin schon.

Die wirtschaftlichen Daten haben derzeit kaum Marktwirkung. Aus diesem Grunde sind auch die heutigen Veröffentlichungen bei der Bewertung mit „Gering“ eingestuft. Der Vollständigkeit halber werfen wir einen kurzen Blick auf die gestrigen Veröffentlichungen.
  • Die Verbraucherpreise der Eurozone wurden in der finalen Berechnung per Februar bei 2,4% Anstieg im Jahresvergleich bestätigt.

  • Das US-Leistungsbilanzdefizit per 4. Quartal 2010 stellte sich auf 113,3 Mrd. USD (Prognose 110 Mrd. USD) nach 127.3 Mrd. USD per 4. Quartal 2010.

  • Die US-Erzeugerpreise legten stärker als erwartet zu. Per Februar kam es zu einer Zunahme im Monatsvergleich um 1,6% (Prognose 0,7%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 5,8% nach zuvor 3,7%.

  • Die US-Neubaubeginne sanken per Februar im Monatsvergleich um 22,5% von 618.000 (revidiert von 596.000) auf 479.000 in der annualisierten Darstellung (Prognose 570.000).

Zwei Tendenzen sind hier erkennbar. Der inflationäre Druck sowohl in den USA als auch in der Eurozone nimmt zu, teilweise stärker als von den Profis erwartet. Die Krise in den USA ist nicht beendet. Das gilt sowohl für den Wohnimmobiliensektor als auch für die Abhängigkeit der USA vom ausländischen Kapital.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Bandbreite 1.3420-1.3450 neutralisiert den positiven Bias des Euro.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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