Ölpreis fällt nach Draghi-Kommentaren weiter
07.12.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise gaben gestern den zweiten Tag in Folge deutlich nach. Der Brentölpreis fiel zeitweise unter 107 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit vier Wochen. Der WTI-Preis fiel auf weniger als 86 USD je Barrel und hat damit sämtliche Gewinne der letzten Woche wieder abgegeben. Auslöser für den Preisrutsch um mehr als zwei US-Dollar waren Kommentare von EZB-Präsident Draghi, welcher sich auf der EZB-Pressekonferenz wenig zuversichtlich hinsichtlich der Konjunkturentwicklung der Eurozone im kommenden Jahr zeigte. Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit über den US-Haushaltsstreit. Somit haben die Nachfragesorgen derzeit die Oberhand gewonnen. Der Ausbruch der Gewalt in Ägypten hatte hingegen keinen Einfluss auf die Ölpreise. Dies kann sich allerdings ändern, wenn sich der Fokus der Marktteilnehmer wieder stärker auf die Angebotsrisiken richtet.
Wir erachten das Ausmaß des Preisrückgangs als übertrieben und rechnen mit einer Preiserholung. Keine Entspannung gibt es bei den Mitteldestillaten in Westeuropa. Die Gasölvorräte in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) sind in der Woche bis gestern laut Daten von PJK International zwar um 2,7% auf 1,847 Mio. Tonnen gestiegen. Das Niveau der Lagerbestände ist aber weiterhin ausgesprochen niedrig. Zudem könnte es in der kommenden Woche aufgrund des Kälteeinbruchs zu einem erneuten Lagerabbau kommen. Der jüngste Preisrückgang bei Gasöl und die Einengung des Gasöl-Crackspreads dürfte daher nicht von Dauer sein.
Edelmetalle
Die paradoxe Verhaltensweise von Gold setzt sich fort: So kann sich das gelbe Edelmetall seit gestern gegen einen festen US-Dollar behaupten. In den Tagen zuvor stand Gold hingegen trotz einer Abwertung der US-Währung stark unter Druck. Die Fluktuation des EUR/USD-Wechselkurses macht sich vor allem in einer hohen Volatilität beim Goldpreis in Euro bemerkbar. Die EZB hat gestern ihre Konjunkturprognosen für den Euroraum für 2013 deutlicher gesenkt als erwartet. Da sie überraschenderweise zugleich für die nächsten beiden Jahre Inflationsraten von unter 2% erwartet, haben die Ratsmitglieder auf ihrer Sitzung eine Zinssenkung diskutiert.
Auch wenn die Zinsen gestern letztendlich nicht gesenkt wurden, bedeuten niedrige Zinsen geringe Opportunitätskosten für Gold. Dies macht das gelbe Edelmetall, das keine Zinsen abwirft, attraktiv und sollte zugleich zu steigenden Preisen beitragen. Unterstützt werden könnte der Goldpreis auch durch die heutige Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichtes in den USA, der allerdings durch Hurrican "Sandy" verzerrt ist. Sollte die Arbeitslosenquote höher als erwartet ausfallen, könnte die US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung kommende Woche eine Aufstockung von "QE3" beschließen, was sich wiederum in einem schwachen US-Dollar bemerkbar machen sollte. Wir gehen schon kurzfristig von einer Erholung des Goldpreises aus und erachten das aktuelle Preisniveau als attraktive Kaufgelegenheit.
Industriemetalle
An den Zink- und Bleimärkten bahnt sich eine ähnliche Entwicklung an wie bei Aluminium. Denn so wurden im Falle von Zink die gekündigten Lagerscheine - diese zeigen an, wie viel Material zur Auslieferung aus den Lagerhäusern angefordert wird - an der LME seit Mitte des Jahres fast vervierfacht und haben aktuell mit 623,5 Tsd. Tonnen ein Rekordhoch erreicht. Gleichzeitig sind jedoch die Zinkvorräte in den Lagerhäusern der LME selbst fast auf ein Allzeithoch von 1,24 Mio. Tonnen gestiegen. Ein vergleichbares Bild ergibt sich bei Blei. Hier wurden die gekündigten Lagerscheine an der LME in den letzten knapp vier Monaten auf ein Rekordhoch von 168,4 Tsd. Tonnen verfünffacht.
Die LME-Bleivorräte liegen aber mit 359,5 Tsd. Tonnen in der Nähe eines 7-Monatshochs. Die nach wie vor sehr laxen Auslieferungsbestimmungen der LME für die Lagerhausbetreiber verhindern in beiden Fällen, dass es zu einem Abbau der Bestände kommen kann. Einhergehend mit Finanztransaktionen wird sowohl bei Zink als auch bei Blei der Markt künstlich verknappt. Die Finanztransaktionen werden durch den Contango in den beiden Forward-Kurven attraktiv. Wie bei Aluminium könnte es daher auch bei Zink und Blei zu hohen bzw. weiter steigenden physischen Prämien kommen, die auf den jeweiligen LME-Preis gezahlt werden müssen. Damit könnten sich die Preise auch von den fundamentalen Rahmendaten abkoppeln.
Agrarrohstoffe
Der Preisrückgang bei Weizen in dieser Woche hat nichts mit den Fundamentaldaten am Weizenmarkt zu tun. Diese deuten auf eine robuste Nachfrage und eine Verknappung des Angebots hin. Die EU hat in dieser Woche 712 Tsd. Tonnen Weizen für den Export freigegeben. Das ist der höchste Wochenwert seit mehr als zwei Jahren. Schon vor zwei Wochen hatte es ähnlich hohe Weizenexporte gegeben. Seit Beginn des laufenden Erntejahres im Juli wurden von der EU bislang 8 Mio. Tonnen Weizen exportiert. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es lediglich 6,6 Mio. Tonnen. Bis Anfang November lagen die kumulierten Exporte noch gleichauf. Seither hat die Exportdynamik merklich angezogen.
Die Anzeichen verdichten sich, dass das Weizenangebot aus der Schwarzmeerregion allmählich ausgeht und somit verstärkt auf Weizen aus der EU zurückgegriffen wird. Die robuste Nachfrage nach EU-Weizen dürfte den Preis für MATIF-Weizen auf einem hohen Niveau halten. Besorgniserregende Nachrichten kommen aus den USA. Agrarexperten zufolge könnten mehr als 25% der US-Winterweizenflächen aufgegeben werden, wenn es in den kommenden Monaten zu keiner Verbesserung der Wetterbedingungen kommt. Extreme Trockenheit, ungewöhnlich warme Temperaturen und starke Winde haben dazu geführt, dass sich die Winterweizenpflanzen in den USA Ende November in einem rekordschlechten Zustand befanden.
Die Ölpreise gaben gestern den zweiten Tag in Folge deutlich nach. Der Brentölpreis fiel zeitweise unter 107 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit vier Wochen. Der WTI-Preis fiel auf weniger als 86 USD je Barrel und hat damit sämtliche Gewinne der letzten Woche wieder abgegeben. Auslöser für den Preisrutsch um mehr als zwei US-Dollar waren Kommentare von EZB-Präsident Draghi, welcher sich auf der EZB-Pressekonferenz wenig zuversichtlich hinsichtlich der Konjunkturentwicklung der Eurozone im kommenden Jahr zeigte. Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit über den US-Haushaltsstreit. Somit haben die Nachfragesorgen derzeit die Oberhand gewonnen. Der Ausbruch der Gewalt in Ägypten hatte hingegen keinen Einfluss auf die Ölpreise. Dies kann sich allerdings ändern, wenn sich der Fokus der Marktteilnehmer wieder stärker auf die Angebotsrisiken richtet.
Wir erachten das Ausmaß des Preisrückgangs als übertrieben und rechnen mit einer Preiserholung. Keine Entspannung gibt es bei den Mitteldestillaten in Westeuropa. Die Gasölvorräte in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) sind in der Woche bis gestern laut Daten von PJK International zwar um 2,7% auf 1,847 Mio. Tonnen gestiegen. Das Niveau der Lagerbestände ist aber weiterhin ausgesprochen niedrig. Zudem könnte es in der kommenden Woche aufgrund des Kälteeinbruchs zu einem erneuten Lagerabbau kommen. Der jüngste Preisrückgang bei Gasöl und die Einengung des Gasöl-Crackspreads dürfte daher nicht von Dauer sein.
Edelmetalle
Die paradoxe Verhaltensweise von Gold setzt sich fort: So kann sich das gelbe Edelmetall seit gestern gegen einen festen US-Dollar behaupten. In den Tagen zuvor stand Gold hingegen trotz einer Abwertung der US-Währung stark unter Druck. Die Fluktuation des EUR/USD-Wechselkurses macht sich vor allem in einer hohen Volatilität beim Goldpreis in Euro bemerkbar. Die EZB hat gestern ihre Konjunkturprognosen für den Euroraum für 2013 deutlicher gesenkt als erwartet. Da sie überraschenderweise zugleich für die nächsten beiden Jahre Inflationsraten von unter 2% erwartet, haben die Ratsmitglieder auf ihrer Sitzung eine Zinssenkung diskutiert.
Auch wenn die Zinsen gestern letztendlich nicht gesenkt wurden, bedeuten niedrige Zinsen geringe Opportunitätskosten für Gold. Dies macht das gelbe Edelmetall, das keine Zinsen abwirft, attraktiv und sollte zugleich zu steigenden Preisen beitragen. Unterstützt werden könnte der Goldpreis auch durch die heutige Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichtes in den USA, der allerdings durch Hurrican "Sandy" verzerrt ist. Sollte die Arbeitslosenquote höher als erwartet ausfallen, könnte die US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung kommende Woche eine Aufstockung von "QE3" beschließen, was sich wiederum in einem schwachen US-Dollar bemerkbar machen sollte. Wir gehen schon kurzfristig von einer Erholung des Goldpreises aus und erachten das aktuelle Preisniveau als attraktive Kaufgelegenheit.
Industriemetalle
An den Zink- und Bleimärkten bahnt sich eine ähnliche Entwicklung an wie bei Aluminium. Denn so wurden im Falle von Zink die gekündigten Lagerscheine - diese zeigen an, wie viel Material zur Auslieferung aus den Lagerhäusern angefordert wird - an der LME seit Mitte des Jahres fast vervierfacht und haben aktuell mit 623,5 Tsd. Tonnen ein Rekordhoch erreicht. Gleichzeitig sind jedoch die Zinkvorräte in den Lagerhäusern der LME selbst fast auf ein Allzeithoch von 1,24 Mio. Tonnen gestiegen. Ein vergleichbares Bild ergibt sich bei Blei. Hier wurden die gekündigten Lagerscheine an der LME in den letzten knapp vier Monaten auf ein Rekordhoch von 168,4 Tsd. Tonnen verfünffacht.
Die LME-Bleivorräte liegen aber mit 359,5 Tsd. Tonnen in der Nähe eines 7-Monatshochs. Die nach wie vor sehr laxen Auslieferungsbestimmungen der LME für die Lagerhausbetreiber verhindern in beiden Fällen, dass es zu einem Abbau der Bestände kommen kann. Einhergehend mit Finanztransaktionen wird sowohl bei Zink als auch bei Blei der Markt künstlich verknappt. Die Finanztransaktionen werden durch den Contango in den beiden Forward-Kurven attraktiv. Wie bei Aluminium könnte es daher auch bei Zink und Blei zu hohen bzw. weiter steigenden physischen Prämien kommen, die auf den jeweiligen LME-Preis gezahlt werden müssen. Damit könnten sich die Preise auch von den fundamentalen Rahmendaten abkoppeln.
Agrarrohstoffe
Der Preisrückgang bei Weizen in dieser Woche hat nichts mit den Fundamentaldaten am Weizenmarkt zu tun. Diese deuten auf eine robuste Nachfrage und eine Verknappung des Angebots hin. Die EU hat in dieser Woche 712 Tsd. Tonnen Weizen für den Export freigegeben. Das ist der höchste Wochenwert seit mehr als zwei Jahren. Schon vor zwei Wochen hatte es ähnlich hohe Weizenexporte gegeben. Seit Beginn des laufenden Erntejahres im Juli wurden von der EU bislang 8 Mio. Tonnen Weizen exportiert. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es lediglich 6,6 Mio. Tonnen. Bis Anfang November lagen die kumulierten Exporte noch gleichauf. Seither hat die Exportdynamik merklich angezogen.
Die Anzeichen verdichten sich, dass das Weizenangebot aus der Schwarzmeerregion allmählich ausgeht und somit verstärkt auf Weizen aus der EU zurückgegriffen wird. Die robuste Nachfrage nach EU-Weizen dürfte den Preis für MATIF-Weizen auf einem hohen Niveau halten. Besorgniserregende Nachrichten kommen aus den USA. Agrarexperten zufolge könnten mehr als 25% der US-Winterweizenflächen aufgegeben werden, wenn es in den kommenden Monaten zu keiner Verbesserung der Wetterbedingungen kommt. Extreme Trockenheit, ungewöhnlich warme Temperaturen und starke Winde haben dazu geführt, dass sich die Winterweizenpflanzen in den USA Ende November in einem rekordschlechten Zustand befanden.