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Griechenland reüssiert mit positiven Daten - achten wir auf die Medienresonanz

11.12.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.10 Uhr) bei 1.2960, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2887 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.33. In der Folge notiert EUR-JPY bei 106.65, während EUR-CHF bei 1.2083 oszilliert.

Wir freuen uns sehr über die Daten, die wir aus Griechenland erhalten:

Die Industrieproduktion verzeichnete im Jahresvergleich im letzten Berichtsmonat einen Anstieg um 2,0%. Das ist fraglos noch keine breite Trendwende. Es ist aber sehr wohl ein Anzeichen einer Bodenbildung, der Potential für eine Trendwende innewohnt.

Mehr noch sind wir hoch erfreut, dass die Gesundung der öffentlichen Finanzlage voran schreitet.

Obwohl per 2012 eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung von mehr als 6% auf der Agenda steht, hat es Griechenland geschafft, die Neuverschuldung im Jahresvergleich von 21,5 Mrd. auf 12,92 Mrd. Euro in der Periode Januar bis November zu reduzieren. Diese Reduktion ist Ausdruck von strukturellen fiskalischen Anpassungen. Was passiert eigentlich, wenn Griechenland wieder wächst? Die Wahrscheinlichkeit positiver fiskalischer Überraschungen ist für diesen Fall erheblich.

Wir sind erstaunt, diese Meldungen kaum in den Medien anzutreffen. Sind nur negative griechische Schlagzeilen geeignet, der deutschen Bevölkerung angedient zu werden?

Nicht nur in Griechenland kommt es zu positiven Meldungen. Das deutsche KfW-Mittelstandsbarometer erfreut per November bei den kleinen und mittleren Unternehmen mit einem deutlichen Plus um +3,0 auf +5,6 Punkte. Das gilt sowohl für die Lage (+2,9 auf +17,3 Punkte) als auch die Erwartungen auf Sechsmonatssicht (+3,1 auf -6,2 Punkte). Der achtmonatige Abwärtstrend ist damit voraussichtlich gebrochen. Großunternehmen zeigen sich skeptischer. Hier kam es per November zu einem Anstieg um +0,9 auf -3,4 Saldenpunkte.

Damit nicht genug. Auch aus China hat uns zu Wochenbeginn eine Phalanx positiv überraschender Wirtschaftsdaten erreicht. Wir verweisen auf die Rubrik "Letzte Nachrichten" und fokussieren uns auf die Charts der Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsätze.

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Es verdichtet sich für China ein Bild, das per 2012 ein Wachstum des BIP zwischen 7,6% - 7,8% impliziert.

Das halten wir nach 30 Jahren durchschnittlichen Wachstums in Höhe von 9% trotz einer globalen Schwächephase, die durch das Systemrisiko der Defizitkrise der Eurozone begründet war, für erstaunlich widerstandsfähig.

Einen Tag ohne negative Nachrichten gibt es nicht. Herr Berlusconi meldet sich mit seinen 76 Jahren zurück. Ein zu vier Jahren Haft verurteilter Protagonist, dessen Strafe noch nicht rechtskräftig ist, glaubt noch einmal an seine Chance.

Wir sehen das deutlich skeptischer. Das gilt auch vor dem Hintergrund, dass Berlusconi als Premier Italiens nachweislich Bunga Bunga mit Reformpolitik verwechselte, was selbst der italienischen Bevölkerung mittlerweile klar geworden sein dürfte.

Wir bedienen uns der Einlassung Montis, um Sachlichkeit Raum zu bieten:

Italiens Ministerpräsident Mario Monti hat nach eigenen Worten derzeit nicht vor, nach seinem Rücktritt bei den Wahlen als Kandidat anzutreten. Er konzentriere sich darauf, sein Mandat zu erfüllen, sagte der Regierungschef am Montag. Seine Regierung bleibe solange im Amt, bis eine neue Regierung stehe. Dies sollten sich die Finanzmarktteilnehmer bei allem Verständnis für die negativen Börsenreaktionen klarmachen. Die Marktreaktion sollte nicht dramatisiert werden, sagte Monti. Er sei zuversichtlich, dass die Wahlen eine verantwortungsvolle Regierung hervorbringen würden.

Monti hatte am Wochenende seinen Rücktritt angekündigt, nachdem seine Experten-Regierung den Rückhalt von Silvio Berlusconis Partei verloren hatte. Berlusconi wiederum kündigte nahezu zeitgleich an, als Kandidat antreten zu wollen. Dies hatte Sorgen vor einer Abkehr vom Sparkurs geschürt. Es wird erwartet, dass die Wahl statt im März nun bereits im Februar abgehalten wird.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2820 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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